Was sind eurer Meinung nach die Gründe dafür, dass sich immer wieder zuvor friedlich lebende Menschen massenhaft für Kriege instrumentalisieren lassen?

6 Antworten

Das erinnert an den amerikanischen Dichter Carl August Sandburg, der mal schrieb:

"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin"

Die Gegner dieser Friedensbewegung von den 1930er Jahren fügen dann gerne den Nachsatz hinzu:

"...und dann kommt der Krieg zu Euch".

Das spiegelt ganz gut einen maßgeblichen Grund wieder: das Erzeugen einer Bedrohungslage, welche die Bereitschaft zum Kämpfen unterstützt. Dazu noch ein bisschen Patriotismus und Nationalismus, ein Appell ans Ehr- und Pflichtgefühl und fertig ist der Soldat :)

Lernt die Menschheit denn jemals aus ihrer Geschichte oder wird das niemals aufhören?

Nach biologischem Taxon gehören Menschen zu den Primaten (Gattung: Homo). Auffällig ist das alle Primaten-Arten grundsätzliche Gemeinsamkeiten in ihrem Verhalten haben. Sie sind sozial und territorial.

Diese zwei Attribute treffen ohne Zweifel auch auf die Menschen im Allgemeinen zu und genau aus diesem Grund wird es auch zwangsläufig zu Konflikten kommen, genau wie es bei anderen Primaten auch üblich ist.

Schimpansen und Bonobos führen bspw. auch regelrechte Kriege im Territorium, wobei die Schimpansen eine tendenziell aggressivere und daher erfolgreiche Gruppe sind, genau wie der Homo Sapiens eine tendenziell aggressivere Art unter den verschiedenen Hominini gewesen ist und sich über die Jahrtausende durchgesetzt und dominiert hat, sodass es heute nur noch Homo Sapiens gibt, welche sich jetzt halt gegenseitig bekämpfen.


14Loki18  13.06.2023, 22:08

Deine Antwort ist fast perfekt.

Dazu noch ein bisschen Patriotismus und Nationalismus, ein Appell ans Ehr- und Pflichtgefühl und fertig ist der Soldat :)

Falsch, fertig ist der uniformierte Soldaten - Darsteller.

Ein Berufs - SOLDAT braucht keinen Patriotismus noch Nationalismus. Er ist nur seinem Contract verpflichtet. Ich habe 4 Jahre in der BW gedient und 6 Jahre in der légion étrangère. Meinen letzen Kriegseinsatz hatte ich als Freiwilliger der internationalen Compagnie der HOS im Befreiungskrieg Kroatiens. Da kann man nicht einmal Geld als Motivation anführen.

Hätte es damals schon PMC's gegeben hätte ich dort meinen weiteren Berufsweg genommen. SOLDAT als Beruf ist etwas Anderes als Patriotismus oder einer nationalen Armee anzugehören mit Rentenerwartung. Ein Berufs - SOLDAT kann sich seine Auftraggeber, seine Kriege aussuchen.

2
II99II  13.06.2023, 23:24
@14Loki18

Danke für den Beitrag. Ich will dir deine Erfahrung nicht absprechen, aber dennoch scheinen ein paar Definitionen in meinen Augen nicht ganz zutreffend zu sein.

Die französische Fremdenlegion bspw. ist völkerrechtlich als Teil des französischen Heers eingegliedert, sodass sie nicht "wirklich" als Söldner gelten, sondern reguläre Soldaten Frankreichs, welche also doch im Dienst einer Nation (Nationalismus) stehen (wenn auch ohne Patriotismus).

Außerdem sind Soldaten mit Vertragslaufzeit auch Zeitsoldaten und keine Berufssoldaten (auf Lebenszeit).

Natürlich ist das alles etwas wortklauberisch, denn das Wort "Soldat" kommt ja bereits vom Wort "Sold" und bedeutet "der in Sold genommene", faktisch also Arbeitnehmer gegen Bezahlung. Nur heute kennen wir einen Unterschied zwischen Soldat und Söldner. Der eine kämpft für sein Land (idealisiert), der andere für Auftraggeber (opportuniert).

Sicherlich ist das am Ende auch nur ein Handwerk in dem man Expertise aufbaut, welches man dem Arbeitsmarkt anbieten kann. Allerdings sind das Menschen, welche sich bewusst dazu entscheiden.

