Was sind die Chancen und Gefahren von Gentechnik und Biotechnologie?

5 Antworten

Gentechnik und Biotechnologie sind nicht das Gleiche; das mal vorweg.

Zur Biotechnologie gehören auch Bereiche wie Fermentation (Käse, Sauerkraut, .. aber auch die Produktion bestimmter Stoffe mithilfe einer Bakterien- oder Pilzkultur), die Herstellung von Stoffen mit biologischen Mitteln statt rein chemischen/anorganischen Reaktionen (zb Enzymatische Umwandlungen), etc. Dabei sehe ich eigentlich nur Vorteile, da diese Verfahren meist sicherer, billiger und/oder ertragreicher sind bzw. man viele Sachen anders garnicht bewerkstelligen kann - was wäre die Welt ohne Wein und Bier??? ;)

Gentechnik birgt Risiken, ja, aber für mich überwiegen die Vorteile.

Durch Zucht wird ebenfalls das genetische Material einer Spezies verändert. Durch Gentechnik passiert das kontrollierter an nur der Stelle, die beabsichtigt ist. Mit der Gentechnik sind außerdem genetische Veränderungen möglich, die sich durch Zucht nicht bewerkstelligen ließen. 

Auch hier kann man nicht pauschal sagen schlecht oder gut. Ich denke auch, dass gerade bei der Veränderung von Nutzpflanzen gewisse Risiken entstehen. Das gerne genannte Beispiel dazu wäre eine Weizensorte mit einer Resistenz gegen gewisse Schädlinge, d.h. zb. diese Pflanze produziert ein Insektengift. Nun müssten beim konventionellen Anbau Maßnahmen ergriffen werden, dass dieser Weizen seine Fähigkeit dieses Gift zu produzieren nicht an zufällige verwandte Pflanzen weitergibt. Eine Möglichkeit wäre dabei natürlich, der Sorte ihre Vermehrungsfähigkeit zu nehmen (dann beschweren sich halt alle wieder über die bösen ausbeuterischen Gentechnikunternehmen). Es ist aber nicht jedes Problem so einfach zu lösen und in diesem Beispiel wäre eine kontinuierliche und lückenfreie Qualitätssicherung ist notwendig, um auch sicherzustellen, dass die Pflanze nicht doch ihre Fortpflanzungsfähigkeit wiedergewinnt. Ein Vorteil dieser Art der Gentechnik wäre, dass zb weniger bis keine Pestizide gespritzt werden müssten, die sich im Boden oder anderen Pflanzen einlagern würden, Bienen töten, etc; dass speziell designete Pflanzen in problematischen Gebieten wachsen und dort das Nahrungsangebot sichern; oder dass in Gebieten mit geringer Nahrungsvielfalt/Mangel an einem Nährstoff durch entsprechende Pflanzen dieser Mangel bekämpft wird (Stichwort Golden Rice).

Gentechnik kann aber auch für andere Zwecke sinnvoll eingesetzt werden:

Gentechnisch veränderte Pilze, Hefen und Bakterien können so zum Beispiel Medikamente, Enzyme oder eben auch einfache Stoffe wie Zitronensäure herstellen. Durch die Gentechnik stellen die Organismen diese Stoffe so her, dass sie für Menschen gut verträglich und sicher sind. Außerdem ist diese Produktionsweise meist wirtschaftlicher - die Substanzen sind also zu einem geringeren Preis erhältlich - und tierschutztechnisch unbedenklicher, da einige Produkte die aus Tieren gewonnen wurden nun ohne auskommen. Ein gutes Beispiel dafür ist Insulin. Lange musste tierisches Insulin verwendet werden, welches aufgrund der schlechteren Verträglichkeit in Kritik stand (es besteht ein Unterschied in der Aminosäurensequenz). Dank Gentechnik produzieren heutzutage Bakterien und Hefen Humaninsulin.

