Was heißt spirituell sein und spirituell zu leben?

Für mich suchen Menschen nach Spiritualität, wenn sie der Religion entwachsen.

Spirituelle Menschen suchen nach der größtmöglichen Wahrheit und sind bereit, Illusionen und Glaubenssätze hinter sich zu lassen, wenn sie sich als unbrauchbar erwiesen haben. Sie erforschen die Weisheiten der großen Avatare auf ihre Anwendbarkeit in deren eigenem Leben.

Sie sind liebevoll, freundlich und verzeihend und streben nach möglichst großer Bewusstheit, um die Wahrnehmung durch die Sinne von Verzerrungen zu befreien.

Sie haben keine Gebäude und keine Organisation. Sie streben nicht nach materiellem Gewinn. Die Teilnahme an der spirituellen Suche ist freiwillig, denn es gibt keinen Zwang und kein Missionieren.

Spiritualität interessiert sich kaum für religiöse Inhalte, so dass ihnen die Haare, der Bart, das Kopftuch oder die Kleidung völlig egal sind.

Ich vermute, dass es in den meisten Weltreligionen auch Spiritualität gibt, doch fallen diese Menschen nicht auf.

Spiritualität verbindet, Religionen trennen.

Das hängt davon ab, was man unter "Spritualität" versteht - denn dieser Begriff wird heutzutage stark strapaziert - gerade im Bereich des New Age/der Esoterik-Szene.

Spiritualität bedeutet für mich, nicht einfach religiöse Empfindungen zu haben, also etwa natürliche Ehrfurcht vor der Natur, sondern auch eine spirituelle Praxis zu üben.

Spiritualität bzw. spirituelle Praxis ist nicht an eine bestimmte Konfession, oder den Gottesglauben gebunden, sondern ist ein Zeichen unseres Wunsches nach Einheit.

Gerade bei Krisen merken wir, dass wir uns als einen Punkt erleben, um den herum sich alles bewegt. Man fühlt sich isoliert vom Leben, das sich um uns zu drehen scheint.

Spiritualität entspricht somit dem Wunsch nach Einheit mit dem "großen Ganzen", verbunden mit einer Aufgabe der eigenen Beschränkung auf das "Ego-Ich".

Echte Spiritualität ist somit kein Gegensatz zum Materiellen, denn Einheit umfasst alles - auch das hektische Leben in einer stinkenden Großstadt.

Spritituelles Leben betont weder den materiellen, noch den geistigen Aspekt unserer Existenz über, sondern stellt das Gleichgewicht dar.

Häufig wird Spiritualität aber als eine Möglichkeit zur Weltflucht gesehen - man läuft vor allen materiellen Problemen davon - und lebt daher nicht in echter Einheit.

Deshalb sind Konzepte von Schuld, Bestrafung und Sünde für mich auch nicht spirituell - denn die Vorstellung, wir seien "sündig" trennt uns von der Einheit.

Spirituelle Praxis kann etwas sehr schönes sein und das Leben bereichern, aber auch eine Falle, in der wir unser Ego hochzüchten, oder uns Anderen blind unterwerfen.

Das ist nur eine Floskel, denn es mangelt an einer vernünftigen Definition.

Definitionsversuche beziehen sich entweder auf Begriffe, die selbst nicht klar definiert sind, oder sie sind so allgemein gehalten, dass man fast alles darunter verstehen kann.

Viele der anderen Antworten hier zeigen das deutlich.

Spirituell zu sein bedeutet also nichts. Es ist nur eine leere Worthülse.

Das heisst für mich, immaterielle Werte stärker zu gewichten als als materielle.

Was heißt spirituell sein?

Spirituell sein heißt, die Erkenntnis zu verinnerlichen, dass alles Geistige und auch der eigene Geist höher steht als alles Materielle (eigener Körper) und diesem immer voraus geht. (z.B) Der Wille (Geist) geht der Tat ( materielles, faktisches Handeln) voran.

Spirituell zu leben heißt, diese Erkenntnis seinem Denken und Handeln zu Grunde zu legen.

Näheres hierzu:

Auszug aus BD 1959 18.6.1941

"Ringen des Geistes mit dem Körper um die Oberherrschaft über Seele ....

...... Sofern die Seele die Erkenntnis erlangt hat, wird sie sich freiwillig Gott zuwenden. Die finsteren Mächte aber verhindern mit allen Mitteln, daß die Seele zur Erkenntnis kommt. Und es wird der Körper das größte Hindernis sein, daß die Seele sich dem Geist zuwendet.

Solange der Körper noch in den Vordergrund gestellt wird, ist für die Seele wenig Möglichkeit, daß sie wissend wird, daß sie zur Erkenntnis ihrer Lage .... d.h. ihrer Gottferne .... kommt. Erst wenn sie den Anforderungen des Körpers keine Beachtung mehr schenkt, beginnt sie nachzudenken über den eigentlichen Zweck des Erdenlebens. Dann erst verliert der Widersacher an Macht; die finsteren Kräfte haben nicht mehr soviel Einfluß auf die Seele .... Sie wendet sich vom Körper ab und dem Geist in sich zu, und so diese Bindung hergestellt ist, wird es hell und klar in ihr .... Also hat der Geist in ihr gesiegt und die Herrschaft über die Seele gewonnen, die sich nun gänzlich mit dem Geist vereinigt und nun die Freiwerdung des Wesens unausbleibliche Folge dessen ist. ( = Erlösung - Die Rückkehr zu Gott = Paradies)

Doch es ist der Kampf unsagbar schwer, und er erfordert vollen Einsatz sowohl aller guten Kräfte als auch des menschlichen Willens, der allein die Entscheidung der Seele bewirkt. Der Wille des Menschen allein ist maßgebend, wohin die Seele sich wendet .... es kann (sich = d. Hg.) der Wille für den Körper, aber auch für den Geist entscheiden, letzteres jedoch nur wird dem Wesen endgültige Befreiung bringen aus der Form ....

Amen"