Was wechselt bei Wechselspannung?

3 Antworten

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Der teschniche Strom (+ nach -) existiert eigentlich nicht, sondern nur der physikalische (- nach +) oder?

Richtig. Jedenfalls in Metallen. In Salzlösungen existiert beides. In der Praxis aber nicht relevant, du musst nur immer wissen, von was du sprichst. Elektronische Schaltsymbole orientieren sich immer an der technischen Stromrichtung.

Wenn wir einen Widerstand an eine Gleichspannung anschließen,
interessiert diesen doch nicht wie er durchflossen wird? Also sprich wie
man polt oder?

Richtig, dem Widerstand ist die Polung egal. Bei anderen Bauteilen, wie Halbleitern, Elkos u.a. ist das aber anders.



Dann zu der eigentlichen Frage mit Wechselspannung. Dieser wechselt ja
so wie ich es verstanden habe in einer gewissen Zeit von + nach - . Also
Minus und Pluspol wechseln. Wenn wir jetzt in einen Widerstand
anschließen wird er ja sozusagen erst von der einen Seite durchflossen,
dann genau andersherum, oder?

Im Prinzip ja. Nur, dass die Polung nicht schlagartig wechselt, sondern einer Sinuskurve folgt. Mit der wechselnden Spannung schwingt auch die Stromstärke und natürlich auch die Stromrichtung immer hin und her. 

Wechselspannung wird ja mit z.b. einem Generator erzeugt, an dem L und N abgegriffen werden.

Nicht ganz. Das ist zwar so möglich, aber in der Praxis wird meistens Drehstrom erzeugt, also drei Phasen und ein Neutralleiter. Die drei Phasen haben alle die selbe Spannung, schwingen aber zeitlich versetzt zueinander.

Aus dem Rest deiner Frage schließe ich, dass du mit dem Begriff "Spannung" noch ein Verständnisproblem hast.

Spannung ist immer ein relativer Wert. Eine Spannung kann man immer nur zwischen zwei Punkten messen. Wenn du ein Voltmeter an eine Ader einer Hochspannungsleitung halten würdest (bitte nicht!), würdest du 0V messen. Wieso? Dir fehlt der Referenzpunkt.

Erst wenn du mit dem zweiten Pol etwas berührst, dass einen andere Spannung hat, kannst du die Spannung zwischen den Polen messen.

Du kannst das mit Einem Berg vergleichen: Runterfallen kannst du erst, wenn du einen Höhenunterschied hast. Solange du dich nur auf dem Gipfelplateau befindest geht das nicht.

Dein Neutralleiter ist neutral geladen, dass heißt, dass zwischen ihm und der Erde, keine Spannung besteht, weil das selbe Potential anliegt.

Und zuletzt noch eine Frage, wenn man Spannung zwischen L und PE misst, zeigt das Messgerät 230V. Warum ist das so?? Auf dem PE sollte man doch keine Spannung haben.

Stimmt, der PE an sich hat keine Spannung, die Phase an sich aber auch nicht. Das Messgerät misst aber den Unterschied zwischen beiden.

Das einzige, das Phase, PE und Neutralleiter unterscheidet ist, dass der Neutralleiter geerdet ist, die Phase nicht. Deshalb ist es ja auch schon gefährlich, nur die Phase zu berühren, weil der Strom dann direkt durch den Körper zur Erde fließen kann.

Man muss nicht zwangsläufig einen der Pole erden, es gibt auch Wechselspannung, die zwei gleichberechtigte Pole hat. Das birgt aber etliche technische Nachteile, darum wird es nicht gemacht.

Stephan098 
Fragesteller
 01.02.2017, 19:24

Vielen Dank für deine Antwort, top erklärt. Also kann ich mir das so vorstellen, dass wir an L1 230V haben, dann -230V usw. und auf dem N immer 0 Volt anliegen? Und nicht erst auf L1 230V anliegen und danach auf N...

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kindgottes92  01.02.2017, 19:30
@Stephan098

Um genau zu sein ist der Wert höher, als +/-230V.

Das liegt daran, dass die Spannung sich ja sinusförmig ändert, also nicht immer den Maximalwert hat. 

230V sind der Effektivwert, also der Wert einer Gleichspannung, der die selbe Leistung (bei gegebenem Widerstand) erbringen würde. 

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Stephan098 
Fragesteller
 01.02.2017, 19:42

ja das war mir schon klar, danke echt gut erklärt

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N ist wie PE geerdet. Du kannst immer nur einen Potenzialunterschied messen oder fühlen, wenn der "Strom von N zurückkommt" steht alles geerdete auf das du messen könntest (und du auch) unter der gleichen Spannung, daher misst und fühlst du nichts.

