Was sagt ihr zu den Mietpreisen von Wohnungen in Berlin?
Ich als Berliner bin schon lange enttäuscht über die Wohnungspolitik in der Stadt: der Mietendeckel: gescheitert, kaum Neubauwohnungen, Wohnungsnot, teure Mieten in begehrten Wohnungen in Innenstadtlage und dazu noch ein fast schon zynischer Tagesspiegel-Artikel mit dem Titel: "Noch keine Wohnung? Wir haben eine für sie." , der die Menschen, die eine erschwingliche Wohnung suchen, indirekt auffordert, an den Stadtrand zu ziehen.
Ich habe mir auch als Beispiel die aktuellen Wohnungsangebote in Berlin für Familien (4-Zimmer-Wohnungen) angeschaut und musste drastische "Kaltmietpreisunterschiede" zwischen Tempelhof-Schöneberg und Marzahn-Hellersdorf, VONOVIA und degewo (Genossenschaft) feststellen.
Was sagt ihr dazu (Bild unten) und zum Tagesspiegel-Artikel über die Wohnungsnot von 2018? Soll z.B der Volksentscheid umgesetzt werden? Soll dieser Tagesspiegel Reporter deshalb ermahnt oder befragt werden?
15 Antworten
Du widersprichst dir etwas. Über den Entfall des Mietendeckels müsstest du dich freuen, denn er sorgte ja für weniger Investitionen, weniger Neubau, weniger Renovierungen.
Berlin ist noch die günstige Großstadt Deutschlands. Es ist nur extrem schwer eine Wohnung zu finden. Grund war der Mietendeckel. Die Vergabe erfolgte nicht mehr an den zahlungskräftigsten, sondern zufällig oder sogar Vitamin B bzw. Bestechungen. So werden Wohnungen von Menschen bewohnt, die sie sich nicht leisten können.
Das Konzept „Mietendeckel“ kann nicht funktionieren. Wenn es vermeintlich mal funktioniert, werden eigentlich nur Schulden gemacht. Die Rechnung kommt und kam dann ja auch - für die Mieter.
Auch die Enteignungen sind gescheitert, wären in der Größenordnung aber auch nicht bezahlbar gewesen. Selbst wenn die Stadt das Geld auf den Tisch gelegt hätte: Wie soll das Geld wieder rein kommen, wenn dann niedrige Mieten versprochen werden?
Nicht finanzierbares Wunschdenken.
Genau das Gegenteil braucht der Markt: Anreize für Investoren. Denn Geld ist da. Nur eben bei den Menschen, nicht bei der Stadt.
Die verhältnismäßig niedrigen Mietpreise in Berlin werden und müssen weiter im Rahmen der Inflation steigen, ärmere Menschen müssen an den Stadtrand ziehen und entlastet werden. Der Autor des Artikels hat recht.
Von der Berliner Wohnungspolitik der letzten Jahre halte ich garnichts. Sie hat Investitionen, Neubau und Renovierung verhindert und damit Wohnungsnot verschärft.
Aber was sagst du dazu, dass es für arme Familien mit Kindern und Senioren schwerfällt, umzuziehen?
Das ist ungut, aber nur ein Symptom, man muss an den Kern. Private Investitionen, Neubau, Renovierung und Instandsetzung. Das brauchen wir.
Deswegen bin ich ja auch für stärkere Vorgehen des Staates bei der Wohnungspolitik.
In welcher Form? Was wünschst du dir?
Zu meinen Wünschen für das Vorgehen des Staates bei der Wohnungspolitik kann ich dir folgendes sagen: Ich wünsche mir, dass der Staat das Wohngeld für ärmere stark erhöht (so um 200/300 Euro) , Neubauprojekte mit günstigen Bauland fördert, Vermieter bei leerstehenden Wohnungen mit teuren Mieteangeboten (dieses VONOVIA-Inserat oben soll es schon länger geben) mit Prämien auffordert, die Mieten dauerhaft für solche Objekte zu senken (Leerstandsprämien), und der er bestimmten Mietern erlaubt (z.B wenn der Mietpreis über 50/60 Prozent des Mietpreises bei einem Mietendeckel betragen würde oder bei armen Familien/Rentnern), nur 80/90 Prozent der Miete zu zahlen, ohne dafür gekündigt zu werden. Dieser "Gewissenskonflikt" (Verdrängung ärmerer ja oder nein) lässt mich auch Befürworter des Mietendeckels/Volksentscheides sein, auch wenn das deiner Meinung nach sinnlos wäre/falsch ist.
Hört sich erstmal gut an, deshalb scheinen sich auch viele dafür auszusprechen.
Das Bauchgefühl trügt. Die Folgen sind Abschreckung der Investoren, fehlende Investitionen, Investitionsstau, Bauruinen, weniger neue Wohnungen, Wohnungsnot, keine faire Vergabe der Wohnungen nach Zahlungsbereitschaft, Wohnungen auf dem Schwarzmarkt oder über Vitamin B und alles, was daran hängt.
Eine Bedarfsprüfung findet außerdem nicht statt. Auch die Wohnung des Gutverdieners würde subventioniert. Wer aktuell wohnt, wird bevorzugt, wer aktuell sucht, wird benachteiligt. Das ist nicht fair.
