Was sind die Vorteile eines Siedewasserreaktors?

4 Antworten

Hallo schlauer Fuchs, hast du fukushima schon vergessen? Da hat man eindrucksvoll gesehen was passiert wenn ein Stromausfall den Kühlkreislauf lahm legt. Kernreaktoren sind generell eine potentielle Gefahr da der Mensch ( trotz aller Beteuerungen/ Versprechungen von Politikern und Fachleuten) die Kernenergie nicht beherrscht. Selbst wenn die Kernenergie sicher wäre, wissen wir immer noch nicht wohin mit dem Atommüll ( siehe Gorleben und Asse). Unsere Enkel und Urenkel werden uns für dieses Erbe noch lange verfluchen! MfG

SchlaueFuchs 
Fragesteller
 22.10.2012, 19:10

Erst einmal danke für die tolle Antwort! Gibt es mehrere Nachteile bzw Vorteile?

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Imker2306  22.10.2012, 19:29
@SchlaueFuchs

Eigentlich nur Nachteile wenn man bedenkt das bei einem Supergau ganze Landstriche auf jahrtausende verseucht und unbewohnbar sind. Vorteil ist nur das der Strom billig herzustellen ist, ohne Emisionen und Treibhausgasen, ABER auch das ist eine Milchmädchenrechnung! Die Beseitigung/ Entlagerung des Atommülls kostet wieder Milliarden, allso nix mit billig!

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ocin1  23.10.2012, 18:56
@Imker2306

Gefahren unser Technik: Schau mal unter Wikipedia Liste von Talsperrenunglücken, Kohlebrand, Chemiekatastrophe, Liste von Ölkatastrophen, Saurer Regen, Endlagerung, Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen, Luftverschmutzung.

Atommüll: In einem deutschen KKW ergibt sich jährlich etwa 23 t hoch radioaktiver Müll ("abgebrannte" Brennelemente). Die deutsche Industrie produziert jährlich 820 Mio. t CO2 (etwa 1/3 für Strom)und 50000 t chemisch hoch giftigen/krebserregenden Sondermüll, welcher nicht verbrannt werden kann. Dieser Sondermüll wird endgelager in der Untertage-Sondermülldeponie Herfa-Neurode (siehe Inter-Net bei Wiki). Sämtliche Flugasche, Verbrennungs-Stäube der Filteranlagen von Kohle- , Müllverbrennungs- oder Sondermüllverbrennungs-Kraftwerken landet ebenfalls in einem chemischen Endlager, nochmals verbrennen ist nicht sinnvoll. In Herfa-Neurode haben sich so schon 700 000 t hoch krebserregendes-giftiges dioxin- und furanhaltige Filterrückstände angesammelt. ( ww.toxcenter.de/artikel/Herfa-Neurode-groesste-Sondermuelldeponie-der-Welt.php ). Nur auf Herfa Neurode bezogen stehen also 17 mal 23 t (etwa 400t) hoch aktiver Nuklear-“Müll“ den etwa 50 000 t hoch chemisch giftigen Abfällen der Chemie- und Verbrennungs-Technik gegenüber.

