Was ist objektive Realität?

11 Antworten

Hallo, Objektivität ist eine Eigenschaft, die dem Menschen nicht gegeben ist. Seine Wahrnehmungen sind immer subjektiv und sie untersscheidet sich immer von dem, was objektiv ist, wenn auch vermutlich häufig nur marginal. Objektvie Realität ist das, was wirklich ist und Objektivität ist immer frei von Subjektivität. Die Sinne des Menschen sind nicht dafür ausgelegt, objektiv wahrzunehmen, es sind also immer kleinere und / oder grössere Wahrnehmungsfehler enthalten - einfach nur deshalb, weil unsere Sinne Fehler machen und aber auch, weil die Wahrnehmungen oft verkehrt verarbeitet werdden im Gehirn. Die Verarbeitung ist nämlich immer auch geprägt von dem, was wir gerade denken und von dem, was wir wahrnehmen wollen und was nicht. Ein Teil der Wahrnehmungen wird aber auch im Unterbewusstsein verarbeitet. Das ist eine Art Selbstschutz. Wenn alle unsere Wahrnehmungen bewusst verarbeitet würden, wäre das für unser Bewussstsein einfach zu viel, schon auch deshalb, weil wir ja meist über das, was wir wahrnehmen nachdenken und das braucht Zeit und die ist halt endlich, sehr beschränkt. Anderrsseits würde unsere Gefühlswelt überfrachtet ... Manches wollen wir auch gar nicht wahrnehmen, weil wir es als schlimm empfinden und werden die diesbezüglichen Wahrnehmungen von vornherein ins Unterbewusstsein gepackt. Der Mensch kann mit seinem Gehirn bewusst nur eine sehr beschränkte Menge von Themen bearbeiten, besonders eben schlimme Erfahrungen sind davon betroffen. So bildet sich eine Subjektivität heraus, die sich mal mehr, mal weniger von der Objektivität unterscheidet. Es handelt sich hierbei also um ein Phänomen, das nicht mystisch oder unerklärlich ist, sondern das auf naturwissenschaftlichen Gesetzmässigkeiten beruht. Es gibt ja Menschen und Tendenzen in der menschlichen Gesellschaft, die dahin neigen, Dinge, die nicht unmittelbar zu sehen, zu hören, anzufassen oder irgendwie sonst bewusst wahrzunehmen sind, zu mystifizieren. Das halte ich für sehr gefährlich und grenze mich davon deutlich ab. Es gibt in der Natur überhaupt, allgemein sehr schwierige, hochkomplexe Zusammenhänge, das heist aber nicht, dass sie nicht zu erklären, nicht zu erkennen sind. Auch sie beruhen auf naturwissenschaftlichen Gesetzmässigkeiten. Dazu gehört auch die ganze Thematik um Bewusstsein und Unterbewusstsein und deren Steuerung. Viele Grüsse

Realität (lat. realitas, von res „Ding“) bezeichnen wir alles, das wir einschließlich uns selbst erfahren und setzt nicht voraus, dass wir es verstehen, erklären können. Realität ist also ein Sammelbegriff, der vom Stein reicht, über Liebe bis zu komplexen Verhältnissen wie Globalisierung. Wir erfahren Realiät zwar subjektiv, doch das stimmt nicht, weil wir in eine Kultur hineingeboren sind, eine bestimmte Sprache erlernen, mit bestimmten Werten und Sichtweisen groß werden usw. - d.h. es gibt keine rein subjektive Realität. Dennoch, wenn jemand an Geister glaubt und viele Vorkommnisse als von ihne beeinflusst und hervorgebracht empfindet, dann sind auch Geister in seiner subjektiven Auffassung Realität.

