Was genau ist das ''Kultur-Über-Ich" von Sigmund Freud?

2 Antworten

Freud versucht eine Deutung des Menschen, wie er von verschiedenen Einflüssen bedrängt wird. Zwei Grundgegebenheiten sind nicht leugnenbar:

1) Kein Mensch fällt fertig vom Himmel sondern steht in einer historischen Tradition und Entwicklung.

2) Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen, und schon bevor er sein Staffelholz (Summe seiner Werte und Ziele) eigenständig betrachten kann, hat er dieses bereits im Staffellauf der Menschengesellschaft durch die Zeit bekommen. Sein "Staffelholz der Kultur", das er weiterzutragen bekommen hat, ist ja bereits das Ergebnis einer evolutionären Entwicklung.

3) Das Miteinander der Menschen ist ein Geflecht von Wertungen, deren Materialisationen wir oft gar nicht mehr als Wertungen erkennen. Das gesamte Gesetzeswerk, die Struktur der Rechtspechung, der politischen wie ökonomischen Organisation sind gewissermaßen "Materialisationen" eines überkommen Wertegeflechts. Dieses spukt in vielen "Du sollst" und "Du darfst nicht", "Sowas tut man nicht" oder "das rechnet sich nicht" in unseren Köpfen und emotionalen Wertverankerungen. Dieses "kulturgeprägte Gewissen", das uns ständig im Zustand von Bewertung hält, nennt Freud "Kultur-Über-Ich".

Carmela999 
Fragesteller
 13.11.2010, 21:44

schon 100 mal gelesen....schwer

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notizhelge  13.11.2010, 22:07
@Carmela999

Dann kann ich nur sagen: Lies den Originaltext von Freud. Wenn es Dir nur um diesen Aspekt geht: Das Unbehagen in der Kultur gibt es als Reclam-Ausgabe für 4,40 EUR.

> "...schwer"

Kurzfassungen (wie bei wikipedia) sind immer schwerer als der längere Originaltext. Weil: Entweder ist in der Kurzfassung alles (wesentliche) drin, dann ist die Darstellung aber derart komprimiert, dass es nur der versteht, der es sowieso schon verstanden hat. Oder es sind in der Kurzfassung Teile (etwa Zwischenschritte in der Argumentation) ausgelassen, dann wirkt aber alles zusammenhanglos und willkürlich, und man versteht es auch nicht.

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