Abgebrannte Brennelemente sind nach 300 000. Jahren auf ein radioaktives Niveau von natürlichem Uranerz (Pechblende) abgeklungen (schau hierzu mal im Netz unter radiotoxicity oder unter , http://www.hzdr.de/db/Cms?pOid=30396&pNid=2721 oder ww.sciencedirect.com/science/article/pii/S0146641010000669). Der nukleare Abfall aus aktuellen Wiederaufbereitungsanlagen (Sellafield, Le Hage) ist nach 10 000 Jahren auf dem radioaktiven Niveau von Pechblende abgeklungen. Durch das Abtrennen von Uran und Plutonium verbleiben nur noch die hoch radioaktiven Spalt-Produkte und die mittel-radioaktiven Minor-Actinoide (ohne U, Pu). Somit wird der hoch aktive nukleare Müll der KKW um den Faktor 20 reduziert (siehe bei Wiki nach „Wiederaufarbeitung“). Wendet man das auf die 17 KKW der BRD an, fallen nicht mehr 400t Atom-Müll pro Jahr an, sondern nur noch 20t pro Jahr (hoch radioaktiver Abfall jetzt aber nur noch die Spalt-Produkte + Minor-Actinoide). Weiter verringert das Abtrennen (Wiederaufarbeiten) die Lagerzeit des Abfalls um den Faktor 100. Bei einer alternativen Reaktortechnik (Flüssigsalz-Reaktor, homogene Fluid-Reaktoren) ( ww.Energyfromthorium.com ) würden nur noch die Spalt-Produkte als Abfall anfallen. Der nukleare Müll solcher alternativen Reaktor-Typen ist bereits nach etwa 500 Jahren auf das radioaktive Niveau von Pechblende abgeklungen. Das ist möglich, da alle Transurane (Minor-Actinoide) im Reaktor verbleiben und dort vom epithermischen Neutron-Fluss gespalten werden. Somit nutzt man die Minor-Actinoide wie das Uran-235 oder das Plutonium-239. Siehe hierzu mal Netz unter "Energyfromthorium.com". Bei den chemischen Giftstoffen, wie den hoch krebserregenden Dioxinen, Furanen,... der Verbrennungs-Technik ist nicht mit einer Zersetzung zu rechnen. Chemikalien zerfallen leider nicht wie radioaktive Stoffe. Somit verbleiben diese hoch gefährlichen Abfälle für immer. Leider wurde 2005 unter den SPD/Grünen die Wiederaufbereitung, auch die deutscher Abfälle im Ausland, verboten. Interessanterweise lagert die BRD jedoch chemisch hoch giftige Abfälle des Auslandes gegen Geld ein. Damit haben die Grünen kein Problem. Weiter wurde dieses chem. Endlager in Herfa Neurode vom damaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer 1986 genehmigt und als "Juwel" bezeichnet :-) [ww.spiegel.de/spiegel/print/d-13520557.html Spiegel.de, waste.informatik.hu-berlin.de/grassmuck/Texts/MuellSystem/joschka.html]. Also, wer "GRÜN" wählt, wählt chemische Endlager (die zweifellos notwendig sind).

Zur chemischen Endlagerung: de.wikipedia.org/wiki/Endlager , de.wikipedia.org/wiki/Müllverbrennung, ww.focus.de/politik/deutschland/sondermuell-ab-ins-bergwerkaid152486.html, ww.badische-zeitung.de/elsass-x2x/wohin-mit-dem-hochgiftiger-sondermuell-aus-wittelsheim--36297444.html , ww.spiegel.de/spiegel/print/d-13489952.html , ww.toxcenter.de/artikel/Herfa-Neurode-groesste-Sondermuelldeponie-der-Welt.php, ww.eon-energyfromwaste.com/Umwelt/133.aspx und viele mehr. Schaut einfach mal im Netz unter "Sondermüll Bergwerk", „Joschka Fischer Herfa Neurode“ oder „Filterstaub Bergwerk“ :-)

Resultierend kann man sagen, dass auch mit der klassischen Kernenergie die endzulagernde Menge weit geringer ist, als bei der Verbrennungstechnik (Kohle, Öl, bedingt auch Gas, Müllverbrennung,...). Weiter ist der radioaktive Müll nicht in alle Zeit gefährlich. Am Beispiel der alternativen Reaktortechnik ist dieser Müll sogar schon nach etwa 300-500 Jahren nicht gefährlicher als natürliches Uranerz (Pechblende). Hier kann man also nicht mehr von Endlagerung sprechen.

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ocin1  23.10.2012, 18:52

reale Gefahren eines 3'fachen GAU

[ww.spiegel.de/wissenschaft/medizin/uno-studien-strahlung-durch-fukushima-geringer-als-befuerchtet-a-834920.html]Der Atomunfall von Fukushima wird bei Menschen kaum gesundheitliche Schäden verursachen - zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien der Vereinten Nationen. Auch die Arbeiter, die an vorderster Front gegen die Katastrophe kämpften, seien bisher nicht erkrankt

[ww.welt.de/wissenschaft/article106502063/Die-Angst-war-schlimmer-als-die-Strahlung.html]Die Angst war schlimmer als die Strahlung - Der britische Physiker Wade Allison spricht dem Reaktorunglück von Fukushima den Katastrophen-Status ab. Damit könne man nicht den Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie rechtfertigen.

