Was war dein bester Sondelfund?

Das Ergebnis basiert auf 5 Abstimmungen

Archäologisch relevantes/Pfeilspitzen, Siedlungsreste ect 80%
Münze/en, Schmuck und zwar 20%
Nur Schrott 0%
Anderes 0%

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Archäologisch relevantes/Pfeilspitzen, Siedlungsreste ect

Ich weiß nicht wirklich, was ich darauf antworten soll. Ich hatte schon so viele Funde, die für mich "das Tollste" waren. Kommt eben immer darauf an, worauf man Wert legt.

Ich hatte schon Fragmente eines 6.500 Jahre alten Schwertes. Das fand ich ziemlich beeindruckend.

Ich hatte eine mittelalterliche, nahezu pornographische Figur, die fand sowohl ich als auch die Amts-Archäologie sehr toll (darüber wurde sogar ein Aufsatz verfaßt).

Ich hatte eine Silbermünze aus der Kipperzeit. Die finde ich spektakulär, weil sie einen 4-stelligen Betrag wert ist.

Ich hatte eine neuzeitliche Goldbrosche - die hätte ich eigentlich niemals ausgebuddelt und sie ist daher recht besonders (lange Geschichte...)

Ich hatte schon mehrfach Auftragssuchen, bei denen ich einen verlorenen Ring wiederfand und die Verlierer in Tränen vor Freude ausbrachen - ist auch ganz gut :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ServusvonBayern 
Fragesteller
 25.05.2022, 11:08

Lange Geschichten hör ich gern ;)

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jabberwocky666  25.05.2022, 15:50
@ServusvonBayern

Ich war auf einer Obstbaumwiese unterwegs. Dann kam quer über die Wiese ein Traktor auf mich zugefahren, darauf ein erzürnter Landwirt. Neben mir machte er eine Vollbremsung und herrschte mich in breitem Schwäbisch an: "Wa den se do?" (Was machen sie da?). Ich erklärte ihm, dass ich nach Schätzen aus der Vergangenheit suchen würde, leider jedoch meist vergeblich. Er wollte dann wissen, wie so eine Sonde funktioniert und ich habe es ihm demonstriert. Das erste Signal ließ gleich an eine Münze denken, doch da ich keine Gier wecken wollte, habe ich abgewunken und etwas von "Mineralisierung" erzählt.

Dann kam ein grottenschlechtes 26'er Signal, das ich im Normalfall niemals gegraben hätte. Ich war mir sicher, dass es Aluminiumfolie oder Stanniol sein mußte. Also rief ich fröhlich "Hier ist was" und grub mein Loch. Darin fand sich dann besagte Goldbrosche mit einem Materialwert von 300 Euro.

Der Bauer fand den Fund übrigens toll, erhob keinerlei Anspruch darauf und wünschte mir weiterhin so viel Glück.

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jabberwocky666  26.05.2022, 22:43
@ServusvonBayern

Nein, nur etwa 10 cm. Lag jedoch hochkant und bot so wenig Fläche. Seither grabe ich jedoch auch schlechte Signale und mußte feststellen, dass zwar 99,9 % davon tatsächlich Müll sind, in (gefühlt) jedem 1000. Loch dann jedoch Gold, Mittelalter-Silber oder was Antikes steckt.

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ServusvonBayern 
Fragesteller
 26.05.2022, 23:34
@jabberwocky666

Spannend. Und wie holst du dir die Genehmigung vom Bauern? Einfach ansprechen auf dem Feld oder direkt Hof besuchen? Was sind da so deine Erfahrungen? Bin noch relativ neu dabei und hab mir oft nur Spontane zusagen geholt. Lebe in Bayern.

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jabberwocky666  27.05.2022, 15:25
@ServusvonBayern

Ich habe mir zuerst von einem Großbauern die Erlaubnis geholt (habe ihn auf dem Hof besucht). Dabei habe ich auch meine Mithilfe bei der Suche nach verlorenen Traktorteilen oder Grenzsteinen angeboten. Nachdem ich die Erlaubnis hatte, habe ich auf den angrenzenden Feldern einfach die Bauern angesprochen, wenn sie gerade vor Ort waren. Mittlerweile habe ich die Sucherlaubnis für eine Fläche von etwa 10 x 20 KM, das reicht für ein Sondlerleben :)

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Archäologisch relevantes/Pfeilspitzen, Siedlungsreste ect

Erst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass ich zertifizierter Sondengänger und Hobby-Archäologe bin, und ich Ehrenamtlich für das Landesamt und der unteren Denkmalschutzbehörde tätig bin.

Mein schönster Fund ist ein Philippsgulden (Gold) aus der Regierungszeit Philipp I. von Kastilien 1492 - 1506.

