Was fehlt als Schulfach?

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Wenn ich mir ein Schulfach wünschen würde, dann eines, in dem die Schüler lernen sich selbstständig Informationen zu beschaffen.

Das geht dann damit los, dass sie wissen wie man Google richtig verwendet und das man Wikipedia nicht zu 100% vertrauen sollte, da jeder dort einen Artikel abändern kann.

Es ist meiner Meinung nach nicht Aufgabe der Schule zu Vermitteln wie man eine Steuererklärung ausfüllt. Irgendwo müssen auch die Eltern etwas tun.

Ich würde mich aber auf einen Kompromiss einlassen. Die Schulen stellen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, damit dort für die Schüler Seminare/Vorträge zu Themen wie "Steuererklärung" oder "Erste eigene Wohnung" oder "Bankkonto eröffnen" stattfinden können. 
Das sind aber keine Pflichtveranstaltung. Jeder Schüler ist dann selbst dafür verantwortlich, ob er daran teilnehmen möchte oder nicht.

Abahatchi  24.11.2017, 15:31

Es ist meiner Meinung nach nicht Aufgabe der Schule zu Vermitteln wie man eine Steuererklärung ausfüllt. Irgendwo müssen auch die Eltern etwas tun.

sehe ich völlig anders, denn da hocken 10 Jahre unsere Kinder in Schulen und sind danach unselbständiger als zuvor. Außerdem können selbst viele Eltern nicht eine Steuererklärung ausfüllen. Schön, dasz Kinder in der Schule vor allem lernen, was sie fast nie im normalen Leben brauchen aber so elementare Dinge wie eine Steuererklärung wird übergangen. 

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Sheireen1990  25.11.2017, 00:06
@Abahatchi

Nach 10 Jahren Schule sollte ein Schüler in der Lage sein, sich selbstständig diese Infos zu besorgen. In Zeiten des Internets ist das nun weiß Gott nicht schwer. Aber dafür muss man das Internet halt auch mal für was anderes als Instagram, Twitter oder YouTube benutzen. Und gerade zum Thema Steuererklärungen gibt es zahlreiche Seiten.

Die Schule soll eine grundlegende Allgemeinbildung vermitteln und die Schüler lehren, sich selbstständig Informationen zu beschaffen. Das bedeutet nicht, dass sie jede Kleinigkeit und Eventualität beibringen soll. 

An einigen Schulen klappt das anscheinend besser als an anderen.

Wenn ein Schüler nach 10 Jahren dazu nicht in der Lage ist, dann tut mir das Leid für ihn, aber dass muss dann erstens nicht unbedingt an der Schule liegen und zweitens wird es auch höchste Zeit, dass er es lernt. Zur Not halt auf die harte Tour. 

Ansonsten müsste man sich nämlich auch fragen, wo hört das Ganze auf? Muss die Schule dann vielleicht auch beibringen wie man ALG I und ALG II beantragt? Könnte ja sein, dass die Kinder irgendwann mal arbeitslos werden?

Es gibt Grundschüler, die kommen in die ersten Klasse und können einen roten nicht mal von einem blauen Stift unterscheiden oder Frühling von Herbst. Würdest du auch sagen, dass es Sache der Schule ist, solche einfachen Dinge zu vermitteln? Für mich sind das Sachen, die man in den ersten 6 Jahren seines Lebens von den Eltern beigebracht bekommt.
Dass diese Kinder solche Sachen nicht wissen, zeugt für mich von einem mangelnden Interesse der Eltern an der Erziehung ihres Kindes. Und genau das halte ich für das eigentliche Problem: Desinteresse.

Wenn mein Kind mich nach Hilfe bei seiner Steuererklärung fragt und ich als Elternteil keine Ahnung davon habe, aber Interesse an meinem Kind habe und ihm helfen möchte, dann setze ich mich mit ihm hin oder helfe ihm dabei, sich die nötigen Informationen zu beschaffen.

Gerade für solche Themen wie Steuererklärung gibt es Vereine und Foren im Internet, bei und in denen man sich informieren kann und bei Bedarf nach Hilfe fragen kann.

