Was haben alle gegen den Kommunismus?

13 Antworten

- Dass man für den Kommunismus eine "Verwaltungsklasse" braucht, die sich dann am gemeinsamen Eigentum bereichert, bzw. bevorzugten Zugriff auf Ressourcen hat. (siehe: Parteikader). Das ist dann genauso wie das viel geschmähte Establishment in den Demokratien, nur dass man sie nicht abwählen kann, dass sie nicht Pleite gehen, wenn sie Dummheiten machen -> man wird sie nicht los, auch wenn sie noch so dumm und inkompetent sind. Wie die Adeligen im Feudalstaat.

- Dass Kommunismus mit "zentraler Planwirtschaft" einherging, aber in Wirklichkeit ist es nicht möglich, die Bedürfnisse einer Bevölkerung von einer Zentrale aus zu planen.

- Dass Kommunismus mit Unterdrückung gewisser Grundfreiheiten (Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, freies Wahlrecht) einher ging

- Dass die Unfreiheit im Kommunismus dazu geführt hat, dass niemand recht motiviert war, seine Arbeit zu machen, und deshalb ziemlich viel schlecht, langsam, unproduktiv gearbeitet wurde...

- Dass gute Ideen es im Kommunismus ebenso schwer hatten, sich durchzusetzen wie in einem alten Feudalstaat...

Niconasbeznas  09.11.2017, 17:46

Gewisser ist gut! Praktisch aller!

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Das Problem dabei ist, dass niemand weiß, worum es sich dabei überhaupt handelt, weil die Schriften aus dem 19. Jahrhundert heute kaum mehr jemand liest und wer das tut, tut es in der Regel ohne Reflektion der Tatsache, dass diese Texte unter spezifischen historischen Bedingungen entstanden sind und dem entsprechend in keinem Fall einfach mit heute gültigen Begriffsdefinitionen gefüllt werden dürfen, weil man sonst auf vollkommen illusorische Grotesken kommt.

Hinzu kommt, dass die Meisten nicht in der Lage sind "Kommunismus" von Bolschewismus, Stalinismus, Leninismus, Trotzkismus, Maoismus und dem ganzen anderen Unsinn zu unterscheiden, kommt daher dass man einfach unhinterfragt Begriffe übernommen hat, die irgendwann mal populär gemacht wurden, weil sie sich auf beiden Seiten als Kampfbegriffe im alten Krieg eigneten.

Geht man tatsächlich auf Marxens Texte zurück, wird zum beispiel klar, dass Dinge wie die Baschaffung der Marktwirtschaft, die Anschaffung einer Einparteiendiktatur etc. vollkommen im Gegensatz zu den ursprünglichen Gedanken stehen.
Andere Dinge, wie Kollektivierung und zentrale Wirtschaftsplanung werden bei Marx zwar erwogen, dabei geht es aber nicht in erster Linie um Produktionsgüter, sondern um den geplanten Aufbau einer stärkeren Industrie und Nutzbarmachung bislang ungenutzten Bodens, den es im 19. Jahrhundert eben noch gab.
Es wird aber nur als mögliche Maßnahme erwogen, keinesfalls als Evangelium hingestellt, schon gar nicht ist da von irgendwelchen X-Jahresplänen die Rede.
Wenn man sich z.b. das "Manifest der kommunistischen Partei" einmal genau durchließt, stößt man auch auf die eine oder andere Stelle, die klarsellt, dass die "kommunistische Gesellschaft" kein selbstzweck und kein utopisches Paradies ist und auch nichts, was zwangsläufig erreicht werden müsste, sondern sie wäre eine denkbare Reaktion auf einen zu starken Machtmissbrauch der Bourgeoisie.

Ist den meisten, und das bezeichnet hier sowohl diejenigen, die "scheiß Kommunisten" schreien, als auch die, die 5 mal am Tag richtung Moskau beten, allerdings nicht bewusst.

Wegen des kalten Krieges und den Zuständen im Ostblock wird der Begriff mit schwachsinnigen Grotesken wie "Einparteiendiktatur", "X-Jahresplan-Wirtschaft", "Bespitzelung" usw. gleichgesetzt, alles Dinge, die man verständlicher Weise nicht haben will. Hinzu kommt, das Begriffe wie "Kapitalismus", "Klassenlose Gesellschaft" etc. meist völlig aus dem Zusammenhang gerissen werden, weil sich kein Schwein damit beschäftigt, was Marx mal als Kapitalist oder Gesellschaftsklasse definiert hat, was dann zu solchen Grotesken führt, wie, dass sich eine Beführworter marktwirtschaftlicher Prinzipien auf Grund dieser Einstellung als Kapitalist betrachtet und das "Gesellschaftsklasse" einfach ein Synonym für "soziale Schicht" oder noch platter "Arm vs. Reich" sei.
Wenn man nun den Kram auf diese Weise interpretiert, dann kommt in der Tat utopischer Schwachsinn dabei herum.
Wenn man sich an die Definitionen hält, in diesem spezifischen Fall etwa ein Kapitalist ist ein solcher, der selbst keiner Arbeit nachgeht, sondern seinen Lebensunterhalt durch das An- und Verkaufen der Arbeit anderer bestreitet.

