Was ist besser Ahorn oder Mahagoni als Gitarrenholz?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Shakespeare legte seinem Hamlet in den Mund: "An sich ist nichts weder gut noch böse. Das Denken macht es erst dazu."

Um es vorweg zu nehmen: Spiel die Gitarren an; hör sie dir an und entscheide dann, was für dich (!) besser oder schlechter ist.

Mahagoni und Ahron sind für Zargen und Boden von Gitarren, besonders Westerngitarren, typische Tonhölzer. Per se schlecht ist keines der beiden Hölzer; es ist anders. Was dir zusagt kannst auch nur du für dich entscheiden.

Das Thema ist recht komplex. Man kann sicher über die verschiedenen Hölzer Aussagen treffen, die Tendenzen im Klang beschreiben. Typisch wäre, dass der Ahorn über das Frequenzspektrum ausgeglichener wirkt. Den Diskant tendenziell feiner Zeichnet und auch perkussiver, schneller und dadurch auch wohl zu mehr Lautheit führen kann. Dagegen ist das Mahagoni etwas weicher im Klang. Es hebt die Mitten tendenziell hervor. Ist durch sein geringeres Gewicht aber trotzdem dynamisch, lässt aber die Härte im Klang vermissen.

Aber: Baut man Zargen und Boden einer Gitarre aus einem recht dünnen Ahorn klingt dieser auch erstaunlich dunkel und warm - Was man wohl eher Mahagoni zuschreiben würde. Nutzt man ein entsprechend gesperrtes Mahagoni für Zargen und Boden klingt das Mahagoni mitunter nicht mehr so typisch nach Mahagoni.

Aber was ist eigentlich Ahorn und was ist Mahagoni? Das sind beides sehr grobe Bezeichnungen. Selbst wenn die Art spezifiziert wäre, gibt es da immer noch große Unterschiede zwischen einem guten Holz und einem eher nicht so guten Holz - Und das mitunter auch, wenn das Holz von ein und demselben Baum stammt.

Der Goldstandard für Ahorn ist Bergahorn aus den Höhenlagen Bosniens. Die teuersten Instrumente der Welt wurden aus diesem Ahorn gebaut. Bei Mahagoni gilt das Hondurasmahagoni aus das begehrteste Tonholz. Aber hier geht es um günstige Fernost-Instrumente; egal für welches Holz du dich entscheidest; die Holzqualität ist eher einfach. Zumal Zargen und Boden bei den von dir genannten Instrumenten gesperrt sind. Da könnte man sich auch über die klanglichen Eigenschaften der Holzschichten, die Ausrichtung dieser und den verwendeten Klebstoff unterhalten.

Einen Vorteil beim Anspielen hast du: Eine Zederndecke verändert ihren Klang durch das 'Einspielen' deutlich weniger als Fichte. Das heißt, dass der Klang den du beim Anspielen hörst auch nah am dem Klang ist, den das Instrument in Zukunft abgeben wird. Eine Fichte reift klanglich nochmal.

Die Zeder in Kombination mit Ahorn ist tendenziell ein lautes und perkussives Instrument. Nicht unbedingt etwas, was man dem Singer/Songwriter von Welt empfehlen würde. Die Kombination einer Zederndecke mit Mahagoni kann durchaus sinnvoll sein, da Zederndecken oft etwas kurze Ausschwingzeiten im Mittenbereich haben - Das Mahagoni kompensiert das tendenziell. Wobei halt die Frage ist, wie das am speziellen Instrument klingt und ob es nicht vielleicht eher ein zu großer Kompromiss ist.

Lange Rede kurzer Sinn: Besser ist was dir besser gefällt.

Wobei man vielleicht mal in einer ruhigen Minute darüber sinnieren könnte woher die Rohstoffe für diese günstigen, in China gefertigten Instrumente kommen. Dabei ist Mahagoni wohl tendenziell kritischer zu betrachten als Ahorn.


LukSN11 
Fragesteller
 22.08.2019, 19:45

Okay, echt vielen Dank, dass sie so eine ausführliche Antwort abgegeben haben. Sie haben mit auf jeden Fall gut weitergeholfen und ein bisschen was gelernt habe ich auch noch. :P

Dankeschön.

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