Was schreibe ich in diese eine Weihnachtskarte?
Ich bin gerade dabei die alljährlichen Weihnachtskarten zu schreiben.
An sich kein Problem, nur eine Karte macht mir schwer zu schaffen. Sie geht an eine liebe Freundin, die im März ihr erstes Kind bekommt. Vor sechs Wochen wurde bei ihrem Mann inoperabler Speiseröhrenkrebs, der schon gestreut hat, festgestellt.
Kann ja schlecht ein schönes Fest und einen guten Rutsch wünschen.... :-(
Was soll ich ihr nur schreiben, daß sie sich freut und gleichzeitig nicht bemitleidet fühlt?
Bin ratlos. Weiß jemand einen guten Rat? Dankeschön!
9 Antworten
Hallo Mausi,
sehr gute Frage.
Ich würde einfach, wie in anderen Antworten schon gegeben, ganz normal ein frohes Fest wünschen, und viel Kraft.
Viel Gesundheit würde ich nicht schreiben, da sich das schon ein bisschen sarkastisch anhört und auch so aufgefasst wird.
Das Problem hierbei ist, man sollte sich auf das Fest und die Glückschwünsche und das kommende Jahr konzentrieren. Für das ist die Karte ja da. Man sollte aber auch die Krankheit und die Umstände nicht außer Acht lassen, da sonst der Betroffene glaubt Du verdrängst das. Zuviel über die Krankheit ist auch nichts, weckt heuchlerische Mitleidsgefühle.
Da es ja Deine Freundin und ihr Lebensgefährte ist, bist Du ja sowieso in engem Kontakt zu ihnen. Da bietet sich jederzeit die Möglichkeit über die Umstände, die Krankheit und die Gefühle und Empfinden aller Betroffenen incl. Dir zu reden.
Ich mochte es gar nicht, wenn es verdrängt wurde, da ich mich damals besser fühlte wenn ich drüber reden konnte. Da ist auch Scham an der falschen Adresse. Natürlich fällt es schwer über Krankheiten und in meinem Fall über Hodentumor, Hoden, Sex, Semikastration usw. zu reden. Aber wenn man mal eine Schamgrenze überwunden hat, und sich zu reden traut, ist alles viel leichter zu verarbeiten.
Sicherlich ist es falsch, abzuschotten, genauso falsch es ist aufdringlich zu werden und Gespräche zu erzwingen.
Lass die Karte auf das Fest und den Jahreswechsel bezogen und schneide die Krankheit nur beiläufig an. Mit dem viel Kraft, z.B.
Wenn Du dann öfters bei ihnen bist oder telefonierst oder sonstigen Kontakt habt, kannst Du ja versuchen das Gespräch über die Krankheit zu suchen. Dann siehst Du ja wie die Betroffenen darüber reagieren. Ich habe mich manchmal auch nie getraut den Anfang zu machen und wenn mich jemand angeredet hat, habe ich geredet wie ein Wasserfall weil ich froh war jemanden zum Reden zu haben, aber mich nicht traute den Anfang zu machen.
Es kann aber auch sein, daß sie nicht darüber reden wollen, dann sei nicht aufdringlich.
Und vor allem: Wenn mal zu Reden begonnen wurde, musst Du auch beistehen und das Gespräch nicht abbrechen, sondern weiterführen. Nicht ein Gespräch anfangen und dann einfach abbrechen. Das macht dann den Eindruck Du wolltest aus Neugier nur wissen wie es steht, willst Dich aber nicht damit auseinandersetzen oder Dich damit beschäftigen.
Ihr seit doch berfreundet, ihr kennt Euch doch, ihr wisst doch wie Ihr tickt und was Ihr wollt! Mach das genauso. Schreib die Karte wie immer Du sie geschrieben hast und mach in Gesprächen Mut und Hoffnung, wenn sie darauf eingehen. Kümmere Dich um sie und sei für sie da. Aber übertreibe es nicht und enge sie nicht ein und bevormunde sie nicht. Mach keinen auf Besserwisser.
Gib ihnen in Deiner Freundschaft zu ihnen zu verstehen, daß Du immer für sie da bist und immer bereit bist zu helfen und/oder zu reden. Sie werden dankbar sein. Den Rest, wie z.B. die Karte, laß laufen wie immer.
Die Karte ist eine Glückwuschkarte zu Weihnachten und Neujahr, und das soll sie bleiben. Du bist der Freund, den sie brauchen oder wollen, nicht die Karte.
Danke! So schön, daß es Menschen wie Dich gibt!
Wünsche denen viel Kraft und einen besinnlichen Fest
Du kannst ihr schon ein schönes Fest wünschen, wünsch ihr zusätzlich viel Kraft und schreib ihr, das du in Gedanken bei ihr bist.
Nur keine Berührungsängste, das schlimmste für Menschen in solchen Situationen ist, wenn sich Freunde zurückziehen, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.
Zurückziehen möchte ich mich auf keinen Fall, weil sie gerade jetzt ihre Freunde braucht.
Fein, das sie eine Freundin wie dich hat.
Ich kenne das nur aus eigener Erfahrung, ich hatte einen Krebsfall in der Familie und da gab es sehr wohl Freunde die sich aus Unsicherheit zurückgezogen haben. Am angenehmsten waren für mich damals diejenigen, die mit mir ganz normal umgegangen sind. Auch ein Scherz darf mal sein. In solchen Situationen kristallisieren sich wahre Freunde heraus.
Klar, das versteh ich. Im persönlichen Gespräch wurde ich beides tun. Wenn du mit ihr telefonierst, kannst du ihr sagen, das du für sie da bist. Das sie sich jederzeit an dich wenden kann, wenn sie etwas braucht oder nur reden will. Genauso kannst du aber ganz unbeschwert erzählen, was sich bei dir in letzter Zeit so alles getan hat.
Auf die Weihnachtskarte gehören warme, herzliche, freundschaftliche Weihnachtsgrüsse, da muss man die Krankheit nicht ansprechen.
schreib, daß du ihr und ihrer familie ein friedliches fest wünscht und viel kraft und auch glück fürs neue jahr.
geh in dich und frag dich, was du in so einer situation hören möchtest. eine gute freundin wird dich schon richtig verstehen.
ich würde nach denken was du am liebsten hören willst und wenn du es nicht hören willst dann schreib es nicht auf
Wow. Danke für die offene und so schöne Antwort. Danke!