Wie es keine reine Subjektivität gibt, so gibt es auch keine reine Objektivität. Das sind Idealbegriffe zur Grenzbestimmung, doch wir befinden uns immer im Dazwischen. Menschliches Bewusstsein ist immer mit einer Perspektive verbunden und dadurch subjektiv gefärbt. Aber wir leben ja nicht allein. Es gibt die Kommunikation mit anderen Menschen und in der Regel weiß in einer Sprachgruppe jeder, welcher Gegenstand gemeint ist, wenn jemand TISCH sagt. Sagt aber jemand GELDWERT, dann streiten sich sogar die Gelehrten, weil dieser Begriff mit verschiedenen Theorien, Perspektiven verbunden ist. Wir kommunizieren aber nicht nur mit Menschen, wir kommunizieren mit allem um uns herum, auch mit Theorien. Wenn wir meinen, dass es von uns abhinge, dass ein Baum, den wir sehen, auch wirklich da ist, dann müssen wir nur mal ausprobieren, was geschieht, wenn wir so tun, als ob er nicht da wäre. Er antwortet uns dann mit einer Beule am Kopf, wenn wir dagegen gerannt sind. Wenn unsere Theorien keine gute Abbildung der Realität sind, erfahren wir das durch Scheitern. So stellt sich eine gewisse Objektivität in der Kommunikation her, jedoch nicht in Reinkultur.

Das Problem der objektiven Realität ist doch, dass wir sie subjektiv wahrnehmen müssen und dass wir eine im großen und ganzen gleiche, aber in tausenden von Details unterschiedliche Wahrnehmung dieser Realität haben. Das was da draussen, außerhalb unseres Körpers existiert kann für jedes denkende Wesen gleich sein, aber die Wahrnehmung dieses objektiv realen völlig verschieden. Kleines Beispiel: Ein Europäischer Konquestador geht in den großen Amazonasurwald und findet nur Morast, Moskitos und endlose Wälder, für den Indigeno ist es ein reich gedeckter Tisch und eine Apotheke. Und beide haben Recht, weil beides da ist und sie jeweils ihren Part des da Seienden wahrnehmen können. Unser Gehirn ist die zentrale Verarbeitungsstelle für alle Daten die es von Augen, Ohren Nase und Tastsinn erfährt. Selbst wenn wir davon ausgehen das alle Augen , Ohren und Nasen gleich sensibel und sozusagen genormt sind, heisst das immer noch nicht, dass wir das Gleiche wahrnehmen. Unser Gehirn formt sich in einem langen Prozess der das ganze Leben dauert nach den Erfordernissen die von außen an es gestellt werden. Es wurde "erfunden" um möglichst allen Schwierigkeiten eines Lebens in der Natur beizukommen. Kinder , die heute in einer naturarmen Umgebung aufwachsen müssen diese Fähigkeiten, sollten sie einmal längerfristig in der Natur überleben müssen erst erlernen. Andererseits lernen heutige Kinder wie selbverständlich mit Conmputern umzugehen und auch diese vielen kleinen Kästchen mit den vielen Knöpfen, an denen ältere Erwachsene oft verzweifeln, werden von Kindern intuitiv bedient. Dahinter steckt eine durch Interesse und und den Kontakt mit der Umgebung (Wahrnehmung) gesteuerte Entwicklung bestimmter Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten erfordern bestimmte aufmerksamkeiten für die Umgebung, die aber andere Arten von Aufmerksamkeit ausschließt, bzw. vermindert. Es gibt also bei jedem Mensch ein eigenes Profil von Wahrnehmung das weit über haptisch, akustisch oder visuell hinaus geht. Eine subjektive Wahrnehmung. Alle diese Wahrnehmungsprofile haben Stärken und Schwächen verglichen mit anderen und sie sind wahrscheinlich so unterschiedlich wie DNA Muster oder Fingerabdrücke. Durch Kommunikation können Menschengruppen diese Schwächen ausgleichen, falls sie sich dieser Unterschiede bewusst sind. Alleine das Feststellen einer Rot-Grün Blindheit bei Kindern ist oft Glückssache, weil das Kind nicht weiß dass es rot-grün blind ist. Es kann das Grau, das es sieht nicht unterscheiden, weiß aber durch zuhören, dass dieses grau rot heisst, und ein andermal grün. Der wahrnehmung einer objektiven Realität können wir uns also annähern, indem wir uns gut anhören was andere zu berichten haben und ihnen auch möglichst genau schildern wie wir das gleiche wahrgenommen haben. Einen anderen Weg sehe ich nicht, unsere subjektive Wahrnehmung zu objektivieren. Zu erwähnen wäre noch das berühmte Beispiel aus der Diskussion ob Licht nun Wellencharakter hat oder aus Teilchen besteht. Beide Lager hatten handfeste experimentelle Beweise für ihre Theorie. Die jeweiligen Gegner konnten aber die Experimente der anderen Seite selbst erfolgreich durchführen und man musste zu dem Ergebnis kommen, dass das Licht wohl beide Eigenschaften hat, da die Experimente immer das anzeigten wonach man gesucht hatte.