[ww.world-nuclear-news.org/RSNarahaevacuationorderlifted_1508121.html] „*Thousands of Naraha residents can return to homes and businesses during daylight hours now that the Fukushima municipality's evacuation order has been lifted.*“

[ww.blick.ch/news/ausland/sie-baden-wieder-in-fukushima-id1965166.html]Sie baden wieder in Fukushima Man kann es kaum glauben. Knapp ein Jahr dem Super-Gau gehen die Menschen in Fukushima wieder baden. Ist das eine freudige Nachricht, oder einfach nur tödlicher Leichtsinn?

[ww.morgenpost.de/printarchiv/wissen/article1910366/Um-den-Reaktor-von-Fukushima-hat-es-keine-Strahlentoten-gegeben.html]Um den Reaktor von Fukushima hat es keine Strahlentoten gegeben

Durchschnitts-Werte : (Sv=Sievert) BRD, Österreich, Dänemark, Belgien um 2,5 m Sv pro Jahr; Finnland um 8 mSv pro Jahr; Frankreich, Griechenland, Spanien, Schweiz um 5 mSv pro Jahr; Schweden um 6 mSv pro Jahr; Eine Röntgen-CT des Bauches belastet den Menschen mit etwa 20 mSv. Röntgen-Durchleuchtung beim Setzen eines Herzkatheter um 300 mSv pro Untersuchung. Klassische Röntgenaufnahme um 0,1 mSv pro Aufnahme. Das Essen einer Banane entspricht 0,1 µSv.

In Nord-Spanien, Süd-Finland, Mittel-Frankreich, im Süden des Schwarzwaldes und in West-Österreich liegt die Belastung durch die natürliche Hintergrunstrahlung/Radioaktivität über 10 mSv pro Jahr [ww.world-nuclear.org/uploadedImages/org/info/NaturalbackgroundradiationEurope.gif].

Rechnung für Fukushima : (siehe auch /jciv.iidj.net/map/) In der kontaminierten Zoon um das KKW Fukushima-Daiichi liegt die meiste Belastung unter 1000 nSv pro Stunde. 1000 nSv/h = 1 µSv/h =24 µSv/Tag (1 x 24) = 8760 µSv pro Jahr (24 Stunden x 365 Tage) =8,76 mSv pro Jahr. Als bekommen die Japaner dort jetzt hauptsächlich eine Belastung, welchen z.B. auch die Finnen haben. Vereinzelt (Hotspots) steigt jedoch die Belastung in der Zone um das KKW-Fukushima Daiichi bis auf 30 µSv/h (30 µ x 8760 = 262800 µ), was nach beschriebener Umrechnung 262,8 mSv pro Jahr sind, wie in Ramsar.

Quellen: en.wikipedia.org/wiki/Bananaequivalentdose , en.wikipedia.org/wiki/Background_radiation , ww.world-nuclear.org/info/inf30.html , de.wikipedia.org/wiki/Strahlenbelastung

Die Wasserkraft:

Was war am 18.5.1960 (etwa 1000 Tote) ? Was war am 12.7.1961 (etwa 1000 bis 2000 Tote) ? Was war am 29.9.1964 (1000 Tote)? Was war am 9.10.1963 (etwa 2000 Tote) ? Was war am 29.10.1964 (etwa 1000 Tote) ? Was war am 8.8.1975 (um 80 000 Sofort-Tote) ? Was war am 11.8.1979 (etwa 2000 bis 2500 Tote) ? Was war am 27.8.1993 (etwa 240 bis 1200 Tote) ? Schau mal unter Wikipedia Liste von Talsperrenunglücke.

Ich bin kein Gegner dieser Technik, jedoch bin ich auch nicht so politisch verblendet, das ich Tote durch Ertrinken und Seuchen besser finde als Tote durch Strahlung. -fossile Brennstoffe:

[ww.spiegel.de/wissenschaft/natur/gefaehrliche-kohlebraende-untergrund-feuer-bedrohen-riesige-landstriche-a-760199.html]Menschen ersticken, Häuser kollabieren, der Erdboden wird so heiß, dass Schuhe darauf schmelzen: Immer mehr Orte in China und Indien werden von Kohlefeuern unterwandert, der Boden wölbt sich und raucht, Giftgase treten aus. Deutsche Ingenieure sollen bei der Eindämmung helfen.

