Was ist ein Kommandoton?
....
1 Antwort
Wenn mein Vater etwas von mir wollte, so kam er nicht zu mir her und fragte mich, sondern er rief mich zu sich. Dies tat er aber nicht auf freundliche Art und Weise, wie ich dies von ihm als meinem Vater, der mich herzlich liebte, erwarten sollte. Nein! Er legte einen üblen und harschen Befehlston an und gab mir damit unmissverständlich zu verstehen, dass ich augenblicklich und zwar s o f o r t zu ihm hinzueilen habe und dafür alles stehen und liegen lasse, womit ich mich gerade beschäftigte und selbst dann, wenn es sich um wichtige, unaufschiebbare Dinge handelte. Denn für meinen Vater gab es in diesem Moment nichts Wichtigeres als dass ich mich seines Anliegens annahm.
So kam es oft vor, wenn mein Vater z.B. im Wohnzimmer war und ich in meinem Zimmer, dass er dann so laut und fordernd, energisch und aggressiv nach mir rief: "Spatze! komm mal her!"
Er hätte mir ja auch ein Stück entgegenkommen können und dann freundlich sagen können: "Spatze! Könntest du bitte mal kurz herkommen?"
Aber nein, das tat er n i c h t! Er beließ es bei diesem schrecklichen Kommandoton! Und das selbst dann noch, als ich schon längst erwachsen war und alles nur kein Kind mehr war, dem man rüde Befehle erteilen konnte. Meine Mama sagte oft zu meinem Vater deswegen: "Also Willi, jetzt hör mal mit deinem Kommisston auf und Schlag einen anderen Ton an als diesen Kommandoton! Wir sind hier weder beim Kommiss noch bei einem Wettkampf im Fußball!" Aber mein Vater änderte seinen unfreundlichen und schroffen Ton, wenn er von mir etwas wollte, nicht.
Vati ist nun schon lange tot, dennoch habe ich seinen stimmlich fast gewalttätigen Ausruf: "Spatze! Komm mal her!" immer noch unverändert in den Ohren, als habe er mich just eben in diesem Moment so rüde herbeigerufen - wenn ich nur daran denke!