Ich glaube dem Fragesteller ging es darum, warum "Otto-Normal-Bürger", oder wie in der Frage beschrieben "friedlich lebende Menschen" die Bereitschaft zum Krieg finden.

Hier wäre z. B. interessant zu erfahren, was genau dich dazu motiviert hat, diesen Weg im Leben einzuschlagen. Sowas wie "Abenteuerlust", oder Gerechtigkeitsempfinden, Pflichtgefühl, oder einfach nur das Anbieten eines gelernten Handwerks, etc?

1
Campeona 
Fragesteller
 14.06.2023, 09:13

Ich bin übrigens, obwohl ich Kriege als das größte Menschheitsverbrechen betrachte, keineswegs Pazifistin.

Und ich gehöre auch nicht zu denjenigen, die Soldaten pauschal als "Mörder" diffamieren.

Ich halte es durchaus für notwendig und sinnvoll, die Zivilbevölkerung in kriegerischen Auseinandersetzungen auch mit Waffengewalt vor Übergriffen zu schützen.

Selbstverteidigung bzw. die Verteidigung von Menschenleben und sensibler Infrastruktur ist, wenn es erst Mal zu gewaltsamen Konflikten gekommen ist, unbedingt erforderlich und alles andere als ein Verbrechen.

Das sehe ich auch im Alltag nicht anders. Wenn jemand gewaltsam angegriffen wird und Gefahr in Verzug ist, sein Leben auf dem Spiel steht oder ihm Folter, Vergewaltigung, Geiselnahme etc. droht, dann hat er jedes Recht, sch auch gewaltsam zu verteidigen.

Und ich halte es in solche Fällen sogar für die Pflicht Außenstehender (idealerweise natürlich staatlicher Organe), dann auch mit der angemessenen Gewalt einzuschreiten und die Opfer zu schützen

Aber jeder Krieg oder Konflikt hat ja irgendwo mal seinen Anfang genommen. Es mussten zuvor friedlich miteinander lebende Menschen dazu gebracht werden, sich gegenseitig umzubringen.

0
Nofear20  23.09.2023, 07:27
Schimpansen und Bonobos führen bspw. auch regelrechte Kriege im Territorium,

Das gilt hauptsächlich für Schimpansen. Bonobos lösen Konflikte und Aggressionen mit Sex. Vielleicht sollte sich Homo sapiens mehr an den Bonobos orientieren.

0

Möglicherweise sind diese Leute einfach niederträchtig.

Vermutlich werden von den Propagansisten Bücher über Suggestion und Manipulation gelesen, deren Mechanismen gut funktionieren.

Hallo

Viele Leute sind einfach Mitläufer, suchen nach Führung

Kennen keine eigene Meinung.

Und so werden sie vom Umfeld beeinflusst, gar definiert

LG

Natürlich spielt Propaganda eine Rolle, aber das allein kann es auch nicht sein.

Die Menschheit scheint nur über einen gewissen Zeitraum aus der Geschichte zu lernen.


Campeona 
Fragesteller
 14.06.2023, 08:45

Das habe ich auch schon oft gedacht.

Meine Großeltern zum Beispiel, die noch selbst den Zweiten Weltkrieg (und teils sogar den Ersten) erlebt hatten, hätten sich sicher von keiner Macht der Welt dazu verführen lassen, noch einmal einen Krieg zu befürworten oder in irgendeiner Form zu unterstützen.

Mit deren Erzählungen und denen meiner Eltern von der dunkelsten Zeit ihrer Leben bin ich aufgewachsen und hatte selbst immer große Angst davor, dass hier eines Tages wieder ein Krieg ausbrechen könnte.

Ich denke, wenn dann wieder neue Generationen nachwachsen, die noch nie unmittelbar mit Krieg zu tun hatten, verblassen diese traumatischen Erinnerungen nach und nach im Bewusstsein der Menschen.

Sie stehen dann nur noch in den Geschichtsbüchern und beruhen nicht mehr auf eigenen emotional verknüpften Erfahrungen.

Und dann wird es wieder zunehmend leichter, Kriege zu schüren und die Menschen zu manipulieren.

So scheint sich dieser Teufelskreis immer wieder zu wiederholen

2