Was stände wohl in einer Zeitung aus dem Mittelalter?

3 Antworten

Vermutlich ähnliche Themen wie in einer modernen Zeitung. Lokales ganz vorn, dann Berichte aus den Nachbar-Orten/Städten. Wenn der Ort, wo die Zeitung erscheint, noch unter der Herrschaft eines Adligen steht, kommt vielleicht noch ein bisschen Yellow-Press-Stoff dazu: Dass die Gräfin todunglücklich ist, weil Ihr Graf schon wieder eine Dienstmagd geschwängert hat, oder dass der Baron von X bei einer Jagd von einem Eber aufgespießt wurde und jetzt drei uneheliche Söhne um das Erbe streiten, weil das einzige eheliche Kind eine Tochter war und deshalb den Titel nicht erben darf... so was halt.

Bauer Ludwig verlor wegen dürre seine ernte. 😅

Ein ruhiger Tag.

Nichts außerordentliches passiert.

15 Morde, 30 Vergewaltigungen, 50 Einbrüche, 5 Raubüberfalle, 10 tödliche Arbeitsunfälle.

Eisenkrieger  08.04.2024, 14:44

Ist das deine Vorstellung vom Mittelalter oder machst du einen Witz?

Du kannst sicher davon ausgehen, dass die Verbrechen erheblich geringer waren als heute.

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StRiW  08.04.2024, 17:25
@Eisenkrieger

Falsch, heute ist es so sicher wie nie.

Im Mittelalter war der gewaltige Tod tagerisiko

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Eisenkrieger  09.04.2024, 14:54
@StRiW

Oh, die kenne ich gar nicht. Zeig doch mal die Statistik

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StRiW  09.04.2024, 19:15
@Eisenkrieger

Wissenschaftler Steven Pinker

Mittelalterliches Oxford auf 100.000 Einwohnern gab es 110 gewaltsame Tode. Im 20 Jahrhundert ist es 1.

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Eisenkrieger  09.04.2024, 20:24
@StRiW Ahnung

Ah, das kam mir doch gleich so vertraut seltsam vor.

Nun muss ich dich leider enttäuschen, weil der Pinker sich vielfach irrt. Das Problem: er ist kein Historiker und hat aus Unwissenheit schwere Fehler begangen und dazu einige Fehlschlüsse gezogen.

Du sagst also, im Mittelalter wären 110 gewaltsame Tode auf 100.000 Personen, im 20. Jahrhundert nur 1? Ernsthaft? Wann im Mittelalter in Oxford? 534, 877, 1066, 1464? Du bemerkst vielleicht das Problem. Auf welche Zahlen stützt er sich? Grablagen? Wohl kaum. Mittelalterliche Zahlenangaben? Ja. Das Problem ist hier, dass er keine Quellenkritik betreibt und Zahlen einfach übernimmt. Im Mittelalter hatten Chronisten eine völlig andere Ansicht darüber, wie man Ereignisse festhält, als heute. Nämlich absolut nicht exakt, was auch nur selten möglich gewesen wäre.

Zahlenangaben, Entfernungen, sogar Jahreszahlen sind oftmals nur symbolisch zu verstehen. Teile die Zahl durch 10 und du hast vielleicht verlässliche Angaben. Heere oder Gefallene werden stets extrem höher beschrieben, als sie waren. Eben, weil dem Leser die Macht, die Gefahr anschaulich werden sollte.

Und das 20. Jahrhundert war entspannt? Wann denn genau im 20. Jahrhundert 1912, 1918 1945??? 60 Millionen Tote im 2.Weltkrieg, 100 Millionen Tote durch den Kommunismus, 6 Millionen ermordete Juden, dazu die Millionen Toten durch Vertreibungen aus Polen, Tschechien und so weiter. Ein einziges, wahnsinnigen Gemetzel aber nur 1 von 100.000?

Deutschland hat allein über 4 Millionen Soldaten verloren, dazu mindestens 2 Millionen Zivilisten. Das sind 1000 von 100.000.

Ich bezweifle sehr, dass er Recht hat. Für ihn spräche die Tatsache, dass die mittelalterliche Gesellschaft eine bewaffnete war, praktisch jeder war bewaffnet und das konnte bei Streiterein möglicherweise auch eskalieren. Dagegen sprechen die doch sehr niedrigen Hinrichtungszahlen wegen Mord und Totschlag.

Der Nürnberger Scharfrichter vollstreckte in seiner gesamten Amtszeit 361 Hinrichtungen und ist somit einer derjenigen, mit den höchsten Zahlen. Seine Amtszeit erstreckte sich über 44 Jahre! Pro Dienstjahr waren es also knapp 8 Hinrichtungen.

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