Was würdet ihr machen, wenn euer Kind in der Sonderschule wäre und sich schwer mit dem Lernen tut?

Das Ergebnis basiert auf 29 Abstimmungen

Ich würde es akzeptieren 76%
Ich würde schauen, dass es in der Hauptschule kommt 24%

18 Antworten

Ich würde es akzeptieren

Wenns doch das eigene Kind ist, und man von vorneherein den Weg dieses Kindes mitbekam/ lenkte... dann ist doch das Verhalten der Eltern klar (zumindest sehe ich das so): Das Kind fördern wo es nur geht, das Kind ermutigen.

Und nein, nicht alle Förderschulen sind einfach für Kinder "die sich schwer mit dem Lernen tun". Es gibt da beispielsweise noch Sprachförderschulen. Die Kinder dort sind nicht automatisch "dumm" oder "langsam" oder haben "Probleme mit dem Lernen". Sie haben aus ihren individuellen Gründen ein Sprachdefizit, das (im Laufe des idealerweise entspannteren Lernpensums im Schulalltag) mit zusätzlicher Hilfe von Fachleuten nach und nach therapiert wird.

Wir haben es, mit viel Förderung, viel Geduld, viel Zeit geschafft.

Ich würde es akzeptieren

Ich würde dafür sorgen, dass mein Kind die bestmögliche Förderung erhält, die es bekommen kann - und wenn das Lernen in kleinen Gruppen an einer Förderschule mit besonderes geschulten Lehrern ist, dann würde ich das definitiv einer renitenten Hauptschulklasse vorziehen.

Ich würde es akzeptieren

Ich würde das beste für mein Kind machen, in diesem Fall die Sonderschule. Für mich wäre es auch nicht schlimm wenn es auf eine Sonderschule gehen müsste. Eine Freundin meiner Schwester war oder ist auf einer Sonderschule da sie beim lernen Schwierigkeiten hat. Und es hat nichts über sie persönlich ausgesagt. Also würde ich das akzeptieren. Und wenn es besser klappt, würde ich vielleicht versuchen es auf eine normale Schule umzumelden. Meine Mutter hat es auch von der Hauptschule aufs Gymnasium geschafft.

Ich würde schauen, dass es in der Hauptschule kommt

Die beiden Auswahlmöglichkeiten reichen mir nicht!

Es wäre stark situationsbedingt!

Mein Bruder hatte Downsyndrom, war von Anfang an in der Sonderschule, wurde auch erst mit 8 eingeschult. Die gesamte Schulzeit über (Ende war mit 18, danach ging es in die geschützte Werkstatt) hat er in der Schule nicht mal das gesamte Alphabet durchgenommen. Ihn hat das nicht gestört. Einmal haben wir ihn von einem Klassenkameraden abgeholt, mit dem er sich getroffen hatte und mich traf der Schlag: Der arme Junge war in der gleichen Klasse wie mein Bruder und hatte das ganze Kinderzimmer voller Kindersachbücher über naturwissenschaftliche Themen! Der konnte also fließend lesen und solche Inhalte verstehen (mein Bruder hat zeitlebens nie verstanden, ob Deutschland die Hauptstadt von Berlin wäre oder umgekehrt. Das waren für ihn nur Wörter. Oder er hatte kaum Zahnverständnis im Zahlenraum über 20.)

Wenn also jemand wie mein Bruder dort wäre, würde ich das akzeptieren und mein Kind so fördern, wie es für das Kind passt, seine Interessen fördern, Bildung behutsam und passend vermitteln. Mein Bruder hat bspw. erst mit 18 ansatzweise die Uhrzeiten gelernt etc.

Wenn ich dagegen sehen würde, dass das Kind, wie sein Mitschüler mit den ganzen Sachbüchern, eine extreme Abweichung zwischen schulischer Anforderung und Interessen/ Potenzial hat, würde ich versuchen, herauszufinden, wie ich es fördern kann und warum es auf dieser Schule gelandet ist. Ob es andere Probleme wie ADS, Asperger oder Mobbing oder so gab, so dass es auf der GS sein ganzes Potenzial nicht zeigen konnte oder warum die Lehrer es als deutlich weniger begabt wahrnehmen als ich, so dass sie nicht versuchen, das Kind auf eine höhere Schulform vorzubereiten und einzustufen.

Später ist mir das noch mal begegnet, in der Werkstatt im ersten Jahr waren wir mit den "Mitarbeitern mit Behinderung" beim Bowling und zu meinem Entsetzten war dort ein schwarzer Junge, der erst seit ganz kurzem (wenige Jahre) in Deutschland war, lesen konnte und nun in dieser Werkstatt gelandet war. Der war auch den anderen Mitarbeitern mit Behinderung mMn so weit voraus wie ein Mittelstufenschüler einem Kindergartenkind!

Solche Menschen würde ich ganz dringend so weit fördern, dass sie in ihrem Leben etwas machen können, das ansatzweise ihrem Potenzial entspricht.

Wie wäre es, wenn man lesen könnte, sich für Themen interessiert und jahrelang in einer Klasse mit Schülern ist, die noch nicht mal den Stoff der zweiten Klasse beherrschen? Man würde immer weniger von sich erwarten und lernen, dass man nun mal niemals ausgelastet ist, vielleicht auch resignieren, man hätte gar nicht gelernt, normal zu lernen, sein Potenzial auszuschöpfen, sich z.B. auf eine Klassenarbeit oder einen Einstellungstest vorzubereiten. Solche Menschen muss man mMn unbedingt fördern, herausfinden, wo deren Hindernisse liegen und ihnen bewusst machen, dass sie etwas leisten können, dass sie lernen können und dass sie einen normalen Schulabschluss und einen normalen Beruf erreichen können.