Mein ältester Fund ist ein Urnengräberfeld aus der Jüngeren Bronzezeit, 1000 - 700 vor Chr.

Und was da sonst noch so an Münzen, und andere Artefakte aus den letzten 400 - 500 Jahren, in 35 Jahren Sondengängerei so zusammen gekommen ist.

Alles ganz offiziell, und ganz legal.


ServusvonBayern 
Fragesteller
 24.05.2022, 01:26

Was ist aus den Sachen geworden? Der Gulden zb, Ausgestellt?

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Bronzezeitler  24.05.2022, 01:53
@ServusvonBayern

Es wurden in 35 Jahren, nur zwei mal Archäologische Funde einbehalten, wegen ihrer Bedeutung. Alles andere habe ich wieder bekommen, und befindet sich in meinem Besitz. Ich habe die Möglichkeit, in unseren alten Rathaus, im Touristik Büro, meine schönsten Funde ausstellen zu können, für unsere Urlaubsgäste, und für die Einheimische Bevölkerung.. Dazu kommt noch, dass durch eine meiner Enddeckungen von 2003, dann etwas später 2005 ein kleines Freilichtmuseum entstanden ist, in dem ich tätig bin.

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Bronzezeitler  24.05.2022, 04:01

Ups, ich vergaß meinen neusten und ältesten Fund. Der war im März, beim ablaufen eines Ackers. Eine 4 cm lange Messerklinge aus der Jungsteinzeit, mindestens 4000 Jahre alt, wenn nicht sogar noch älter. Einfach mal auf Verdacht eingesteckt. Steinkram ist nicht gerade mein Gebiet. Bilder zu meinem Archi geschickt, und zwei Tage später ne Mail, Volltreffer.

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Eine Sonde hatten wir als Kinder nicht, aber es gab eine Stelle bei uns am Strand, dort konnte man massenhaft Waffen und Munition aus dem Sand ziehen. Weil ich erst 8 oder 9 war, hatte ich Angst vor der Munition, aber ein Bajonett habe ich mitgenommen. Es war riesig und ganz schön angerostet. Deshalb habe ich es gegen Süßigkeiten eingetauscht. Ein paar Jahre später habe ich es wieder gesehen. Der Mann hatte es entrostet, abgeschliffen und den gesprungenen Griff ersetzt. Es sah prächtig aber auch sehr tödlich aus.


ServusvonBayern 
Fragesteller
 23.05.2022, 19:38

Das ist eine spannende Geschichte. WW1 nehm Ich an?

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Fuchssprung  23.05.2022, 20:24
@ServusvonBayern

Nein, das waren alles Waffen aus dem WW2, das Bajonett hatte zwei Haftschalen aus Plastik und die waren zerbrochen. Ganz eindeutig wurde es dann, wenn man ein Teil mit einem Hakenkreuz fand. Auf den Wasserflaschen waren auch manchmal Inschriften.

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ServusvonBayern 
Fragesteller
 24.05.2022, 01:29
@Fuchssprung

Was man nicht alles finden kann. Erstaunlich wie man so ne krumme Krücke wieder restaurieren kann und ihr zum alten Glanz verhilft.

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Archäologisch relevantes/Pfeilspitzen, Siedlungsreste ect

Da ich ausschließlich "Lesefunde" mache, hoffe ich, dass ich hier antworten darf. Ich suche also nicht mit dem Detektor und grabe somit nichts aus.

Meinem Profil kann man entnehmen, dass ich mit der Archäologie zusammenarbeite.

Die Funde werden in den jeweiligen Landesämtern gemeldet, die Fundmeldungen werden archiviert und kartiert.

Letzteres bedeutet, dass sie im "Archäologischen Atlas" eingetragen werden.

Durch andere / ältere eingetragene Funde in der Nähe bekommen sie somit eine archäologisch relevante Aussagekraft.

Mindesten drei neue Siedlungsstellen (Steinzeit) konnten von mir durch Erstfunde eingetragen werden.

Den (!) besten Fund kann ich kaum nennen, es sind zu viele. Ein paar wenige zähle ich auf.

Aus der Römerzeit:

Einige Münzen aus Bronze, eine Silbermünze, zwei vergoldete. Sehr viele Keramikfragmente - für drei Gefäße so viel, dass die Gefäße vollständig rekonstruiert werden konnten. Diverse Bronzeteile vom Pferdegeschirr (Klapperteile), Fibeln und diverse Zierelemente...

Aus der Steinzeit (Neolithikum, Mesolithikum, Spätpaläolithikum):

Pfeilspitzen, Beile, Bohrer, Klingen, Schaber etc. Viele Alltagsgeräte, Geräte der einfachen Art, aber auch handwerklich vollendete Artefakte...

Woher ich das weiß:Hobby – Kooperation mit Archäologen und Landesämtern