Was ist mit Katharsis (Reinigung) gemeint?

2 Antworten

Im psychoanalytischen Sinne beschreibt die Katharsis die "Reinigung" von traurigen/negativen Anteilen.

Durch das Miterleben der Tragödie, also das Einfühlen in die Charaktere und das Miterleben ihres Leidens, im besten Falle auch des weniens, reinigt der Zuschauer sich von seinen eigenen Tragödischen Anteilen.

haveyou 
Fragesteller
 13.05.2021, 16:58

Hallo, vielen Dank für deine hilfreiche Antwort, könntest du mir jedoch kurz näher erläutern was du mit Reinigung meinst ?

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mondkatzenkind  14.05.2021, 14:54
@haveyou

Naja Säuberung halt in dem Sinne, dass so wie die Tränen die Trauer nach außen spülen, alle "negativen" Gefühle (aus)gelebt werden müssen um zu verschwinden und um wieder Platz zu machen für schöne Gedanken und Gefühle.

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mondkatzenkind  14.05.2021, 15:00
@mondkatzenkind

Vereinfacht und kurz: Leute weinen über die Schicksale anderer und sind danach auch über ihr eigenes Leben nicht mehr so traurig. Das gleiche gilt für Wut, verliebt sein etc. Man fühlt eben mit. Heute machen wir das tagtäglich mehrmals auf YouTube, TV, etc

Du musst bedenken, dass das Theater knapp 2000 Jahre älter ist als der Buchdruck. Und sogar ein paar Jahrhunderte älter als die ältesten Kirchen, dort sind die Leute dann am Wochenende hingelaufen um sich ein paar Bilder angucken zu können, also um sich ein paar Sinnesreize zu holen, die wir heute den ganzen Tag in der Hosentasche verfügbar haben

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Es gibt den schönen Spruch "Die griechische Tragödie besteht aus drei Teilen: Hybris, Katharsis, Aus-is".

Aristoteles sagt, dass dadurch, dass der Zuschauer in der Tragödie durch deren Handlung selbst "Erregung und Schauder" erlebt, er selbst (und vermutlich auch die dargestellten Figuren) eine Reinigung von diesen Emotionen erfährt.

haveyou 
Fragesteller
 13.05.2021, 16:56

Hallo, soweit eine gute Antwort: was meinst du aber mit Reinigung ? Meinst du eventuell damit, dass der Zuschauer die selben Emotionen empfindet wie die Figur - habe ich das so richtig verstanden

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ohwehohach  13.05.2021, 17:40
@haveyou

Der Zuschauer empfindet diese Emotionen während des Stücks (ob diese Emotinonen auch von der Figur empfunden werden, kann sein, muss aber nicht). Aristoteles meint damit, dass er diese Emotionen, die er eventuell auch schon davor empfunden hat, nun dadurch ablegt, weil sie am Ende des Stücks aufgelöst werden. Der Zuschauer wird quasi durch das Stück von diesen Emotionen gereinigt.

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haveyou 
Fragesteller
 19.05.2021, 12:22
@ohwehohach

Alles klar, vielen Dank für diese hilfreiche Antwort

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