was ist religiöse sozialisation?

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Allgemein bezeichnet der Begriff Sozialisation das Hineinwachsen eines Menschen in die menschliche Gesellschaft, und wie er wiederum dabei die Gesellschaft beeinflusst. Im religiösen Kontext ist damit vielleicht gemeint, wie der Mensch in seine Religion und die religiöse Gemeinschaft hineinwächst, z. B. durch Taufe, Kommunion/Konformation, Firmung usw. Und wie sich sein ganz persönliches Verhältnis zu seiner Religion entwickelt.

Vielleicht sollte man zuerst vom Allgemeinen zu m Speziellen/Besonderen gehen. Auf Deine Frage angewandt: was ist im Allgmeinen unter Sozialisation zu verstehen ?.

Heutzutage beschreibt der Begriff Sozialisation alle Prozesse/Vorgänge/Ereignisse, die bewußt, unbewußt, gezielt und auch unkontrolliert, als Lernprozesse ablaufen. Lernprozesse gehen einfach gesagt vom bereits gelernten, erfahrenen Wissen aus, erproben neue Möglichkeiten, verwenden begangene Fehler dazu, sie ihn in Zukunft zu korrigieren und vermittelen den Impuls, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten.

Unter religiöse Sozialisation im engeren Sinn kann man das Übernehmen kirchlich geprägter Verhaltensweisen, z.B. Gottesdienstbesuch, Gebetspraxis, Andacht zu Hause u.a.m. verstehen.Das betrifft aber nur die äußere, sichtbare Seite der religiösen Sozialisation. Die innere religiöse Soziailsation ist bei Kindern und Jugendlichen, aber auch bei Erwachsen,, Stichwort/Saulus wird zum Paulus, ein äußerst komplizierter und nicht immer durchschaubarer Vorgang.

Alles andere hat bereits Wasserhut und karlklavier gut und verständlich erklärt. In meinem Alter konzentriet man sich eher auf grundsätzliche, aber trotzdem wichtige Punkte einer Thematik.

Hallo Mellicherry. Vielleicht bin ich etwas begriffsstutzig. Aber unter einer religiösen Sozialstation würde ich z.b. so etwas wir die Bahnhofsmission, oder die katholische Caritas verstehen, die z.B. obdachlose verpflegen und einkleiden, wie es zum Teil ja auch von der Heilsarmee gemacht wird. Diese Institutionen kümmern sich halt um die sozialen Belange bedürftiger Menschen. Federführend sind dann die jeweiligen Kirchen die letzten Endes Träger der Einrichtungen sind. Liebe Grüße vom Seestern*

Was Wasserhut schreibt, trifft die Sache gut. Nur darf man ihn nicht so missverstehen, dass die "religiöse Sozialisation" nur durch die genannten Rituale wie Taufe usw. geschieht. Das sind sicher markante Eckpunkte in einer Biografie, aber die relig. Soz. meint mehr: Ein Kind erlebt, wie im Alltag religiöse Momente eine Rolle spielen (wenn gebetet wird, auch auch wenn bestimmte Verhaltensregelns mit dem Verweis auf Gott begründet werden; oder auch der Umgang mit Krisen, wie ein Todesfall kann sehr prägend sein, wenn ein Kind erlebt, wie Erwachsene damit umgehen).

Zunächst wachsen Kinder in den Deutungsmusterns auf, die die Erwachsenen vorgeben und nehmen sie mit zunehmendem Alter dann auch bewusst auf - oder hinterfragen sie und diestanzieren sich vielleicht. Aber auch wenn sie die religiösen Anschauungen ihrer Eltern letztlich ablehnen, bleibt die Prägung häufig in dem Sinne, dass die neuen (nichtreligiösen) Lebensansichten sich aus dem bewussten Kontrast früherer religiöser Überzeugungen speisen können.

Sozialisation ist alles, was ich in meinem Heranwachsen mitbekomme. Das Erlernen einer "Norm", sprich der eigenen kulturellen Techniken (z.B. wie man Freundschaft signalisiert) und Regeln (z.B. mit welcher Hand ich essen darf). Auch solche Dinge wie Geschmäcker von Essen, Geräuschkulissen oder aber bestimmte Vorstellungen von Gott, Jenseits, Geistern oder was immer Du willst - das ist dann die Religiöse Sozialisation. Ausgehend von diesem Erlernten werden dann andere Sachen, die man kennenlernt beurteilt und sortiert. Diese Kathegorien hat man so tief in sich drin, dass man sich ihrer meistens gar nicht bewusst ist. Im Falle von Religion z.B.: "jemand der Betet ist still, sitzt still und/oder spricht einen festen Text. Wenn ich mir dieser Idee von "Beten" nicht bewusst bin (übrigens auch Atheisten, die in unserer Kultur aufwachsen haben diese Idee, einfach durch Medien und Beobachtung), dann werde ich in anderen Kulturen das für "Beten" halten, das unserem "Beten" ähnelt. Diese Beurteilungsregeln brauchen wir aber, weil wir sonst nur noch Chaos wahrnehmen würden. Wir können unsere Sozialisation nicht in dem Sinne überwinden, dass wir sie ganz los werden, wir können sie nur versuchen, sie zu erkennen und eventuell erweitern. Dadurch können wir vorurteile abbauen.

Stips  17.09.2012, 22:48

eigentlich hatte ich das umformuliert, die Seite nimmt das nur nicht an. Ich meinte eigentlich, dass wir trotz unserer Sozialisation oder gerade durch sie das Fremde nicht zwangsläufig abstoßend finden, es aber dennoch immer nur von unserem Standpunkt aus betrachten können - also von unserer eigenen Kultur und Religion aus. Wenn wir uns aber bewusst sagen, dass wir jetzt so denken, wie es in unserer Kultur üblich ist, dann können wir etwas objektiver sein.

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