Was hat dir als Kind am meisten Angst gemacht?

24 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also ich hab als Kind mal bei einer Freundin übernachtet und wir haben ein Film geschaut über so gefährliche Bären. Sie hatte ein Hochbett, darunter waren Spielzeuge und so. Davor hing eine Decke. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen weil ich dachte, der Bär wäre hinter der Decke. Solche Situationen gab es öfters. Einmal lies ich mich sogar von meiner Pflegemama abholen, weil ein Film der geschaut wurde zu gruselig war. Ich hatte manchmal Panikattacken als Kind, ich hatte Angst vor Krieg auch zB oder vor Bränden und Unwetter, generell Naturkatastrophen. Vor Menschen hatte ich auch Angst zum Teil. Ich war immer extrem unsicher, misstrauisch und schüchtern gegenüber anderen. Liegt wahrscheinlich am fehlenden Urvertauen und dem unsicheren Bindungstypus den ich hatte durch die Trennung von meiner leiblichen Mutter.

Es gab in meiner Kindheit einen Mann in der Siedlung, der so Mitte-Ende der 90er einen rauchblauen BMW 7er (E23 Serie) hatte - das Auto war extrem laut. Ich höre das Geräusch heute noch vor mir. Der Wagen sah auch optisch irgendwie bedrohlich aus, obwohl er aus heutiger Sicht viele Kriterien eines kultigen und vielleicht sogar wertvollen Oldtimers erfüllt.

https://www.youtube.com/watch?v=TVY2BWJKwzk

Sobald der Wagen angefahren kam - meist tat er das zu allem Überfluss auch noch nachmittags, wenn wir Kinder nach der Schule und den Hausaufgaben irgendwo mit den Rädern waren oder zu Fuß zum Spielplatz wollten - hatten meine Kumpels und ich immer versucht Land zu gewinnen. Da passierte es schon mal, dass wir uns der Reihe nach in einen Graben warfen oder ins Gebüsch sprangen ... bis diese Kiste endlich weg war. So um 2001 ist der Wagen dann verschwunden, wahrscheinlich wurde er entsorgt ;-)

"Aktenzeichen XY" hat mir auch Angst gemacht, das war die Ära von Eduard Zimmermann - das war halt damals noch realitätsnäher verfilmt worden als heute und kein Infotainment, sondern ein Magazin mit fast behördlichem Charakter, den das braun-beigefarbige Studio noch untermalt hat.

https://www.youtube.com/watch?v=V6L2svvmd5M

Es gab aber noch ein Vorkommnis aus meiner Heimatstadt, das ich nie so richtig vergessen habe, das war im Frühjahr / Sommer 1999, als mein noch heute bester Kumpel und ich acht oder neun Jahre alt waren und gemeinsam in die zweite Klasse der Grundschule gingen (sind beide Jahrgang '90). Seither sind wir auch nicht mehr so gern auf Spielplätze gegangen. Wir spielten oft nach der Schule zusammen auf einem Spielplatz an einem Hochhaus, der so ein schönes Klettergerüst und einen Sandkasten hatte. Häufig saß dort ein merkwürdiger älterer Mann herum, der sich komisch benahm. Er sah verklemmt und spießig aus, irgendwie hässlich. Er sagte meist nichts, er saß einfach nur da; er trug typisch "rentnerbeige" Kleidung mit einem Blouson, eine große Brille, war vielleicht um die 60 (jünger als mein Opa, er sah aber alt und altmodisch aus) und wahrscheinlich Frührentner. Ich weiß noch, dass er einen weißen, dreitürigen Fließheck Ford Escort der Baureihe von 1986 bis 1990 fuhr. Er saß oft da auf einer Bank bzw. auf der schattigen Bank, und schaute uns zu, gesagt hat er in meiner Gegenwart kaum was und er hat uns auch nie was mitgebracht.. ich fand den Typen komisch und unseriös, aber nicht beunruhigend. Wahrscheinlich fand er mich nicht interessant und ich hätte ihm auch weiß Gott was gesagt (ich war ruhig, konnte meine Meinung jedoch immer gut vertreten^^), aber er muss auf diesem Spielplatz und auf zwei anderen Spielplätzen in jeweils 200 Metern Entfernung regelmäßig Kinder angequatscht haben, die da spielten. Der Mann muss auch eine Freundin von mir und meinen besten Kumpel angesprochen haben und sie in seine Wohnung in einem der Hochhäuser sowie sein Auto gelockt haben. Mehr weiß ich nicht, außer dass mein bester Freund eines Tages im Sommer '99 auf einmal partout nicht mehr dort spielen wollte ohne einen Grund zu nennen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass er sich vor diesem älteren Herrn ekelte und unvorstellbare Angst hatte, ihn wieder zu treffen / wieder zu sehen. Was geschehen war, weiß ich aber nicht. Im Nachhinein wird mir immer noch heiß und kalt. Den Typen haben wir hinterher in der Tat noch einige Male mit seinem Auto durch die Straßen fahren sehen oder wir haben sein Auto wo stehen gesehen ... und mein bester Kumpel drehte sich so ab Juni oder Juli '99 echt immer weg oder versteckte sich in Gärten oder im Gebüsch, wenn er den Ford Escort mit diesem Alten gesehen hat. An den Spielplatz wollte er auf keinen Fall mehr und wir spielten seither auch nie wieder dort, sondern nur noch bei uns oder bei ihm vor dem Haus oder bei der Freundin oder bei meinem Cousin im Garten. Meine Freundin hat mir berichtet, dass er sie mehrfach angesprochen habe, sie aber selbstbewusst genug war ihm sehr frech zu antworten, er muss doof gegrinst und dann nix mehr gemacht haben, aber mein bester Kumpel muss laut ihr mit ihm in die Wohnung in einem dieser Hochhäuser gegangen sein. Er hat nie drüber geredet. Der Typ war optisch jedenfalls die Blaupause eines solchen Typen, dem man Sätze wie "komm, ich zeig dir meine Häschen" zutraut. Er hatte auch oft so eine lederne Herren-Handtasche bei sich, das war sehr "morbide". Der Mann wirkte sehr gepflegt, aber er war einfach komisch. Ich hatte bei meinem letzten Besuch da mal ein Foto von dem Areal gemacht, wenn ich dran denke, das gibt einem dann den Rest. Das sieht immer noch genauso aus wie im Sommer 1999. Sogar die Bank steht noch, auf der dieser Typ immer saß. Es gab dort mehrere Parkbänke, er saß immer im Schatten unter ein paar Hecken herum. Aber Gott, so kommt man vom Hundertstel ins Tausendstel... tut mir leid. Damals als Kind habe ich den Mann nur als komisch wahrgenommen, heute wird mir heiß und kalt bei dem Gedanken, was da alles hätte passieren können.