"Klassenlose Gesellschaft" wiederrum muss man unter dem dem Aspekt der damaligen gesellschaftlichen Zustände betrachten und dazu zählen nicht nur Vermögensunterschiede, sondern in den alten Europäischen Gesellschaften auch Rechtsunterschiede zwischen den Arbeitern, die de facto keine Rechte hatten, weil es weder Arbeitsgesetze, noch Kontrollinstanzen gab und somit der Arbeitsplatz zu einem Rechtsfreien Raum wurde in dem der Arbeitgeber mit dem Arbeitnehmer, bis hin zu Praktiken von Lohnvorenthaltung und Körperverletzung anstellen konnte, was er wollte.
Die "Klassenlose Gesellschaft" zielt nicht auf das planieren von Vermögensunterschieden ab und folgt der grotesken Überlegung alle müssten wirtschaftlich exakt gleichbehandelt werden, sondern zielte vor allem auf die Absachaffung dieser Praktiken rechtsfreier Räume.

Es hat nur nichts mehr mit den ursprünglichen Gedanken zu tun, was sich die Meisten heute darunter vorstellen, die streng genommen auch kein geschlossenes politisches Programm (jedenfalls kains, was von den Zuständen der 1840er-1860er Jahre getrennt sinnvoll existieren kann) ist und schon gar keine wahnhafte Ideologie, sondern ein Konglomerat von historischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Beobachtungen und Spekulationen.
Bei den politischen Forderungen muss wie gesagt beachtet werden, dass die Begriffe historisch eine völlig andere Bedeutung haben als heute, weswegen man sie nicht beliebig mit heutigen Interpretationen füllen darf ohne dann ein vollkommen schiefes Bild zu bekommen.

Das ist nur so gut wie niemandem klar, dem Threatsteller offensichtlich auch nicht, denn sonst hätte er das hier: "Ich persönlich weiß, dass er damals nicht funktioniert hat" nicht geschrieben.

Im Ostblock ist eben genau dieser Fehler, des ausfüllens historischer Begrifflichkeiten mit abweichenden Bedeutungen begangen worden, mit unter sehr bewusst um abartige Praktiken zu fördern. Nebst anderen Idiotien.

Was die ursprünglichen Vorstellungen unter Berücksichtigung der alten Testen und deren historischen Entstehungskontext angeht, könnte man im Übrigen, je nach dem, wie man dies auslegt die Meinung vertreten, dass sich unsere Gesellschaft längt im Zustand des Kommunismus befindet, denn "Klassenherrschaft" gibt es nicht mehr.
Es gibt wohl noch Klassengegensätze, andererseits auch wenn man Marxens Gedanken zum Maßstab nimmt keinen Grund, diese abzuschaffen, da diese die Lebensgrundlage der proletarischen Klasse nicht unmittelbar bedrohen und Rechtsgleichheit hergestellt ist.

zetra  04.04.2019, 08:48

Wie du sehen kannst, wird dein guter Bericht nicht verstanden.

Der Mainstream freut sich darueber, somit ist der Druck auf diese Ideen immens hoch und wird immer weiter auch so gehalten, damit niemand auf dumme Gedanken kommen kann.

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Kommunist1917  23.04.2020, 17:44

Also ich lese gerade das kommunistische manifest

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Der Kommunismus an sich scheitert schon im Ansatz. Kommunismus an sich bedeutet , dass alle das gleiche haben/bekommen an Geld , Wohnsituation etc. Es gibt immer jemanden , der besser in einem Berufsfeld ist oder fleißiger , warum sollte dieser Mensch nicht mehr verdienen als jemand , der sich kaum Mühe gibt sich weiterzubilden?

Die ideal Vorstellung des Kommunismus ist perfekt, jedoch wird er nie ideal sein und somit nur eine Lachnummer

Fast nichts, es gab nur keinen Kommunismus.
Was es gab war Stalinismus und Maoismus, frei übersetzt das absolut Böse.