Was war das wirkliche Ziel der 68er-Bewegung?

6 Antworten

Ein wirkliches Ziel gab es in der Form nicht. Vielmehr wurde eine Infragestellung der gesellschaftlichen Verhältnisse angestrebt ubd auch erreicht. Ich gebe mal ein paar Stichpunkte:

  • "68" ist eine Jahreszahl. In dieser Zeit ging die Ära Konrad Adenauers zu Ende. Neugründung der BRD, Wiederbewaffnung, Etablierung alter Nazi-Eliten ("Es gab ja keine Anderen!"), ideologische Abgrenzung gegenüber Osteuropa und der DDR.

  • gesellschaftliche Verklemmtheit: meine Eltern heirateten 1965. Bis zur Verlobung haben sie sich gesiezt! Auch an den Unis siezten sich die Studenten untereinander. Dagegen standen die Pille, die auf den Markt kam hnd die "Verfreiheitlichung" von Sexualität.

-Das "Wirtschaftswunder": West-Deutschlands Wirtschaft war so richtig in Fahrt. Das Erreichen eines gewissen Wohlstands war für Viele wichtig, um die Traumatischen Folgen von Krieg (Tod des Vaters, Ausbombung, Flucht, Vertreibung) irgendwie zu bearbeiten/bewältigen/verdrängen.

Die Impulse aus den 68ern reichen bis in unsere heutige Zeit. Weniger in einem Macht-Wechsel, aber in einem Wandel der politischen Kultur von der Obrigkeitsgesellschaft zur mündigen-Bürger-Gesellschaft.

Und ohne die vielen VordenkerInnen gäbe es ganz andere Frauen-/ Schwulen-/ Umwelt- und Friedensbewegung.

In der Schule hört man vielleicht von Jubel-Persern, Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke, von Kommune 1 oder Antiautoritären Erziehung oder der RAF. "Die 68er" waren jedoch auch viele, viele Diskussionen am Küchentisch.

Die 68er rekrutierten sich aus überwiegend Intellektuellen (Studenten), war die erste Generation, die den Krieg nicht mehr erlebt hat, über die Grausamkeiten der Nazis viel gelesen hat, aber deren Eltern darin verstrickt waren. Bei den meisten Eltern handelte es sich, wie bei dem überwiegenden Teil der damaligen Bevölkerung, die den Krieg überlebt hat, nicht um Widerstandskämpfer, sondern um Mitläufer. Die Jugendlichen verurteilten das Verhalten ihrer eigenen Elterngeneration.

Man war sich einig, dass so etwas nie wieder passieren dürfe. Nun brach jedoch der Vietnam-Krieg aus und die Deutschen unterstützen die Amerikaner in einem Krieg, der für Viele "David gegen Goliath" war. Eine hochtechnisierte Armee kämpfte gegen Bauern mit Gewehren. Während nur knapp 60.000 Amerikaner fielen, hatten die Vietnamesen über 3 Mio Verluste, überwiegend Zivilisten. Der Krieg wurde von Vielen der 68er als ungerecht angesehen. Viele verstanden nicht, was der Ami überhaupt in Vietnam zu suchen hatte. Dafür gingen sie auf die Straße.

Eine Zäsur brachte 1967, als bei einer friedlichen Demonstration die Polizei erbarmungslos auf Demonstranten einprügelte und sogar ein Demonstrant von der Polizei erschossen wurde. Als dann sogar das Verfahren gegen den Polizisten eingestellt wurde und ein Jahr später der Studentenführer Rudi Dutschke ebenfalls erschossen wurde, begehrte eine Gruppe gegen den "Polizeistaat" auf und radikalisierte sich: Die Geburtsstunde der RAF. Zu Beginn hatte die RAF in der Bevölkerung große Unterstützung im Kampf gegen die Mächtigen den Landes, die ihre Bürger nicht mehr ernstzunehmen glaubten.

Ganz ganz kurzer Abriss.

Bajun hat es hier super beschrieben.

http://www.gutefrage.net/frage/was-kritisierte-die-68er-bewegung

Ludwig20  18.09.2012, 10:11

Sehr gute Antwort DH!

Finde es schade, wieviel Tradition damals verloren ging.

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Das Ziel war gegen die Regierung zu sein...Nun sind sie die Regierung und bringen nichts mehr zustande...

sonnig0815  18.09.2012, 14:15

Chapeau Paula! Wie immer KURZ und TREFFEND! Geile Aussage! lach

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kosy3  19.09.2012, 08:28

Na ja, Paula, meine liebe Freundin, so hart würde ich das nicht sehen.

Die 68er (nicht die RAF), war nicht per se gegen die Regierung, sondern nur dagegen, dass die damalige Regierung sich aus zahlreichen NS-Verbrechern rekrutierte, die Amis im Krieg gegen Vietnam und das Regime des Schahs unterstütze.

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Die sog. 68er- Bewegung gab es in fast allen westlichen Ländern. Sie wollten in erster Linie eine offenere Gesellschaft und die kritische Auseinandersetzung mit der NS- Vergangenheit.