Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, im Diagnoseverfahren nicht autistisch genug zu wirken?
Moin. Komische Frage, ich weiß.
Ich bin derzeit in einem Diagnoseverfahren für Autismus. Dieses Verfahren durchlaufe ich in einer Klinik, die auf Autismus im Erwachsenenalter spezialisiert ist.
Der Verdacht auf Autismus kam in meinem Leben immer wieder mal auf, insbesondere in meiner frühen Kindheit, aber für eine Autismusdiagnose reichte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Meine (mittlerweile ehemalige, da sie in Ruhestand gegangen ist) Therapeutin hielt es für sinnvoll, es erneut zu probieren, da sich das Verständnis von Autismus weiter entwickelt hat.
Das Problem ist folgendes: Ich habe das Gefühl, in den Gesprächen, die ich im Rahmen dieses Diagnoseverfahrens habe, nicht "autistisch genug" zu wirken. Ich bin in der Öffentlichkeit und in sozialen Situationen nicht so, wie ich privat bin, wenn keiner zuschaut. Ich kann das nicht abstellen.
Bisher war es mir nur bei einem der Termine möglich, ansatzweise ich selbst zu sein. Zu diesem Termin habe ich einige Tests gemacht, und nicht viel gesprochen. Ich war an dem Tag schlecht drauf, kaputt und ausgelaugt. Ich hatte also schlichtweg nicht die nötige Energie, die Fassade aufrecht zu erhalten.
Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen sollte. Könnt Ihr mir hier weiterhelfen?
bin in der Öffentlichkeit und in sozialen Situationen nicht so, wie ich privat bin, wenn keiner zuschaut.
Hi, so eine Art soziale Anpassung? Hast Du das schon erzählt?
Im Englischen nennt man das oft "Masking". Ich habe das noch nicht explizit erwähnt. Auch, weil mir dieses Konzept bis vor kurzem noch nicht bekannt war.
2 Antworten
Hi.
Mein erster Gedanke war, auf jeden Fall beschreiben, wie Du dich wahrnimmst. Ich kenne mich nicht aus mit Diagnostik. Ich denke einfach, die sollten wissen, welche Facetten es gibt. Und auch, wie Du dich warhnimmst, das Du differenziert über dich denkst, dich reflektierst, dein Verhalten bewußt wahrnimmst. Vermutlich ist das auch wichtig um dich einschätzen zu können und möglichst passende Hilfe für dich zu finden.
Du sitzt Menschen gegenüber, die einerseits Fachwissen haben (sollten), allerdings auf der anderen Seite auch darauf angwiesen sind, was man ihnen mitteilt. Weil sie ja nur anhand ihrer Beobachtungen, deiner Selbstdarstellung und vermutlich diversen Fragebögen und Tests feststellen können, welche Diagnose angebracht ist.
Bisher war es mir nur bei einem der Termine möglich, ansatzweise ich selbst zu sein. Zu diesem Termin habe ich einige Tests gemacht, und nicht viel gesprochen. Ich war an dem Tag schlecht drauf, kaputt und ausgelaugt. Ich hatte also schlichtweg nicht die nötige Energie, die Fassade aufrecht zu erhalten.
So etwas kannst Du kommunizieren damit sie wissen, woran sie sind. Wie Du dich an bestimmte Situationen anpasst, dich "maskierst" oder wie auch immer es treffend klingt für dich.
Ich würde gar nicht versuchen, irgendwie zu „wirken“. Sonst findest du nie raus, ob du autistisch bist oder nicht. Das sind Profis. Die wissen, dass sehr viele Menschen sich in der Öffentlichkeit oder im Gespräch anders verhalten als wenn sie alleine sind.