Welche Anweisungen haben "systemrelevante" Mitarbeiter bei Netzbetreibern im Kriegsfall?

8 Antworten

ich war langjähriger mitarbeiter bei einem netzbetreiber und mir sind keine klauseln bekannt die irgendwas vorschreiben.glaub kaum das es eine einheit bei der bundeswehr gibt die das händeln kann im ernstfall.da gehört praktisches wissen und können dazu um ein netz zu betreiben.was mir bekannt ist aus erzählungen von alten kollegen,im 2ten weltkrieg wurden rüstige rentner die mal in dem bereich tätig waren wieder zum einsatz geholt um das netz zu betreiben

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Fragesteller
 21.10.2020, 13:33

Wäre das heutzutage immer noch so möglich?

Irgendwie muss ja alles im Ernstfall weiter funktionieren.

Ich stelle mir gerade vor wie das wohl wäre, wenn wirklich so richtig heftig der Krieg ausbricht und große Teile der Bevölkerung die Flucht ergreifen.

Ob dann bei der Bundeswehr kein Offizier daran denkt, dass auch diejenigen die Flucht ergreifen werden, die bei Netzbetreibern arbeiten?

Und bei der Bundeswehr gibt es also keine Leute, die dann die Netzbetreiber ersetzen können?

Das hieße ja quasi, dass ganze Truppengattungen zwar eine Infrastruktur nutzen, aber gar nicht adäquat weiter arbeiten können, sobald die Infrastruktur einfach wegbricht, weil diejenigen, die sonst immer zuständig sind, einfach alle weg sind.

Wenn also im Ernstfall der Strom in einem großen Gebiet einfach weg ist, dann ist er halt einfach weg? Sagen sich die Soldaten dann:

"Ja, dumm gelaufen. Kein Strom mehr. Jetzt machen wir uns Kerzen an, ziehen uns in die nächstbeste Halle zurück und spielen MauMau."?

Jetzt mal etwas überspitzt formuliert.

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in den arbeitsvertrag darf man so was konkret garnicht rein schreiben. schon aus rein rechtlichen gründen ginge das nicht. denn dein arbeitgeber würde dich ja dann quasi wie einen sklaven verkaufen.

in den meisten arbeitsverträgen stehen so sachen wie "in dringenden betribelichen belangen hat der arbeitgeber das recht, dem arbeitnehmer auch berufsfremde tätigkeitsfelder zuzuweisen"

und ja, es wird zumindest zum teil, improvisiert. weil ja noch keiner genau weiß, was und wie.

das haben wir ja damals vor über 10 jahren schon gesehen, als im münsterland eine ganze strecke ausgefallen ist.

es wird sich eben drauf verlassen, dass alle, oder zumindest die meisten mitarbeiter ihrer arbeit nachgehen.WAHRSCHEINLICH wird im kathastrophenfall keine direkte unterstellung an den staat erfolgen. schon alleine weil der kriesenstab mit ganz anderen dingen beschäftigt sein wird.

lg, anna

Bis 2000 gab es einen Teil der Bundeswehr, der territorial gegliedert war mit einer flächendeckenden Organisation aus Verteidigungs-Kreiskommandos (VKKs), -bezirkskommandos (VBKs), und Wehrbereichskommandos (WBKs). Alle mit Truppe (Kompanien und Bataillonen, sowie Heimatschutzbrigaden, alles beorderte Reservisten).

Im Rahmen der "Friedensdividende" nach Ende des Kalten Krieges wurde diese Territorialorganisation komplett aufgelöst, ebenso nach Aussetzen der Wehrpflicht die gesamte Wehrerfassungsorganisation. Sicherlich in deutscher Gründlichkeit, damit auch die Liegenschaften wie etwa Kasernen in größerem Umfang. Damit auch die Planungen im zivilen Bereich für den Verteidigungsfall (nur von Freunden umgeben...).