Außerdem halte ich es für fragwürdig, dass vieles, was in der Schule gelehrt wird, unwichtig ist.
Ich habe zwar das meiste, was nach der 8. Klasse in Mathe dran kam, bisher nicht mehr gebraucht, mein Bruder für sein Maschinenbaustudium hingegen schon. 
Was für den einen unwichtig ist, ist es nicht auch für den anderen. Und da niemand sagen kann, was das Kind später mal für seinen Beruf oder in seinem Leben braucht, muss halt ein breites Spektrum an Wissen vermittelt werden.

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Abahatchi  26.11.2017, 16:59
@Sheireen1990

Nach 10 Jahren Schule sollte ein Schüler in der Lage sein, sich selbstständig diese Infos zu besorgen.

Ich kann nicht erkennen, wie durch die derzeitige, bundesuneinheitliche Bildung, Kinder dazu in die Lage versetzt werde! Gerade was eine Steuererklärung betrifft. Nur ein Punkt.

Sie lernen vielleicht Inhalte und Fragen sowie Aufgabenstellungen zu erfassen, jedoch in Deutsch und nicht in Brüokraten-Amtschimmer-Unverständnis-Unwortdeutsch. 

Manche Sätze kann man sich 20 mal durchlesen, bemerkt deutsche Wörter aber erkennt und begreift nicht, was gemeint ist, weil es nicht eineindeutig ist und es Hintergrundwissen zum Verständnis des Geschriebenen bedarf.

Wie wäre es, wenn man statt Lebensfremder Beispiele in der Schule mal eines aus dem realen Leben aufgreift? Wie wäre es, wenn die Schüler neben Deutsch, noch Amtssprache und Behördenchinesisch lernen würden? Diese Sprache unterscheidet sich erheblich von dem Deutsch, das Deutsch benutzen. 

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Sheireen1990  26.11.2017, 18:19
@Abahatchi

Nochmal: Wenn man Amtsdeutsch nicht verstehen kann (und ich gebe zu, dass das wirklich nicht immer ganz einfach ist), dann gibt's genug Seiten im Internet auf den es in einfachem Deutsch erklärt ist. 

Aber wenn man nicht in der Lage ist, sich diese Seiten rauszusuchen (und alle Kinder, die ab 1990 geboren wurden, sind mit dem Internet aufgewachsen und wissen wie es funktioniert), dann ist das nicht etwas, was die Schule vergeigt hat.

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Mir würde in den höheren Stufen ein Fach wie Allgemeinbildung und Berufsvorbereitung fehlen. Beides habe ich in meiner Realschulzeit schmerzlich vermisst & dass der Bedarf da ist, zeigte mMn auf "vortreffliche" Art meine Realschulklasse (Mittlere Reife 2007) -----> noch Mitte der Zehnten wusste niemand so recht, was er eigentlich werden will. Die meisten haben irgendein Berufskolleg gewählt, damit sie versorgt sind und noch Zeit haben, um sich zu entscheiden oder - wie ich - einfach eine Ausbildungsstelle in erreichbarer örtlicher Nähe angenommen, die sich ergeben hat.

Auch Gemeinschaftskunde hat den Bedarf nicht gedeckt ----> da lernte man zwar unterm Strich das meiste an sinnvollem Wissen, aber eben doch nicht alles. Klar kann die Schule mit ihrem begrenzten Kontingent an Stunden nicht alles abdecken, aber man sollte prüfen, inwiefern die aktuellen Lehrpläne vllt. überholt sind & ich muss sagen, dass die grauen Herren in den Kultusministerien zu weit weg von der Schule auf dem Land sind bzw. den Bedarf vor Ort nicht kennen.

In der Grundschule gibt es zwar gute und beizubehaltende Fächer wie HuS (Heimat- und Sachkunde) oder MNK (Mensch, Natur und Kultur), die schon sehr in diese Richtung gehen; HuS war mein Lieblingsfach in der Grundschule und lieferte echt kindgerechte Allgemeinbildung, von allem etwas - war toll!