Siehe auch unter Wikipedia Kohlebrand

-Gefahren der Chemie-Industrie:

[ww.tagesspiegel.de/weltspiegel/chemiekatastrophe-von-bhopal-350-tonnen-giftmuell-kommen-von-indien-nach-deutschland/6736182.html „*Bei der Chemiekatastrophe starben 1984 im indischen Bhopal tausende von Menschen. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wird jetzt einen Teil des Giftmülls entsorgen, der nach 28 Jahren immer noch auf dem Gelände lagert. *“

[de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe von Bhopal]Die Katastrophe von Bhopal, auch Bhopalunglück, ereignete sich am 3. Dezember 1984 im indischen Bhopal, der Hauptstadt des Bundesstaats Madhya Pradesh. In einem Werk des US-Chemiekonzerns Union.."

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Vom Wirkungsgrad her gesehen schneiden Siedewasserreaktoren leicht besser ab als Druckwasserreaktoren. Siedewasserreaktoren sind aber nachteilhafter, da es nur einen Kreislauf gibt und man den aktiven Teil nur schlecht isolieren kann, weshalb das ganze Gebäude, inklusive Turbinenhalle entsprechend für etwaige Leckagen mit Strahl ausgekleidet sein muss. Die Turbinenhalle ist allerdings nicht druckfest ausgelegt, bedeutet bei einem Leck entweicht hier der Dampf. Sekundär betrachtet sind die meisten Siedewasserreaktoren in ihrem Betriebsverhalten instabiler aufgrund der Tatsache, dass die Bildung von Dampfblasen im kleinen Maßstab der Standardprozess ist innerhalb des Reaktors.

Letztlich haben sich Druckwasserreaktoren international weitestgehend durchgesetzt, einerseits aufgrund politischer Entscheidungen, andererseits waren die Leistungsebenen der Druckwasserreaktoren bereits früher als beim Siedewasserreaktor im Bereich von 1300 MW und mehr, während erst der BWR-6 Anfang der 1980er die 1200 MW-Marke und der ABWR erst in den 1990ern die 1300 MW-Marke knackte. In der heutigen Sicht haben die Siedewasserreaktoren aufgeholt. Insbesondere interessant wäre rein technisch der ESBWR, der ohne Pumpen mit einem natürlichen Umlauf gekühlt wird. Die Wirtschaftlichkeit wäre gegeben, allerdings haben sich die meisten Unternehmen darauf versteift wieder Druckwasserreaktoren zu errichten, sekundär Siedewasserreaktoren vom Typ ABWR, die an sich vom Stand der Technik die aktuell besten Siedewasserreaktoren sind, die aktuell auf dem Markt sind.

China zieht allerdings den Bau des AP1000 vor, genauso viele US-Unternehmen. Grund hierfür ist, dass sich dieses Reaktormodell durch die Modulbauweise einfach in Fabriken massenweise fertigen lässt, auf die Baustelle per Zug angeliefert werden können, die Module dort zusammengeschreubt werden können, und am Ende in ihre endgültige Position mit einem großen Kran, beispielsweise in China den Demag CC 8800-1 Twin, in ihre Position gehoben werden können. Anschließend wird nur noch Beton eingegossen. Diese Bauweise spart Zeit und Geld, vornehmlich aber Zeit. Ähnlich läuft es auch teilweise bei anderen Druckwasserreaktoren. Hinsichtlich dessen sind diese für die Unternehmen klar erste Wahl. Ich persönlich halte nichts vom AP1000, weil genau diese Bauweise aus meiner Sicht ziemliche Mängel aufweist in Sachen Sicherheit.