Der teschniche Strom (+ nach -) existiert eigentlich nicht, sondern nur der physikalische (- nach +) oder?

Das ist lediglich eine Frage der Definition, ob man den Elektronenstrom meint, oder den "Löcherstrom" (Elektronenmangel).

Wenn wir einen Widerstand an eine Gleichspannung anschließen, interessiert diesen doch nicht wie er durchflossen wird?

Für einen Ohm'schen Widerstand ist es tatsächlich unerheblich, in welcher Richtung er durchflossen wird.

Wenn dieser aber doch wechselt müsste ja danach auch auf N eine Spannung sein, oder nicht?

N ist das Bezugspotential, das "Nullpotential". Alles Spannungen im Stromkreis werden relativ zu diesem Bezugspotential gemessen.

Die Wechselspannung wechselt ihre Richtung in Bezug auf dieses Nullpotential. Einmal ist sie gegenüber dem Nullpotential positiv, bei der nächsten Halbwelle ist sie negativ. Das Nullpotential bleibt dabei immer Null Volt.

Eine 230 Volt Wechselspannung weist gegenüber dem Nullpotential einmal eine positive Spannung von 115 Volt, einmal eine negative Spannung von 115 Volt auf - in Summe 230 Volt.

Und zuletzt noch eine Frage, wenn man Spannung zwischen L und PE misst, zeigt das Messgerät 230V

PE ("Protective Earth", Schutzleiter, Schutzerde) liegt auf Nullpotential. Und da alle Spannungen im Wechselstromkreis auf dieses Nullpotential bezogen gemessen werden, hat die Netzwechselspannung eine Spannung von 230 Volt gegenüber Null und gegenüber der Schutzerde, die ja ebenfalls auf Nullpotential liegt.


Stephan098 
Fragesteller
 01.02.2017, 19:14

Ok danke, dass mit dem technischem und physikalischem Strom habe ich jetzt verstanden. Zu der Antwort mit dem PE und den 230V, heißt das das PE und N irgendwo dann einfach zusammengehen? Aber das mit den Potentialen verstehe ich nicht so ganz. Was bedeutet das denn überhaupt? Nullpotential = 0V?? Die Spannung steht ja nur an einem Leiter, L1 an. Aber logisch gesehen, bei dem Wechsel müsste doch dann auf N die Spannung anstehen oder wie?

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manni94  01.02.2017, 19:28
@Stephan098

Zu der Antwort mit dem PE und den 230V, heißt das das PE und N irgendwo dann einfach zusammengehen?

Ja, genau das heißt es. PE und N haben (idealerweise) Erdpotential, Null Volt. Die Erdungsbänder eines Gebäudes sind auch tatsächlich in der Erde vergraben.

Was bedeutet das denn überhaupt? Nullpotential = 0V?

Null Volt ist 0 Volt, Erdpotential.

Die Spannung steht ja nur an einem Leiter, L1 an. Aber logisch gesehen, bei dem Wechsel müsste doch dann auf N die Spannung anstehen oder wie?

Die Spannung an L pendelt um das Nullpotential einmal in die positive Richtung, einmal in die negative. Stell' Dir das wie bei einer Schaukel vor, die gleichmäßig nach links und nach rechts schwingt. Sagen wir, links ist Plus, und rechts ist Minus. Dann ist Null genau in der Mitte, dort wo die Schaukel herunterhängt, wenn sie nicht schwingt.

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Stephan098 
Fragesteller
 01.02.2017, 19:46

ok, gutes Beispiel. Also ändern sich nicht die Pole + und - sondern halt einfach nur die Spannung von + nach -? aber warte dann haben wir ja auf der anderen Seite das entgegengesetzte also die Pole wechseln nur wenn L und N verbunden sind?

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manni94  01.02.2017, 19:56
@Stephan098

Also ändern sich nicht die Pole + und - sondern halt einfach nur die Spannung von + nach -?

Richtig! Man sagt aber nicht, es ändern sich die Pole, sondern es ändert sich die Polarität.

aber warte dann haben wir ja auf der anderen Seite das entgegengesetzte also die Pole wechseln nur wenn L und N verbunden sind?

Die Polarität ändert sich auch, wenn L und N nicht verbunden sind. Allerdings findet dann kein Stromfluss statt. Ein elektrischer Strom kann nur in einem geschlossenen Stromkreis fließen.


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kindgottes92  01.02.2017, 20:29

Eine 230 Volt Wechselspannung weist gegenüber dem Nullpotential einmal eine positive Spannung von 115 Volt, einmal eine negative Spannung von 115 Volt auf - in Summe 230 Volt.

Falsch, die Sinuskurve wechselt zwischen ca. +325V und -325V, was eine Amplitude von ca. 650V und einen Effektivwert gegenüber Erde von 230V ergibt.

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