Was lernt man im Chemiestudium?

8 Antworten

Ich bin noch Schüler in der Oberstufe und habe das Gefühl dass in Chemie nach der Oberstufe nicht mehr so viel neues Zeug kommen kann..

Da täuschst du dich sehr. In der Schule bekommt ihr nur einen guten Einblick in die Chemie vermittelt. Ihr reißt jedes Thema ein wenig an, behandelt es aber nur sehr Oberflächlich. Die Schulchemie wird im Studium in den ersten ein bis zwei Monaten wiederholt. Danach kommt nicht mehr viel bekanntes...

Wenn man die Chemie als ganzes sieht, mit all ihren Reaktionstypen, wichtigen Verbindungen und anderen Feinheiten, habt ihr in der Schule nicht einmal 1% davon durchgenommen.

Doch, ich denke da kommt noch einiges. Ich hatte letztes Jahr 2 1/2 Wochen Kurs mit einem Uniprofessor, danach hatte ich das Gefühl, ich weiß kaum was über Chemie ;).

habe das Gefühl dass in Chemie nach der Oberstufe nicht mehr so viel neues Zeug kommen kann

Ist das ein Witz? Wenn die Chemie ein tausendseitiges Buch ist, dann ist das, was Du in der Schule gelernt hast, maximal eine Zeile davon. Im Studium liest Du dann ein paar Kapitel davon.

Du wirst anorganische und organische Chemie in Theorie und Praxis lernen und dabei hunderte Stoffe und deren Eigen­schaften kennen­lernen. Du wirst lernen, wie man solche Sachen analysiert, und zwar sowohl mit Reagenz­glas als auch mit Millione-€-Geräten.

Du wirst Mathematik lernen müssen (Fourier-Transformation, Lineare Algebra) und das in der physikalischen (Spektroskopie, Chromatographie) und theoretischen (Wellenfunktionen, Hilberträume) anwenden. Oder Dich mit fiesen Kristallen und deren reziprokem Gitter herumärgern müssen.

Ja, und wenn Du dann noch nicht verzweifelt, vergiftet oder verbrannt bist, darfst Du Dich in Form einer Diplomarbeit in ein Fach vertiefen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

In den ersten 4 Semestern befasst man sich mit den klassischen Teilgebieten des Faches  - der organischen, der anorganischen, der physikalischen und der analytischen Chemie. Die Fähigkeit zu abstraktem und analytischem Denken ist Voraussetzung, denn Mathematik zieht sich durch das gesamte Chemiestudium.

Das vorhandene Wissen wird schon deswegen nicht nur vertieft, weil es zur Hälfte falsch ist.

Falsch in dem Sinne, dass es über die Schmerzgrenze hinaus vereinfacht wurde.
Und schmerzhaft ist es dann, wenn es durch die Vereinfachung falsch wird.

Das ist so, als wenn du von einer Sprache nur die Grundlagen kennst, ohne Feinheiten wie unregelmäßige Verben, Substantivierungen von Adjektiven und Verben, Partizip-Konstuktionen, Nebensätze, Pronomen und und und ...

Chemie ist so umfangreich und speziell, dass wohl jeder Experte hier schon mal was von anderen gelernt hat. Weil man auch als studierter Chemiker nicht annähernd alles weiß.
Die Menge des Wissens ist jedenfalls nicht das Limit, eher die Fähigkeiten es (den wichtigen Teil) aufzunehmen.