In 2010 dämmerte es den ersten Politikern, daß man wohl erheblich übertrieben hatte in der Naivität des Handelns. Ab 2011 wurden dann schrittweise RSUs (Regionale Sicherungs- und Unterstützungskräfte) in Kompaniestärke (ca 100 Mann/ Frau) bei den Landeskommandos aufgestellt. Insgesamt 30, bestehend aus Reservisten (solange wie es die noch gibt). Ab 2019 werden ergänzend auch Landesregimenter (Stärke ca 500 Reservisten) schrittweise (zuerst in Bayern) aufgestellt.

Alle diese haben den Auftrag, Infrastruktur zu schützen und Unterstützung bei Katastrophenfällen zusammen mit den "Blaulichtorganisationen" zu leisten.

Spezialeinheiten zur Sicherstellung von "systemrelevanten Tätigkeiten" gibt es naturgemäß nicht.

Hier helfen nur die Notstandsgesetze, die relevante Personen verpflichten können (auch deutsche Arbeitnehmer ausländischer Organisationen wie Vattenfall).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gute Frage...

  • Da scheiden sich die Geister wohl scho daran, was systemrelevant ist
  • Dann die Frage, ob es nur um Mitarbeiter, oder nicht ganz allgemein um systemrelevante Infrastruktur geht.
  • Da ist natürlich der Strom schon sehr wichtig, weil vieles von ihm abhängig ist. Und weil heute alle System noch viel anfälliger als früher auf Störungen und Sabotage sind, weil fast alles computergesteuert ist oder gar am Internet hängt.
  • Viele Pannen, die es immer wieder gibt, sind ja meist Informatikpannen, "Softwarefehler" oder Hackerangriffe. Aber wenn die Software abliegt, räumen nicht die Informatiker auf, sondern die Handwerker, die noch wissen, wie das Zeug auch im Handbetrieb läuft.
  • Daneben gibt es so fatale staatliche Fehler wie die geplante Abschaltung des UKW-Rundfunks! Diese relativ krisensichere Kommunikationsart zur Bevölkerung wird nun auch noch digitalisiert. Das gute alte Telefonnetz ist ja schon lange ein einziges Desaster...
  • Tja, und Krieg ist Krieg, da wird nur noch improvisiert. Da kümmert sich kaum einer um Verträge oder Dienstvorschriften...

Gar keine.

So wie im Zug der aktuellen Pandemie Erlasse für bestimmte Personengruppen getroffen werden und Ausnahmen für andere erlaubt sind, so wird es auch beim Ausrufen des Verteidigungsfalles ablaufen.

Die Bundeswehr hat Pläne für den V-Fall in der Schublade liegen und garantiert auch einen, wie relevante Stromnetze gesichert werden können.

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Fragesteller
 21.10.2020, 13:40

"Die Bundeswehr hat Pläne für den V-Fall in der Schublade liegen und garantiert auch einen, wie relevante Stromnetze gesichert werden können."

Aha. Das klingt schon ganz anders als andere Antworten hier.

Aber wenn das so stimmen sollte, dann würde ich ja gerade das, genau das, alles gerne mal genauer wissen.

Denn in der Schublade kann viel liegen. Pläne kann man immer viele machen.

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Meandor  21.10.2020, 22:15
@1011011101011

Naja, die Bundeswehr wird gerne als inkompetenter naiver Haufen hingestellt, aber die Bundeswehr hat auch Abteilungen die mit der kämpfenden Truppe, die die meisten noch vom Wehrdienst her kennen, wenig zu tun. Dort sitzen "sachbearbeitende Offiziere" mache Pläne und überarbeiten Pläne.

Klar müssen alle einen V-Fall Bezug haben, manche würden sich aber auch für ein Amtshilfe-Konzept in einem Katastrophenfall eignen.

Z.B. für den Fall, dass im V-Fall die Lebensmittel rationiert werden müssen, gibt es bereits jetzt vorgedruckte Lebensmittelkarte, die in irgendwelchen Archiven lagern.

Es gibt Übersichten über nichtmilitärische Infrastruktur die genutzt werden kann, und die im V-Fall erhalten bleiben sollte.

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