Die objektive Realität bezeichnet die Gesamtheit dessen was unabhängig und außerhalb von jeglichem Bewußtsein (Philosphie) existiert ganz gleich ob als Erscheinung (Philosophie) Eigenschaft (Philosophie) oder Relation (Philosophie).

Während mit Realität Wirklichkeit alles bezeichnet wird was überhaupt existiert unabhängig davon wie es existiert ist die obige Defintion die Restriktion unter die der Begriff objektive Realität fällt. Insofern kann der Begriff auch synonym als "materielle Welt" oder Wirklichkeit" verwendet werden.

Erkenntnistheoretisch umfaßt der Begriff objektive Realität den gleichen Inhalt wie der Materiebegriff. So wie der Materiebegriff der Bewußtseinsbegriff erkentnistheoretisch als Gegensatz gegenüber steht steht dem Begriff objektive Realität der Begriff subjektive oder geistige Realität gegenüber mit dem die Welt der sinnlichen und rationalen sowie der emotionalen Widerspiegelung der objektiven Realität im Bewußtsein der Menschen gedanklich erfaßt wird.

Die Gegenposition zum Begriffsinhalt der objektiven Realität besteht in der Behauptung und Anschauung es würde nur eine subjektive Realität existieren die sich ideell in den Gedanken der Menschen herausbildet. Dies ist die grundlegende Position aller Formen des subjektiven Idealimus.

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Objektive_Realit%E4t.html

Suboptimierer  19.06.2012, 07:59

Sehr gute Zusammenfassung!

Mit einem Punkt bin ich allerdings nicht 100%ig einverstanden:

Insofern kann der Begriff auch synonym als "materielle Welt" oder Wirklichkeit" verwendet werden.

Nehmen wir mal für einen kurzen Moment an, Gott oder ein anderes Geisterwesen existierte. Dann wäre Gott nicht materiell, aber dennoch objektiv real, denn man könnte sich alles andere (auch sich selber) wegdenken und es würde immer noch Gott da bleiben.

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elenore  19.06.2012, 10:54
@Suboptimierer

Als Realität (lat. realitas, von res „Ding“).....wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Als "real" wird zum einen etwas bezeichnet, das keine Illusion ist, und nicht von den Wünschen oder Überzeugungen eines Einzelnen abhängig ist. Zum anderen ist „real“ vor allem etwas, das in Wahrheit so ist, wie es erscheint, bzw. dem bestimmte Eigenschaften „robust“, also nicht nur in einer Hinsicht und nicht nur vorübergehend zukommen. (Wiki)

objektiv = gegenständlich, wirklich, tatsächlich,

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Suboptimierer  19.06.2012, 12:38
@Portbatus

Praktisch: Wir wissen es nicht.

Da aber genügend Leute an so etwas glauben, könnte man wenigstens die Möglichkeit in Erwägung ziehen. In der Philosophie wird ständig die Existenz eines Gotteswesens in Erwägung gezogen. Soooo unüblich ist der Gedanke von mir also nicht.

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Suboptimierer  19.06.2012, 12:41
@Portbatus

Die Seele fällt in die gleiche Kategorie.

(wobei darin sich die Ansichten scheideten: Es gab sogar Philosophen, die annahmen, dass die Seele materiell ist, also aus ganz vielen kleinen Atomen ohne Gewicht besteht)

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Suboptimierer  19.06.2012, 12:48
@elenore

Okey, da kommt es wahrscheinlich darauf an, welches Wörterbuch man verwendet. Dein Auszug stammt aus Wiki.

http://www.duden.de/rechtschreibung/objektiv schreibt aber zum Beispiel:

unabhängig von einem Subjekt und seinem Bewusstsein existierend; tatsächlich nicht von Gefühlen, Vorurteilen bestimmt; sachlich, unvoreingenommen, unparteiisch

Da steht nichts von "gegenständlich". Die letzten drei Wörter würde ich auf Diskussionen beziehen, im Sinne von neutral. Und so habe ich "objektiv" verstanden. Wahrscheinlich gibt dazu gar keine genaue Definition.

