Was ist die Lehre der Fabel "der Wolf und das Lamm?"

3 Antworten

Der Stärkere findet immer einen Vorwand, mit dem er rechtfertigt, dass er den Schwächeren schädigt oder vernichtet.

Interessant ist, dass dieser Vorwand zwei Adressaten hat:

Vordergründig ist es der Gegner, über den er herfallen will. In der Fabel begründet der Wolf dem Lamm gegenüber, weshalb er "sich an ihm rächen" muss.

Es gibt aber eine zweite Ebene. Denn Wolf und Lamm sind allein, das Lamm wird gleich nicht mehr sein, wozu also diese Rechtfertigung? Der Wolf muss die Tat vor sich selbst, vor seinem Gewissen rechtfertigen.

Ein treffendes Beispiel gibt es aus der jüngeren Geschichte. Als die USA beabsichtigten, Krieg gegen den Irak zu führen, gaben sie vor, der Irak arbeite an Nuklearwaffen. Dies sei für die Sicherheit in der Region eine Gefahr und nicht hinzunehmen. Es war ein Vorwand, es stimmte nicht, und die Regierung der USA und wahrscheinlich auch die Großbritanniens wusste das.

Die Absicht für den Militäreinsatz wurde dem Gegner, dem Irak, mit Begründung mitgeteilt. Gleichzeitig mussten die Regierungen diesen Krieg jedoch auch der eigenen Bevölkerung gegenüber rechtfertigen, die zu jener Zeit mehrheitlich sehr dagegen war. Was in der Fabel das Gewissen es Wolfes ist, war hier die öffentliche Meinung.

Das man einem Anderen die Schuld zuweist, um ihn zu schädigen, um davon abzulenken, dass man selbst der Bösewicht ist.

Man könnte ja einen Wolf als Schäferhund nehmen, oder einen Bock zum Gärtner machen...