Warum wollen die Leute heute immer alles 100% planen?
Als wir noch Kinder waren (bin 2001 geboren) gab es noch keine großartigen Wetter-Apps, Webcams oder Stau-Vorhersagen und alles.
Wenn wir nen Ausflug gemacht haben, haben wir uns Sonntags ins Auto gesetzt und sind wohin gefahren. Und wir hatten zu 90% immer Glück mit dem Wetter. Und wenn es doch mal geregnet hat, haben wir uns auch nicht großartig geärgert.
Und heute, da muss mein Vater alles zu hundert Prozent vorher planen. Da wird in vier verschiedene Wetter-Apps geguckt, wie das Wetter werden soll. Und wenn eine App 50% Regenwahescheinlichkeit anzeigt, bleibt mein Vater lieber zu Hause, weil er keinen Sprit verfahren will, wenns hinterher regnet.
Dann werden Bewertungen im Internet gelesen, ob es sich denn überhaupt rentiert, da hin zu fahren. Wenn ein Ort eher schlechte Bewertungen hat, fährt der Papa nicht hin.
Dann wird geschaut, wie die durchschnittliche Auslastung im Ort ist. Und dann wird der Ausflug so geplant, dass wir möglichst dann wegfahren, wenn die Auslastung am geringsten ist.
Dann werden sämtliche Fahrstrecken miteinander verglichen; wo ist es evtl. ein paar Minuten kürzer.
Und dann müssen wir während der Fahrt immer die Webcam im Zielort im Auge behalten, damit wir noch rechtzeitig umkehren können, falls sich die Lage am Ziel verändern sollte.
Mein Vater ist da ein absoluter Perfektionist. Aber ich finde, es macht halt einfach keinen Spaß. Man sollte nicht komplett ins Blaue verreisen, aber so ein Kontrollwahn geht mir auf den Keks.
10 Antworten
Verstehe ich auch nicht, ich bin da auch genauso dass ich es immer nehme wie es kommt. Ich bin ein 92er und fühle mich manchmal schon sehr untypisch für meine Generation. Ich habe auch gar kein Wetter-App, und würde da gar nicht auf die Idee kommen mir bei jedem Verlassen des Hauses die Frage zu stellen, ob das Wetter gut ist. Ich schaue aus dem Fenster (oder gehe kurz auf den Balkon raus), und das reicht. Es ist ja wirklich so, in den allermeisten Fällen hat man da Glück mit dem Wetter und hat die richtige Kleidung an. Und wenn nicht, ist es halt so.
Das ist genauso wie die Leute, die z.B. beim Sport alle physiologischen Parameter genau aufzeichnen und sich dann jedesmal selbst übertreffen wollen. Kann ich auch nicht nachvollziehen, zumal das auch erstens wissenschaftlich nicht wirklich valide Daten sind, und man sich zweitens nur selbst damit verrückt macht.
Ich denke viele Leute machen es, weil sie es können. Sie haben sich einfach dran gewöhnt, sind bequem geworden und können sich ein Leben ohne ihren Technik-Kram nur noch schwer vorstellen.
Ich verstehe deine Sichtweise… allerdings ist es auch mal gut Sachen voraus zu planen, man muss eine gute Mischung aus Spontanität und Planung in seinen Alltag zu integrieren.
Und Bewertungen im Internet sind ein großer Segen. Ich glaube du schaust zu dunkel auf die heutige Zeit und den Fortschritt in der Technischen-"Lebensvereinfachung"
weil das alles ohne viel aufwand möglich ist.
wer gut Plant hat am ende weniger stress, steht im stau oder in sandalen im Hochwasser.
jedoch kann ein Plan b helfen, dan geht man eben nicht in die Zoo sondern in ein Schwimmbad
Bin auch 2001er, aber auch leider so perfektionistisch wie dein Vater :D Ich finde diese Angewohnheiten auch absolut nicht gut, aber irgendwie kann man nicht viel dagegen machen. Wenn man sich in deinem Beispiel z.B. vornehmen würde, dass man mal nicht auf die Auslastung oder auf die Bewertungen guckt, dann denkt man sich direkt danach "Aber warum sollte ich etwas riskieren, was ich nicht riskieren muss. Ich kann ja einfach gucken, wie hoch die Auslastung ist oder ob der Ort nicht gut bewertet ist und dementsprechend einen besseren Ausflug haben." Man müsste dieses perfektionistische Denken von Grund auf verändern. Wie schon jemand hier geschrieben hat, haben sich nur seine Hilfsmittel geändert.
Stauvorhersagen gab es, seitdem die Deutschen das Ausland als Urlaubsziel erkannt hatten.