Was ist der Unterschied zwischen Genie und Wahnsinn?

10 Antworten

Ein Genie kann aus einer "verrückten" Idee, die anderen als wahnsinnig / verrückt im Sinne von abwegig erscheint weil sie unkonventionell ist auf strukturierte Weise ein konsistentes Aussagesystem konstruieren weil er auch den konventionellen Teil des Ganzen verstanden hat - frei nach dem Motto: vor dem Jazz kommt die Klassik.

Bei einem Wahnsinnigen ist alles genau anders herum - aber er merkt es nicht. ;-)

Man kann nicht Wahnsinn und Genie miteinander vergleichen, man muss nur manchmal die Nähe zwischen beiden feststellen.

Wie nah diese Nähe empfunden wird, hängt davon ab, wie intensiv die betreffende Gesellschaft von ihren Individuen eine Verhaltensgleichschaltung erwartet.

Genies ordnen alle Verhaltensweise ihre täglichen Lebens ihrer genialen Veranlagung unter, das wird in der einen Gesellschaft als Wahnsinn empfunden, in der anderen als ein bisschen gaga und in der dritten als liebenswerte Marotte.

Die serie monk wird ja betitelt mit "zwischen genie und Wahnsinn". Einfach weil monk zum einen schlau ist, sich viele sachen merken und zusammenreimen kann... er ist einfach clever. Zum anderen hat er aber auch unzählige ticks und Phobien, die ihn und andere wahnsinnig machen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – hab schon einiges selbst erlebt und kann gut menschen lesen

Ein Genie (über das französische génie vom lateinischen genius, ursprüngl. „erzeugende Kraft“, vgl. griechisch γίγνομαι „werden, entstehen“, dann auch „persönlicher Schutzgott“, später „Anlage, Begabung“) ist eine Person mit überragend schöpferischer Geisteskraft („ein genialer Wissenschaftler“, „ein genialer Künstler“) oder auch besonders herausragenden Leistungen auf anderen Gebieten.

Als Wahnsinn oder Verrücktheit wurden in der Geschichte des Abendlandes bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestimmte Verhaltens- oder Denkmuster bezeichnet, die nicht der akzeptierten sozialen Norm entsprachen. Dabei bestimmten stets gesellschaftliche Konventionen, was als „Wahnsinn“ verstanden wurde: Der Begriff konnte dabei für bloße Abweichungen von den Konventionen (vgl. lat. delirare aus de lira ire, ursprünglich landwirtschaftlich „von der geraden Furche abweichen, aus der Spur geraten“), für geistige Störungen, bei denen ein Mensch bei vergleichsweise normaler Verstandesfunktion an krankhaften Einbildungen litt, bis hin zur Kennzeichnung völlig bizarrer und  (selbst-)zerstörerischer Handlungen verwendet werden. Auch Krankheitssymptome, wie etwa jene der Epilepsie oder eines Schädel-Hirn-Traumas, wurden zeitweilig als Wahnsinn bezeichnet.

Da der Begriff des „Wahnsinns“ in Europa historisch zum einen in unterschiedlichen Kontexten mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wurde, er zum anderen rückblickend auf verschiedene Phänomene angewendet wird, ist er ein medizin- und kulturgeschichtlich nur schwer eingrenzbares, kaum zu definierendes und zum Teil widersprüchliches Phänomen. Welche Normabweichungen noch als „Verschrobenheit“ akzeptiert wurden und welche bereits als „verrückt“ galten, konnte sich abhängig von Region, Zeit und sozialen Gegebenheiten erheblich unterscheiden. Daher lassen sich moderne Krankheitskriterien und -bezeichnungen in der Regel nicht auf die historischen Ausprägungen von Wahnsinn anwenden.


Liebe sophie 1235, die Unterschiede zwischen Genie und Wahnsinn haben andere, besonders Lebender Toter, ausreichend beschrieben. Ich möchte daher näher eingehen auf die Gemeinsamkeiten. Der berühmte Schweizer Psychiater und analytische Psychologe Carl Gustav Jung war Leiter einer psychiatrischen Klinik. Dadurch hatte er reichlich zu tun mit sogenannten "Wahnsinnigen". Zu seinen hinterlassenen Werken gehört ein Vortrag mit dem Namen 'Vom Werden der Persönlichkeit' (1938). Darin beschreibt er herausragende Persönlichkeiten (wir mögen sie Genies nennen) dadurch, das sie (mal deutlich, mal undeutlich) die 'Stimme' ihres 'Selbst' vernehmen, die sie auffordert zu einer Denk- und Verhaltensweise, die sich vom 'kollektiven Unbewussten' deutlich unterscheidet. Sie können dadurch zu großen Führungspersönlichkeiten werden ("bis herunter zum Duodezformat") oder aber daran zerbrechen. Dann werden sie wahnsinnig. Es lohnt sich, den Aufsatz zu lesen; es gibt ihn in Bibliotheken. Herzlich Ottavio

sophie1235 
Fragesteller
 14.07.2016, 14:25

Vielen Dank, Ottavio, für Deine Antwort.

Ich finde dieses Gebiet und Thema sehr interessant und würde mich freuen, wenn Du mir noch weitere Empfehlungen dazu geben könntest.

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Ottavio  14.07.2016, 16:30
@sophie1235

Hallo sophie12135,

das will ich gerne tun, soweit ich das kann. Das Wort "Empfehlungen' interpretiere ich als Leseempfehlungen, besonders hinsichtlich C.G.Jung. Tatsächlich gibt es da noch einiges, das gelesen zu werden lohnt. Ich habe mich da letztes Jahr etwas näher eingelesen, weiß die Titel und Fundorte aber nicht auswendig. Ich will aber gerne noch mal schauen.

Danke für das Kompliment!

Herzlich

Ottavio

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Ottavio  30.08.2016, 16:42
@Ottavio

Gerade hatte ich zwei Seiten Literatur angegeben, da hat er mich rausgeworfen. Das passiert leider öfter. Also kleine Häppchen:

Carl Gustav Jung:

- Die Bedeutung des Vaters (1908), o.O. 1949

- Vom Werden der Persönlichkeit (1939)

- Archetypen (1949), München 2001

- Zum psychologischen Aspekt der Korefigur

- Bewußtsein, Unbewußtes und Individuation

- Zur Psychologie der Tricksterfigur             alles in:

Jung, Gesammelte Werke Bd 9.1 (o.a.?), Olten 1976

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