So etwas fehlt in der Realschule bzw. weiterführenden Schule aber mit dem Resultat, dass Absolventen zwar Gedichte interpretieren und komplexe Algebra lösen können, aber bei der Steuererklärung oder beim Abschluss von Versicherungen bzw. Rechtsgeschäften nicht wissen, wie der Hase läuft. 

Achtzig prozent von dem was den Kinder beigebracht wird, ist überfüssig.

Man sollte mehr auf Sport, Kunst und Musik achten und gegebenfalls diese Fächer nicht bewerten.

Mehr Theater.

Eine radikale Reduzierung des Stoffes, was den Kindern gelehrt wird.

Denn ein Lehrplan wo weniger drin steht als der bekannte Lehrplan der heutigen Zeit, wäre für das lernen viel effektiver.

Man kann nur gut lernen, wenn es dabei kein Stress gibt.

Es ist heute leider so, dass der Großteil der Schüler nicht für ERkenntniss lernt, sonder nur für die Noten, was natürlich bei vielen Schülern für Lustlosigkeit sorgt.

Auf jeden Fall sollten auch Fächer eingeführt werden, die eigene Fähigkeiten stärken, und es sollte Stoff geben, womit die Kinder dann auch wirklich etwas anfangen können. Ich meine z.b. Das Wort "manche" zu welcheer Wortgruppen gehört es?

das ist eines von Vielen Dingen die man nicht wirklich braucht.

Ich würde mir ein Fach mit Lebenspraxis wünschen.

Einfache gesunde Rezept, wie bereite ich was zu, wie benutzt man eine Waschmaschine, welche Standard-Versicherungen gibt es und welche davon sind warum wichtig (Haftpflicht sollte man kennen, es gibt aber auch viele die man nicht primär kennen muss), Basics der Steuererklärung, Welche Ämter gibt es für was (z.B. für Bafög, Auszubildendenbeihilfe,..) und solche Sachen.

Meine Schwester hätte sich sehr gefreut die wichtigsten Punkte zum Thema Mietwohnung zu kennen und da nicht (trotz Recherche im Internet) böse auf die Nase zu fallen, denn wir sind im Haus aufgewachsen, meine Eltern haben da auch keine Ahnung von... Ich konnte immerhin von ihren Fehlern lernen.

Ebenso ein Grundwissen im Nähen und anderen Sachen. Hier bei mir gab es nämlich Textil nur auf Real- und Hauptschule, Hauswirtschaft nur als Wahlpflichtfach parallel zur 2. Fremdsprache (also alle die später aufs Gym wollten konnten es nicht belegen, da parallel). Ich hatte Leute in der Uni, die haben ein Kleidungsstück weggeworfen weil ein Knopf abgefallen war. Nicht weil sie keine Lust hatten das zu machen, sondern weil sie schlicht und einfach nicht wussten wie. Habe ich Interessierten dann gezeigt, weil ich das Glück hatte, dass meine Großeltern mir sowas gezeigt haben.

Ebenso hatte ich Leute, die nicht wussten wie man einen Nagel oder eine Schraube in die Wand bekommt. Woher auch, wenn die Eltern es nicht machen. Von so Sachen wie Steckdosen anschließen will ich schon gar nicht sprechen, das wäre meckern auf hohem Niveau und bringt ja auch Arbeitsplätze.

Das ganz kann ja ohne Note ablaufen oder man macht, damit Schüler es ernst nehmen z.B. eine bewertete Präsentation zu einem der in dem Schuljahr besprochenen Themenbereiche.

 

 

 

Lehrpläne orientieren sich an "Fächern". Also am Denken in von anderen normierten "Schubladen".

Denken und durchdacht Leben außerhalb dieser fremdbeschränkten Schubladen fände ich den Schlüssel zur Fähigkeit, glücklich sein zu können.

Und akzeptieren zu können, dass auch andere Menschen glücklich sein dürfen.

"Schulfächer", "Schulklassen", "Schulnoten"....

