Warum wollen manche mobbingopfer von ihrem peiniger gemocht werden?

5 Antworten

Die Geburt des "Stockholm-Syndroms"

Wie können Geiseln Sympathie für ihre Peiniger entwickeln, sich gar in sie verlieben? Ein spektakulärer Banküberfall im August 1973 gab einem psychologischen Phänomen seinen Namen, das bis heute umstritten ist.

(...) Es ist einer der bekanntesten Kriminalfälle der schwedischen Geschichte. Und zugleich Namensgeber eines psychologischen Phänomens: Das "Stockholm-Syndrom" steht seitdem dafür, dass Opfer von Geiselnahmen Verständnis oder gar Sympathien für die Täter entwickeln, mit ihnen kooperieren, sich bisweilen noch nach der Tat mit ihnen identifizieren. (...)

"Um den Täter zu beschwichtigen, in dessen Macht es liegt, das Leben des Opfers zu beenden, wird jedes Opfer aus reinen Selbsterhaltungsgründen zunächst einmal alles tun, was der Täter verlangt", so Arnold Wieczorek. Zum Täter eine Art persönliche Verbindung aufzubauen, um sich seine Gunst zu verdienen, sei ebenso normal, wie sich mit den Tätern gegen den vermeintlichen Aggressor zu verbünden." (...)

"Arnold Wieczorek, Einsatzpsychologe des LKA Baden-Württemberg, schrieb in einem Beitrag für das Magazin "Kriminalistik" von 2003: "Das Opfer ist in einer Situation, in welcher es schlagartig jede Kontrolle über sich und damit die eigene Existenz verloren hat."

Sympathy for the devil

https://www.spiegel.de/einestages/stockholm-syndrom-so-entstand-die-bezeichnung-a-1109897.html

Ich vermute, dass in Ausnahmesituationen es eine Art "Überlebensstrategie" ist, sich mit dem Täter zu verbünden, um ihn umzustimmen.

Ich mag komplett falsch liegen, aber irgendwie liegt das "Stockholm-Syndrom" nahe, vielleicht nicht mit allen Konsequenzen, aber Ähnlichkeiten sind durchaus gegeben.


Americanoussama 
Fragesteller
 02.07.2019, 20:22

Aber ich spreche Von Mobbing nicht Von verbrechen

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iQSunshine  02.07.2019, 22:33

Richtig, das habe ich sehr wohl verstanden. Deshalb meinte ich ja auch, dass in Ausnahmesituationen gewisse "Überlebensstrategien" durchaus (instinktiv) ungewollt anlaufen. Und "Mobbing" ist (für mich zumindest) eine Ausnahmesituation.

Ich kann sehr wohl verstehen, wenn Du sagst, von diesem Gesindel möchtest Du gar nicht gemocht werden. Aber Du bist Du. Ich habe gleichfalls kein Interesse daran, mich mit Mobbern zu verbinden. Aber andere Menschen reagieren nun einmal unter Extrem-Stress wie in obigem Ausschnitt des Artikels beschrieben.

So ist das Leben.

Ich sagte es oben bereits: Ich mag komplett falsch liegen, aber irgendwie liegt das "Stockholm-Syndrom" nahe, vielleicht nicht mit allen Konsequenzen, aber Ähnlichkeiten sind durchaus gegeben.

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Willst Du eine Frage stellen oder predigen? Das wird bei Deinem Text nicht so ganz klar.

Um Deine Frage zu beantworten: Wer mobben kann, ist in einer starken Position (denn mobben kann niemand alleine; man hat dann also seine Helfershelfer). Wird man vom Mobber gemocht, dann hat man einerseits einen starken Verbündeten und gehört andererseits dazu.

Das ist Psychologie. Deine sachlichen Überlegungen sind in psychologischer Hinsicht fehl am Platze, weil Menschen nun mal keine Maschinen sind.


Safi2  01.07.2019, 17:14

Eigentlich ja voll das Kindergarten :)

Sowas sollte man nicht als "stark" ansehen. Im Gegenteil: Das ist einfach nur schwach und hobbylos. Warum mobbt man andere? Was bringt das einem? Wurde selber zwar noch nie gemobbt, aber hab das sehr oft bei anderen mitbekommen.

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archmage  01.07.2019, 17:21
@Safi2

Wenn ich voll das Tier bin und Dir Lauch eine lange, dass Du direkt wegtrittst, dann mag das moralisch und von meiner Personlichkeitsentwicklung her auch keine sonderlich "starke" Form der Problemlösung sein, aber das ändert nichts an meiner Körperkraft. So ist es hier auch. Ob es hochstehend ist, jemanden zu mobben, kann man sich sicherlich streiten, aber die Fähigkeit dazu erwächst aus einer Position der Stärke, die man hat oder eben nicht.

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Safi2  01.07.2019, 18:34
@archmage

Darüber kann man sich nicht streiten, weil es einfach schwach ist. Fakt ist Fakt. Diese "Position" existiert gar nicht.

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archmage  02.07.2019, 14:13
@Safi2

Mit anderen Worten, man kann sich nicht darüber streiten, weil Du einfach recht hast mit der Begründung "Fakt ist Fakt".

