Warum wird im Buddhismus kein Pranayama praktiziert?

Obwohl der Hinduismus vor dem Buddhismus entstand und viele Dinge vom Hinduismus übernommen wurde, gibt es kein Pranayama im Buddhismus. Zumindest in den mir bekannten Lehren. Gibt es einen Grund dafür?

Answer 1

[satian]

• [...] im Buddhismus [...]

Um Missverständnisse zu vermeiden möchte ich hier differenzieren:

• verstanden als Lebenspraxis der buddhistischen Anhänger

Es gibt weder ein Verbot noch eine Abwertung von Pranayama. Ich bin überzeugt, daß es Praktizierende gibt, die daraus auch entsprechenden Nutzen (hier bezogen auf die ursprüngliche Bedeutung) ziehen.

• verstanden als Lehraussage des Buddhismus

Pranayama wird nicht als "der Weg" zum Erreichen des buddhistischen Heilsziels gesehen, spielt aber teilweise eine nicht unbedeutende Rolle in der Praxis (Hilfe zur Beruhigung der Gedanken, Konzentration). Aber das ist ja im Yoga auch nicht anders, auch hier ist es nur eines von mehreren Gliedern. Nur fehlt im Buddhismus die spezielle Ausarbeitung.

Answer 2

[Indecisive]

Weil der Buddhismus zwar viele, aber eben nicht alle Aspekte vom Hinduismus übernommen hat. Und Pranayama gehört eben nicht dazu. Meditation hingegen schon.

Answer 3

[mendrup]

Es gibt im Kum Nye viele Atemübungen. Auch der tantrische Weg kennt tiefgründigste Methoden der Energiearbeit. Buddhismus ist mehr als freundliches Lächeln.

https://docplayer.org/76199885-Tsa-lung-anweisungen.html

Hier ein kleines Beispiel, wie mit Prana gearbeitet wird. Der tibetische Name dafür ist lung, "Wind". Bekannt ist vielleicht das Symbol des Lung Ta ("Windpferd"), das wir auf Gebetsfahnen finden.

Comments

[Separota]

welche Atemübungen praktizierst Du so?

[mendrup]

@Separota

Ich mache ein paar einfache Übungen. Ringfinger drückt z.B. auf die Handfläche, die anderen sind gestreckt. Abwechselnd ein Nasenloch zuhalten zum ein- und ausatmen.

Die Anleitung wird hier sehr klar erklärt:

https://www.medimops.de/rinpoche-tenzin-wangyal-den-feinstofflichen-koerper-aktivieren-tibetische-yoga-uebungen-fuer-innere-weisheit-und-klarheit-mit-dvd-gebundene-ausgabe-M03442338999.html?variant=UsedGood&creative=Shopping&sitelink=&gclid=CjwKCAjwg4-EBhBwEiwAzYAlsnZAPIVdcEzRVujtsiqEvac7xdeVb_sD44MpeB5dsHuh9BCkhgfE4BoC29AQAvD_BwE&gclid=CjwKCAjwg4-EBhBwEiwAzYAlsnZAPIVdcEzRVujtsiqEvac7xdeVb_sD44MpeB5dsHuh9BCkhgfE4BoC29AQAvD_BwE

Answer 4

[NewKemroy]

Ich vermute, weil im Buddhismus Kontrolle (Atem) eher kritisch gesehen wird.

Comments

[Separota]

Warum ist das so?

[NewKemroy]

@Separota

Kontrolle setzt die Existenz eines Selbst, eines Machers hier auf Erden voraus. Dieses wird vom Buddhismus bestritten.

Siehe Wikipedia Stichworte: Anatta und Atman.

[mendrup]

@NewKemroy

Dennoch können wir nicht alles mit Achtsamkeit und Gleichmut erlangen. Rechte Hinwendung zu heilsamen Aktivitäten und Abstand von Unheilsamem ist vonnöten, um eine Entwicklung zu durchlaufen. Auch durch Nicht-Handeln können wir Karma erzeugen. Daher ist Übung notwendig. Zu sagen "ich muss nichts mehr tun" ist eben verkehrt, denn "ich" ist dann immernoch vorhanden. Ohne frei fließende Energien nähren wir dann nur die karmischen Knoten.

[NewKemroy]

@mendrup

Na, ich würde den mittleren Weg propagieren. Also nicht zu verbissen, aber tun kann man schon was.

[mendrup]

@NewKemroy

:)