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Suboptimierer  19.06.2012, 22:00
@elenore

Ich wollte es genau wissen und habe noch mehr Quellen zu Rate gezogen (falls es überhaupt noch jemanden interessiert).
Ich muss in diesem Fall mir eingestehen, im Unrecht gewesen zu sein.

objektiv, (lat.): 1. gegenständlich, dinglich, wirklich vorhanden, 2. sachlich, vorurteilsfrei, unvoreingenommen, unparteiisch (Gegens.: subjektiv)

Lexikon der Fremdwörter, Wissen kompakt, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft mbH (kein Jahr, Auflage und Autor genannt)

objektiv, auf das Objekt sich beziehend, gegenständlich, sachlich, tatsächlich, unabhängig vom Subjekt, seiner Wahrnehmung, Meinung und Wertung bestehend (transsubjektiv). Im naiven Realismus heißt o. die Erkenntnis der Gegenstände so, wie sie an sich sind, losgelöst von der Art, wie sie uns durch die Sinneserkenntnis erscheinen; in der Erkenntnistheorie das durch denkende Bearbeitung der Gegenstände gewonnene, in Begriffe und Urteile gefaßte Wissen; o.e Erkenntnis ist dann zwar unabhängig vom indiv. Subjekt, aber nicht vom erkenntnistheoretischen Subjekt (I. Kant: Bewusstsein überhaupt); o. ist hier svw. allgemeingültig.

Wörterbuch der philosophischen Begriffe, F. Kirchner, C. Michaelis, J. Hoffmeister, A. Regenbogen und U. Meyer, Felix Meiner Verlag 1998

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Die Antwort von elenore ist weit gehend richtig, jedoch erscheint mir der dort dargestellte Gegensatz Materielles vs Mentales in Bezug auf "objektiv real" als falsch. Selbstverständlich ist auch jeglicher geistiger Inhalt, also jegliche Art von "Qualia", objektiv real.

Angenommen, ich würde an Ostern den Osterhasen durch meinen Garten springen sehen, alle anderen Anwesenden jedoch nicht, dann wäre die mateielle Existenz des Osterhasens höchstwahrscheinlich nicht (objektiv) real, meine Wahrnehmung an sich hingegen schon. Es wäre verrückt von mir zu glauben, dass sich alle irren würden und der Osterhase tatsächlich in meinem Garten ist, es wäre jedoch noch verrückter von mir zu glauben, dass ich die Wahrnehmung, die ich habe, überhaupt nicht habe...

Worauf ich hinaus will: ALLES was existiert, ist objektiv real, gleichgültig, ob es in der materiellen oder mentalen Sphäre existiert (was natürlich nicht bedeuten soll, dass man sich nicht irren kann; dann wäre eben der Irrtum objektiv real). Spannender wird die Frage, wenn man sich in die formale Sphäre der logisch-mathematischen Wahrheiten begibt, ist z.B. 2+2=4 objektiv real?

sarahj  07.12.2015, 14:39

Die Mathematik ist es (objektiv real), da sie, ausgehend von Axiomen (die allerdings beliebig sein können), nach strengen Regeln ein darauf aufbauendes System erstellt. Sie wird in jedem Universum und jedem denkenden Wesen dieselbe sein, und zu den selben Resultaten kommen.

Ob die Axiome irgend etwas mit der Realität zu tun haben ist eine andere Sache. Aber nicht der Mathematiker.

Ob die "Realität" sich an diese Mathematik hält oder nicht, ist eine andere Frage. Wenn es passt, gut (solange es passt), wenn nicht, auch gut. Der Mathematik dahinter ist es egal.

Insofern ist 2+2=4 trivialerweise innerhalb des Systems objektiv real. Die Aussage ergibt sich schon aufgrund der Definition der natürlichen Zahlen von selbst. (Insbesondere da das Symbol "4" genau für das Ding steht, die durch Addition "des Dings, für welches das Symbol "2" steht, mit sich selbst ergibt) .

Ob sich die Dinge der physischen Welt wie natürliche Zahlen verhalten dagegen eine andere Frage - manche mehr, andere weniger.

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