Als letztes kann man noch hervor heben, dass es mehr Betriebserfahrungen mit Druckwasserrektoren gibt. Dies hat einerseits Auswirkungen auf die Reaktordesigns selber, die durch diese Betriebserfahrungen nachhaltig verbessert werden konnten - weshalb man auch davon ausgehen kann, dass es weitaus mehr Erfahrungen in der Konfiguration der Sicherheitssysteme gibt. Bei Siedewasserreaktoren hatte Schweden, USA und Japan die Nase vorne und sind mehr oder weniger unter sich geblieben was die Entwicklung angeht. Zwar hatte die Kraftwerk Union AG mit dem BWR-72 in Gundremmingen ein ähnlich gutes Modell entwickelt, konnte es aber aufgrund des Preises der relativ hoch im Vergleich zu anderen Anlagen lag, nicht vermarkten. Die Weiterentwicklung dieses Modells ist der SWR-1000 oder KERNA von Areva, der bisher aus jeder Ausschreibung als erstes ausgeschieden war. Das sagt aus meiner Sicht alles.

Beim klassischen Druckwasser-Reaktor erzeugt alleine die natürliche Konvektion des Wassers im Primärkreislauf eine 5% Wasserumwälzung. Diese 5% reichen natürlich nicht für den Lastbetrieb, jedoch dürfte es für die Nachzerfallswärme ausreichen. Man muss dann natürlich genug Wasser im Sekundärkreis haben, welches die Wärme des Primärkreises aufnimmt und einfach in die Atmosphäre als problemlosen Dampf entlässt. Hier reicht jedoch schon ein tragbares Stromaggregat oder ein Feuerwehrwagen aus, um das sicher zu stellen. Beschädigte Brennelemente wären beim Druckwasser-Reaktor egal, da der Primärkreis ja weiter geschlossen bleibt.

Das Risiko eines Nachzerfalls-Unfall ist bei gut konstruierten Kernreaktoren nicht mehr relevant, da sie über gut eingebundene passive Systeme verfügen, oder wie beim Flüssigsalzreaktor (siehe Wiki.) keinen festen Kern mehr haben (also keine Brennelemente), somit kann jeder Zeit das hoch radioaktive Reaktor-Inventar in passiv zu kühlende Gefäße ablassen werden (siehe ww.energyfromthorium.com ).

Ein abgeschaltete Kern-Reaktor erzeugt noch Wärme durch die hoch-radioaktiven Spaltprodukte. Das bezeichnet man als Nachzerfalls-Wärme (siehe Wiki de.wikipedia.org/wiki/Nachzerfallswärme ).Um das klar zu stellen, diese Nachzerfalls-Wärme kommt nicht von einer Spaltungs-Kettenreaktion sonder von den Alpha- und Beta-Zerfällen der nuklearen Asche (der Spalt-Produkte).

Unmittelbar nach der Schnellabschaltung beträgt diese Nachzerfalls-Wärme grob etwa 10% der zuletzt gefahrenen Reaktor-Leistung. Nach einem Tag ist diese Nachzerfallswärme auf 0,5%, nach einer Woche auf etwa 0,25%, nach 3 Monaten 0,07% der zuletzt gefahrenen Reaktorleistung gefallen. Bei einem Kern-Reaktor mit etwa 3 GW thermischer Leistung bedeutet das also direkt nach der Schnellabschaltung 300 MW ( = 1,56 MW pro Element) , nach einem Tag 15 MW ( = 78,1 kW pro Element), nach einer Woche 7,5 MW ( = 40 kW pro Element) und nach 3 Monaten 2,1 MW ( = 11 kW pro Element) an Nachzerfalls-Wärme, welche natürlich abgeführt werden muss (aktiv, passiv). Die Nachzerfallswärme sinkt nach diesen 3 Monaten weiter.

Das macht also nach 3 Monaten für ein Brennelement eine Wärme-Leistung von 11 kW. Zum Vergleich, meine Gasetagenheizung macht 20 kW. Früher gab es Heizungs-Systeme die ohne Umlaufpumpe arbeiteten (siehe Wiki de.wikipedia.org/wiki/Schwerkraftheizung ), also passiv. Diese Heizungssysteme haben den unschlagbaren Vorteil, dass sie auch ohne Strom arbeiten. Also warum soll das Abführen der Nachzerfallswärme ein so großes Problem sein, wenn man bereits im 19 Jahrhundert viel größere Wärmeleistungen rein passiv unter Naturkonvektion abführen konnte?