Möge jeder selbst entscheiden, wie überzeugend diese Deine Begründung ist.

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iQSunshine  01.07.2019, 17:53

Schwachsinn, Archmage, echter Schwachsinn.  "Ob es hochstehend ist, jemanden zu mobben, kann man sich sicherlich streiten, aber die Fähigkeit dazu erwächst aus einer Position der Stärke, die man hat oder eben nicht."

Wenn jeder, der sich in einer starken Position befindet (um Deine Wortwahl zu übernehmen), so denken und handeln würde, hätten die Mobber ja man gar keine Chance mehr. Auch Mobbingopfer haben überraschend gute Ideen, wenn der Geduldsfaden reisst. Und dann sind sie in der weitaus stärkeren Position.

Charakterstärke ist das Schlüsselwort!

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archmage  01.07.2019, 17:55
@iQSunshine

Ist immer beeindruckend, wenn Leute, die das Thema nicht verstanden haben, die Aussagen anderer als "Schwachsinn" bezeichnen.

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iQSunshine  01.07.2019, 18:29

Ich bleibe dabei, Archmage, das ist kein Zeichen von Stärke, das ist ein Zeichen von Unsicherheit, Angst und Schwäche, wenn sich Mobber Helfershelfer suchen müssen, um da irgendwelche Unschuldigen zu mobben.

Ein starker Charakter fährt den geraden Kurs und sagt, was Sache ist. Offenes Visier. Offenes Wort. Thema besprechen, Thema klären, Thema beenden.

Da driften unser beider Meinung nun einmal auseinander. Was Du als Stärke definierst, ist bei der Mehrheit der Menschen "schwachsinnig" - und ich hoffe, dass das so bleibt.

Eine Horde sternhagelvoll (betrunkener) NeoNazis ist nicht stark, die Horde ist gewaltbereit.

Lassen wir das Thema. Wir kommen nie überein.

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archmage  02.07.2019, 14:11
@iQSunshine
Ich bleibe dabei, Archmage, das ist kein Zeichen von Stärke, das ist ein Zeichen von Unsicherheit, Angst und Schwäche, wenn sich Mobber Helfershelfer suchen müssen, um da irgendwelche Unschuldigen zu mobben.

Mobber "suchen" sich keine Helfershelfer. Mobber sind soziale Führungspersonen, sie "haben" Freunde und sind angesehen. Aus dieser Stellung, die sie sowieso haben, können sie dann Mobbingaktionen starten, wenn sie Lust dazu haben.

Was Du jetzt hier machst, ist ideologisch Sachen durcheinander zu werfen, die nicht zusammen gehören. Natürlich ist es nicht unbedingt als charakterstark zu werten, wenn jemand sich daran aufgeilt, dass er jemand anderen fertigmacht, egal ob mit der Faust oder per Mobbing. Gleichwohl ist die Position, Freunde um sich zu haben und diese entsprechend instrumentalisieren zu können, eine Position realer Macht und Stärke.

Charakterstärke und sonstige Stärke ist zweierlei. Man kann sogar sagen dreierlei, wenn man zwischen Charakterstärke, aus einer Machtposition resultierende Stärke und physischer Stärke unterscheidet. Da Du diesen Unterschied nicht wahrnimmst, hast Du meine Aussage irrtümlich auf Charakterstärke bezogen, obwohl ich die Stärke aus einer Machtposition heraus gemeint habe.

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iQSunshine  02.07.2019, 16:12

Danke, Archmage, für Deine erklärenden Worte. Ja, ich kann Dir nur zustimmen, aus Deiner Sicht und mit Deinem Denkmodell schaut's halt mal so aus. So gesehen, sind Mobber Führungspersönlichkeiten, aber das bezieht sich dann nicht nur auf's Mobbing, da können wir noch viele andere Bereiche einbinden. Es geht dann nicht mehr nur darum, einen Unschuldigen zu mobben und ihm das Leben zur Hölle zu machen. Ein solches "Instrumentarium der Macht" ist in allen Gesellschaftsbereichen zu finden.

Alles Gute weiterhin!

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Eine aus meiner ehemaligen Klasse wurde auch von 2 Mädchen etwas gemobbt, trotzdem wollte sie ständig ihre Freundin werden. Sie hat die einfach als „cool“ angesehen... Warum verstehe ich bis heute nicht wirklich...

Ich selber wurde auch jahrelang gemobbt, sehr extrem, und ich will nie wieder diese Leute sehen müssen. Hassen tue ich ich sie mittlerweile nicht mehr, irgendwo bemitleide ich sie dafür, dass sie so ein trauriges Leben haben, dass sie das von anderen kaputt machen müssen.. Aber mit denen etwas unternehmen, sogar befreundet sein, und so tun als wäre nie was gewesen? Dafür haben die mir einfach zu viel angetan was ich denen nicht verzeihen kann...


Das Ziel der Gemobbten ist hauptsächlich, dass das Mobbing aufhört. Wenn man sich mit dem Mobber anfreundet (was meiner Meinung nach fast unmöglich ist) lässt er das Mobbing vielleicht.