Und wie lange soll ein Deckel laufen? Das Gesetz der rot-rot-grünen Regierung in Berlin war damals auf fünf Jahre begrenzt. Man senkt also die Miete für fünf Jahre. Und was soll danach passieren?
Maximal undurchdacht, kein Politiker mit Sachverstand hat dies jemals ernsthaft für eine gute Idee gehalten. Es war einfach populär, weil einige selbst für fünf Jahre profitiert hätten. Ich sehe keinen einzigen positiven Effekt.
Langfristig würde es einfach allen schaden. Obwohl, vielleicht könnten Grundstückseigentümer etwas profitieren, wenn durch den fehlenden Neubau der Wert der eigenen Immobilien steigt. Mieter würden aber immer verlieren. Man kann ein Gesetz auf fünf Jahre befristen, dann kommt die Rechnung dafür nach fünf Jahren. Man kann ein Gesetz auf zehn Jahre befristen, dann kommt die Rechnung dafür nach zehn Jahren.
Ein solcher Eingriff in den Markt ist schlicht Quatsch. Nachdem das Gesetz nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist, hat sich das Thema ohnehin erledigt.
Sinnvoll wären z.B. Steuererhöhungen und ein Grundeinkommen.
Was sagt ihr zu den Mietpreisen von Wohnungen in Berlin?
Selbst verechuldet. Berlin wählt mit wenigen Ausnahmen links. Das Resultat ist Mangelwirtschaft.
Das Ziel war es mit Hilfe des Mietendeckels Großkonzerne aus Berlin raus zuhalten. Man hat genau das Gegenteil geschafft. Vermieter mit kleinen Wohnungsbeständen haben ihre Wohnungen verkauft aus Angst ihre Altersvorsorge zu gefährden und große Investoren die zur Not auch Rechtstreitigkeiten über 10 Jahre aushalten, sind gekommen.
Der Neubau ist aufgrund der ganzen Bürokratie schwierig, freie Flächen wie Tempelhof werden nicht genutzt und gleichzeit muss man bei der Flüchtlingsaufnahme sich immer als Musterschüler präsentieren. Das Resultat ist Wohnungsknappheit, gefräßige Investoren die ihre Mieter als Gegner sehen und eine stärker Position von Populisten die für Enteignungen stimmen.
Ja, das ist Angebot und Nachfrage.
Es hat nicht jeder das Recht, in Berlin bevorzugt zu wohnen, wer es nicht bezahlen kann, muss halt an den Stadtrand ziehen.
Ich muss Kaviar auch bezahlen oder halt Mettwurst essen.
Kann sein, aber diese VONOVIA-Wohnung ist doch schon am Stadtrand. Ist nicht "innerhalb des Rings", wie wir Berliner zum Stadtzentrum sagen.
Ist kenne mich in Berlin nicht aus, aber meine Meinung bleibt.
Wer es nicht bezahlen kann, kann da nicht wohnen.
Ich finde es gut dass die Mieten in Berlin Steigen. Ich hoffe, dass es dann so wie in München wird also dass die Stadt auch generell sauberer wird, es weniger Kriminelle gibt usw
Aber dann wird doch die ärmere Bevölkerung immer weiter an den Stadtrand, ins Umland verdrängt. Und irgendwann wirst auch du betroffen sein, wenn da so wäre.
Der Artikel ist von 2018 und was kann der Reporter für die Situation in Berlin
es geht eben nach Angebot und Nachfrage
Mitte ist für Normalsterbliche unbezahlbar, bleibt also nur der Umzug in Rafbezirke ...
und das ist nicht nur in Berlin so
Wie dieser Reporter den Artikel schreibt, finde ich widerlich. Beispielsweise die Überschrift lautet ja: Noch keine Wohnung? Wir haben eine für sie? Er hätte z.B stattdessen etwas anderes in der Überschrift schreiben können, was neutraler wäre.
dann lies andere Artikel, die Dir besser gefallen
der Reporter schreibt wie es für richtig hält, die Redaktion entscheidet, ob der Artikel gedruckt wird ...
Ich wollte aber zeigen, dass Reporter auch so etwas absurdes schreiben können. Ich habe den bei Tagesspiegel zum Thema "Wohnungsnot" gefunden und möchte das anprangern. Natürlich lese ich auch andere Artikel, die oftmals auch die Betroffenen bemitleiden.
In Mitte wohnen eh fast keine Berliner. Die meisten Berliner wohnen in den Außenbezirken. Mitte ist eh nur ein Touriviertel, null Authentizität.
Aber was sagst du dazu, dass es für arme Familien mit Kindern und Senioren schwerfällt, umzuziehen? Ich kann deine Begründungen verstehen, aber es ist wirklich schwer für Kinder und Senioren, den Wohnort zu wechseln. Deswegen bin ich ja auch für stärkere Vorgehen des Staates bei der Wohnungspolitik. Aber da bei uns Meinungsfreiheit herrscht, akzeptiere ich es auch, wenn es Leute gibt, die dagegen argumentieren. Deine Argumente kann ich deshalb auch verstehen, aber der "Gewissenskonflikt" bleibt.