Zur passiven Kühlung in KKW:

Wenn man passiv kühlt ist der einzige Antrieb die Wärmeschichtung im Wasser. Diese Schichtung bestimmt nun die Umlaufgeschwindigkeit. Wenn das Kühlmedium zu träge ist weil z.B. der Reibungswiderstand zu hoch ist, wird die Nachzerfallswärme nicht schnell genug abgeführt und das Kühlmittel überhitzt und fängt an zu sieden. Das hat dann ein Abreißen der Natur-Konvektion zur Folge. Dieser Fall ist beim KKW-Unfall in Three-Mile.Island eingetreten.

Auszug aus dem Wiki-Artikel Kernkraftwerk Three Mile Island: „Ein Kühlmittelverluststörfall bahnte sich an, bei nur langsam fallender Wärmeleistung: eine Stunde nach der Schnellabschaltung immerhin noch ca. 30 MW. Nach fast 80 Minuten langsamen Temperaturanstiegs begannen die Pumpen des Primärkreislaufs aufgrund des steigenden Dampfdrucks zu kavitieren. Die Pumpen wurden abgeschaltet und man glaubte, dass die natürliche Konvektion den Wasserfluss aufrechterhalte. Doch die große Dampfblase im Reaktordruckbehälter blockierte die Konvektion. Nach insgesamt rund 130 Minuten begannen die Brennstäbe trockenzufallen und zu überhitzen."

Natürlich ist ein aktives Kühlen immer besser zu kontrollieren als ein passives. Man kann eben beim aktiven Kühlen an allen Variablen "schrauben". Beim passiven Kühlen sieht es eben etwas komplizierter aus, jedoch ist es bei weitem nicht unmöglich ;-). Man denke nur an die Schwerkraft-Heizungssysteme Anfang des letzten Jahrhunderts (siehe Wiki „Schwerkraftheizung"). Dort gab es keine aktive Wasserumwälzung sondern nur den Ofen im Keller. Die Wärme wurde dann Aufgrund der Wärmeschichtung in den relativ großen Rohren bewegt.

Bei der klassischen Reaktortechnik (heterogener Kern aus Feststoff - Brennelemente) ist das vielleicht in erster Näherung vergleichbar.

Weit besser wäre ein Reaktor aus einer flüssigen Kernzone, wo man unter Schwerkrafteinwikung den flüssigen Kern im Schadensfall einfach in passiv zu kühlende, unterkritische Gefäße ablassen kann. Solche Reaktoren sind z.B. der Flüssigsalzreaktor (schau mal bei Wiki).

Die IAEA hat ein interessantes PDF zur passiven Kühlung der klassischen Reaktoren erstellt. Schau mal unter http://www-pub.iaea.org/MTCD/publications/PDF/te_1624_web.pdf .

Weiter schau doch mal im Netz nach „passive cooling nuclear“. Hier ist besonders der eng

Ein AKW nach dem Siedewasserprinzip hat keine Vorteile und wird bei Neuanlagen schon lange nicht mehr gebaut. Der Siedewasser-Reaktor ist ein Einkreissystem, billiger im Bau aber dafür unsicherer bei Notabschaltung. Es kann nämlich zu Dampfblasenbildung an den Stäben und damit zur Wasserstoffbildung kommen.

Der Druckwasser-Reaktor arbeitet mit überkritischen Wasser. Dampfblasen und damit Wasserstoff können daher unter keinen Umständen entstehen. Eine Schnellabschaltung geschieht mit Zugabe von Borsäure, dabei können keine Maschinenräume und anderes Gebäude kontaminiert werden. Wäre in Fukushima Druckwassereaktoren gewesen, es hätte keine Katastrophe gegeben.

ocin1  23.10.2012, 19:03

@Karl37: [de.wikipedia.org/druckwasserreaktor] "Das Kühlmittel wird im Primärkreislauf unter erhöhtem Druck von 154–160 bar durch den Reaktorkern geleitet, wo es die durch Kernspaltung erzeugte Wärme aufnimmt und sich auf etwa 325 °C erwärmt." -> das Wasser ist in klassischen Druckwasserreaktoren also sicher nicht überkritisch !! Überkritisches Wasser ist nur ab einem Druck von 221 bar und 374°C existent [http://de.wikipedia.org/wiki/Phasendiagramm]

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