Anderes sieht es halt aus, wenn jemand als Jugendlicher oder Erwachener auf dem Stand eines Grundschülers steht oder als 10jähriger auf dem Stand eines Vorschülers oder Kindergartenkindes und man MERKT und WEIß, dass er bestimmte Dinge niemals wird verstehen können. Abstrakte Konzepte zum Beispiel. Dass er nie wird im Zahlenraum über 100 rechnen können und Konzepte wie Multiplikation gar nicht begreifen kann, ganz zu schweigen von Mittelstufenstoff in den Lernfächern. Den sollte man nicht zusätzlich triezen, indem man ihm immer wieder vorführt, was er alles nicht schafft, dem sollte man es dann in der Sonderschule und mit dem ihm möglichen Weg bequem machen, ihm vermitteln, dass sein Leben trotzdem wertvoll und interessant sein kann, dass er andere Stärken hat, auch ohne Lesen und abstraktes Schulwissen ein erfülltes Leben haben kann.

Aber vorher gilt es, ggf. mit Hilfe von Experten, herauszufinden, was beim eigenen Kind der Fall ist, ob und wie man es fördern kann und wie man das am besten so angeht, dass das Kind motiviert wird, statt frustriert zu werden.
Meine Mutter hat bspw. mit meinem Bruder anfangs immer mal wieder einstündige Lernsessions gemacht, in denen anfangs ganz einfache Aufgaben dran kamen (malen, Zahlen schreiben usw.). Das war VIEL zu viel für ihn, er war massiv überfordert, hasste später bewusst Wissenssendungen für Kinder etc.

Sie hat ihn dann in Ruhe gelassen und mit ca. 18 wieder angefangen, morgens wurde auf eine Tafel eine Zahl, das Datum, eine Uhrzeit, ein Wort geschrieben. Damit lernte er kontinuierlich, aber langsam und mit sehr viel Wiederholung. Was er einmal gelernt hatte, behielt er sehr gut. Durchs Fernsehen lernte er viele Buchstaben, Wörter (Namen der Sender), die Uhrzeit. Das wurde täglich wiederholt, so dass er es irgendwann so nebenbei konnte und unterwegs geschriebene Uhrzeiten und Sendernamen vorlesen konnte.

Hätte man das vorher gewusst, hätte man früh eine Förderung in diese Richtung machen können - täglich immer wieder das gleiche in minikurzen Lerneinheiten wiederholen, bis er es kann und dann zum nächsten übergehen.

Wichtig ist mMn wirklich, erst mal herauszufinden, was man dem Kind zutrauen kann, was es schaffen kann und wie man es am besten fördert. Dann kann man kompetent entscheiden, sonst nicht!

Es bringt nichts, ein Kind in der Sonderschule versauern zu lassen, das gern lernen würde, aber nicht weiß wie oder sich nichts mehr zutraut.

Es bringt aber auch nichts, ein Kind durch die Hauptschule zu "prügeln", dass noch nicht mal alle Buchstaben kennt oder Konzepte wie Landkarten, Schemata, Verallgemeinerungen, Konzepte verstehen kann. Dass also nur da sitzt und merkt, alle anderen verstehen es und ich nie. So etwas ist nur Quälerei!

Alle anderen können lesen, das eigene Kind nicht. Andere hören Songs auf Englisch, das Kind kann kein Englisch, nur vielleicht zwei Wörter. Andere schreiben Geschichten, gehen zum Sport, lernen ein Instrument und das eigene Kind kann niemals dabei mithalten. Dann erlebt es immer nur, dass alle anderen besser sind und wird immer frustrierter.

Für mich war es eine Offenbarung, als ich meinen Bruder in späteren Jahren im Wohnheim für geistig Behinderter erlebte ("Ferienbetreuung"). Da war eine Kommunikation untereinander mit Kichern, Gestik, internen Späßen, die mit uns (Eltern und Geschwistern) gar nicht möglich war. Er hat später mit einer Freundin öfter telefoniert und große Teile des Telefonats bestanden aus den Wörtern "bui-bui". Dabei blühten beide total auf.

In diesen Situationen merkte man wirklich, dass er sich stark unserer Familienkommunikation anpassen musste und dabei einen Teil von sich nicht zeigen konnte.

Wenn ein Kind in so einer Situation unter Gleichbefähigten aufblüht, unter Höherbefähigten aber immer hinterherhechelt, sollte man ihm die Umgebung mit Gleichbefähigten gönnen, ohne sich Schuldgefühle zu machen!

Das Kind kann dann ein erfülltes Leben haben, das komplett anders aussieht als das, was sich die Eltern unter einem erfüllten Leben für sich oder nichtbehinderter oder nicht intellektuell eingeschränkte Geschwisterkinder vorstellen!

heyaa, ich hatte auch einen integrationsplatz, voralem weil ich verhaltensauffälig war und eine art lern/motivations störung hatte/habe.. ich habe auch realschulabschlus gemacht und bin auch an sich nicht behindert, aber hatte eben eine schwierige kindheit auch auf grund familiärer probleme.. ich habe auch gemerkt, das manche eltern sehr komisch mit ihren kindern umgehen und finde es auch iwie doof.. joa, ich hoffe das hat dir irgendwie geholfen oder so :) schönen abend noch

verreisterNutzer  25.03.2023, 01:29

+ ansich binn ich auch nicht dümmer als der durchschnitt..

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