Das macht es bürokratisch echt einfacher und effektiver, dich bürokratisch zweckmäßig einzuordnen.

Plattes Beispiel: Wenn du 15 Jahre alt bist, hast du gefälligst einen Tisch und einen Stuhl in der Standardgröße für 15-jährige zu brauchen.

Falls deine körperliche Entwicklung nicht ins Schema passt, musst du einfach lernen, dich besser an die festgesetzte Norm anzupassen.

Für die intellektuelle Entwicklung gilt das natürlich genauso.

Viele sind zu doof für ihre Schule. Andere halten sich für schlau und nerven ihre LehrerInnen mit fiesen Fragen.

Die meisten LehrerInnen lernen die passende Antwort: "Das gehört nicht hierher!"

Und - kein Scherz - in einer Unterrichtsmitschau, die ich erleben musste, begann ein Schüler seine Antwort auf ne Lehrerinnenfrage mit: "Ich denke..."

Die Schülerantwort war sachlich völlig richtig. Die Lehrerin kommentierte deutlich unzufrieden: "Wir denken hier nicht!"

Okay, war ne bayerische Schule. 

Und erklärt die Macht der CSU in Bayern.

Wenn du was ändern willst... das Thema Schulfächer ist echt von geringer Priorität.

Das beschränkte Schubladen Denken der deutschen ErziehungspolitikerInnen (und NEIN! BILDUNG ist das GEGENTEIL davon!), erlaubt nicht viel anderes.

Der Begriff "Burn-Out" kam bei LehrerInnen auf. Genau bei denen, die eben nicht so beschränkt wie gefordert denken wollten.

Und daran verzweifelt sind.

Beschränkte LehrerInnen dagegen passen perfekt ins beschränkte System. Die werden nie nen Burn-Out erleben.

Das deutsche Schulsystem besteht praktisch seit 200 Jahren weitgehend unverändert. 

Der selbst denkende "Spinner" Wilhelm von Humboldt hatte Ideen. Die waren revolutionär und systemkritisch. Er wurde gefeuert, seine Ideen pervertiert und zementiert.

Im zweiten Weltkrieg bildeten die westlichen Allierten die ZOOK-Kommission, die der Frage nachgehen sollte, ob ein Schulsystem, dass hier und da und eben sehr oft Menschen zu begeisterten Soldaten, zu Wählern von Hitler, zu ignoranten und antiempathischen KZ-Aufsehern macht, nicht völlig eingestampft werden sollte.

Die Bundesrepublik Deutschland ging diesen Forderungen nur soweit nach, wie unbedingt nötig.

Die Schüler-Mitverwaltung (SMV) entstand dadurch notgedrungen. Wurde aber mittlerweile zur Schüler-Mitverantwortung mit stark reduzierten Mitspracherechten entschärft.

Das Fach Sozial- oder Gemeinschaftskunde... es wurde sogar in Bayern auf Druck der westlichen Allierten eingeführt. Aber nicht als Kernfach für alle Jahrgangsstufen und Schularten, sondern nur als einstündiges Fächlein für die 10. Klasse der Gymnasien.

Der Rest soll bitte gar nicht erst anfangen, über Politik nachzudenken, sondern sein Kreuzchen bei Liste Eins machen.

Beschränktheit ist erwünscht.

Also das Denken in Schubladen bzw. Fächern.

Und ja, die SteuerberaterInnen und FachanwältInnen für Steuerrecht, haben mal deutlich erklärt, dass sie es nicht gut fänden, wenn das Thema Einkommenssteuererklärung in Lehrpläne aufgenommen würde.

Und die Länder kassieren viel von Lotterie-Einnahmen. Schulbücher, die dieses Thema im Bereich Stochastik intensiv angehen, werden in keinem Bundesland zugelassen.

Sorry, sehr lange Antwort.

Bin ein wenig (oder ein wenig mehr) vom Fach.

Liebe Grüße,

Tanja

noblehostel 
Fragesteller
 22.11.2017, 22:15

Danke schön für die ausführliche Antwort.

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