Das wären mal die großen Anwendungsgebiete, aber auch zb für diagnostische in vitro Tests können gentechnisch veränderte Krebszellen eingesetzt werden. Der Vorteil ist wiederum die Geldersparnis und das genauere Ergebniss, da zb Menschenzellen statt Tierversuchen verwendet werden können. Nachteile gibt es da keine :)

So Horrorgeschichten wie "da isst man Gene", "wir werden durch den Verzehr von GMO antibiotikaresistent" oder "Superviren vernichten die Menschheit" sind übrigens Schwachsinn. 1. Geht normalerweise niemand her und setzt ein zufälliges Gen in einen zufälligen Organismus ein - in den so ziemlich allen Fällen würde das nicht funktionieren oder das Resultat wäre nicht lebensfähig. 2. Haben alle Pflanzen und Tiere die wir essen Gene und die nehmen wir ja auch nicht in unser Genom auf (woher haben manche Leute das eigentlich??). 3. Wer einen Supervirus bauen will kann das auch machen, wenn es ein allgemeines Gentechnikverbot gibt. Das bauen von Superviren ist sowieso nicht legal oder gefördert, es passiert auch nicht zufällig bei der Entwickung anderer Organismen (siehe punkt 1). Wer sich dem also annimmt ist also entweder kriminell oder arbeitet für die Biowaffenproduktion irgendeines Landes und seit wann scheren sich sie um solche Gesetze?

Natürlich muss man wie bei jeder Technologie vorsichtig sein und gewisse Sicherheitsvorkehrungen einhalten. Potenziell pathogene Erreger (noch dazu mit Antibiotikaresistenz) auf die Bevölkerung loszulassen ist natürlich keine gute Idee. Das ist aber kein Grund, das enorme Potenzial der Gentechnik nicht zu nutzen. Außerdem müsste man dann jegliche Forschung an Bakterien einstellen, egal ob GMO oder nicht. Da sehe ich Impfgegner als weitaus größere Gefahr.

Natürliche Zucht bzw. Entwicklung ist ein vielfach abgesicherter Vorgang, da jede Änderung in der Praxis (Lebens- und leistungsfähig oder nicht) erprobt wird.

Bei Gentechnischen Manipulationen werden diese Schritte übersprungen und es besteht die Gefahr, das eine gentechnisch veränderte Gruppe aufgrund von zunächst unerkannten Mängeln zusammenbricht.

Man weiß sehr wenig über natürliche Zusammenhänge, z.B. welche Genetische Information in der Umwelt ausgetauscht wird. Da wird blinden Auges gepfuscht, ohne überhaupt zu wissen, in welche Richtung die Folgen gehen können, z.B. Verbreitung von Resistenzen

Eine Studie aus Vor-Internet-Zeiten ergab, dass ein Stoff, der in Erdbeeren die Frostanfälligkeit erhöht, in der Atmosphäre ein Regenbildner (Stoff um den Regentropfen kondensieren) ist (Zufallsbefund). Das nur als Beispiel welche Zusammenhänge eigentlich zu beachten sein müssten, so weit man sie kennt. Was könnte geschehen, wenn man einen solchen Stoff gentechnisch aus den Pflanzen entfernt, um die Frostresistenz zu erhöhen? Nebel statt Regen? Das würde überall als esoterischer Müll abgelehnt und wenn etwas rückwirkend festgestellt wird, heißt es, das konnten wir ja nicht wissen. Dann darf man bestimmte Dinge eben nicht machen, weil man nichts weiß.

Chancen:

  • Schnellere Züchtung (Pflanze und Tier), die Zeit für die Züchtung neuer Varianten kann erheblich verkürzt werden und damit kann man auch schneller auf Probleme durch Umwelteinflüsse reagieren.
  • Präzisere Züchtung, da bekannt ist, welche Veränderungen wo geschehen.
  • Neue Varianten der Züchtung die bisher nicht oder nur unter großem Aufwand möglich waren, damit meine ich das Nutzen der Genpools von praktisch allen Lebewesen.

Gefahren:

  • Teilweise unbekannte Effekte auf Ökosysteme, bei möglichen "Austrägen" des veränderten genetischen Materials in natürliche Populationen
  • Teilweise unbekannte ernährungsphysiologische Effekte bei Mensch und Tier

Gentechnik ist wie ein Kind, das an einer Schaubude Büchsen wirft und das dort erworbene Wissen, wie man etwas aus Metall anwirft, an einem wertvollen, mechanischen Uhrwerk einer Armbanduhr versucht.

Chancen könnten da sein, falls man sie nicht versaut.

Gefahren: Man ändert vieles, was man nicht ändern will, sabotiert komplett die Natur (Pflanzen), weil man sich nicht abgrenzen kann, zerstört seinen Lebensraum, stirbt aus.

Man weiß einfach noch viel zu wenig zur Zeit, aber Medikamente bzw. Medizin könnte deutlich verbessert werden.