Ich fand auch eine Cousine meiner Oma (?) merkwürdig, die ich im Februar '99 auf einem Leichentrunk getroffen hatte; die sah ich nur einmal im Leben, sie war damals vielleicht 60, stark geschminkt, Dauerwelle, trug irgendeinen komischen Pulli und war von ihrer Art her so anders als andere, es war komisch einfach. Wer 1999 so im Alter dieser Frau war, der wirkte in der Regel sehr klassisch, konservativ, hörte Schlager, war auf nette Art bescheiden-spießig-kleinbürgerlich, wenn man nicht gerade in den Reichen- oder Intellektuellenkreisen unterwegs war (aus denen ich zum Glück nicht stamme). Viel Holz in der Wohnung, laut tickende Wanduhr mit Holzbesatz und Zinn-Zifferblatt; Strickjacke, Hemd, Bundfaltenhose, Frühneunzigerjahre Audi 80 oder zehn Jahre alter Mercedes 190E, Kaffee und Kuchen am Sonntag, "Musik liegt in der Luft" und das "ZDF Auslandsjournal" im Fernsehen. Mich bzw. mein kindliches Bild älterer Leute, das durch Nachbarn, Lehrer und die eigene Familie geprägt war, hat das irgendwie überfordert und ich fand diese Frau einfach nur befremdlich. Auch eine Lehrerin, die so ähnlich war hat mich verängstigt, da war ich in der fünften Klasse. Eine sehr suspekte Person; Jahre später hörte ich, die hätte damals (sie war so 45 rum damals) einen Freund gehabt, der so alt gewesen sei wie ihre Tochter. Ich fühlte mich bestätigt in meiner Angst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Christina168 
Fragesteller
 21.10.2023, 11:43

Danke für deine tolle Antwort! Super spannend, aufregend und gruselig zugleich.

Ich hab sie leider eben erst gefunden. Sie muss untergegangen sein.

0

Die Rote Augen aus X-Factor das unfassbare. Da bekam ich wochenlang Panik und Alpträume.

Und bei dem Spiel Super Mario 2 bei Super Nintendo... Da hab ich Schiss bekommen, weil das Gate bei World 7-2 (am Level Ende) raus aus der Wand kam.

Das „erste richtige“ woran ich mich erinnere war, dass unser Haus abbrennen würde. Ich war wirklich soweit, dass ich eine Kiste anlegen wollte mit all meinen wichtigen Sachen, die mir sehr viel bedeuten, damit man die dann nur noch mitnehmen braucht. Ich weiß auch noch, dass ich im Kindergarten regelmäßig einen Feuertraum hatte, vermutlich kam diese Angst dann auch daher. Den Traum wiederum führe ich heute auf eine frühe (aber rational gesehen harmlose) Erfahrung zurück. Hat sich dennoch eingebrannt in mein Gedächtnis.

Ich weiß noch, dass ich mich da mal ca. mit 6/7 Jahren mit einer Freundin drüber unterhalten habe - das begleitet mich bis heute noch, diese Angst vor Bränden. Wird auch noch anders zusätzlich bestärkt. Inzwischen sind da aber auch noch andere Dinge zu gekommen.

Der Nikolaus und Knecht Rubrecht.

Ich hatte die Vorstellung, dass der Nikolaus wusste, ob wir Kinder brav genug waren und dass er uns im Falle der Fälle an seinen Kollegen verpetzen und dieser uns etwas antun würde. Aus diesem Grund wollte ich dem Nikolaus gar nicht begegnen, ich wollte gar keine Geschenke und mich dem Risiko nicht aussetzen. Dabei war ich ein braves und schüchternes Kind.