Warum wird der Mann mit "Herr" angesprochen, die Frau aber mit "Frau"?

16 Antworten

Fußnote:

Hier noch Zitate aus rund 200 Jahre alten Texten, zum sprachgeschichtlichen Beleg dessen, was ja schon festgestellt wurde.

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In der Oper "Die Zauberflöte" sind, wie das erste Zitat zeigt, "Weib" und "Mann" die einander entsprechenden Bezeichnungen der Geschlechter. Auch "Damen" und "Herren" treten im Verlauf der Handlung auf, die allerdings höheren Klassen der Gesellschaft angehören: Die "Damen" tragen Waffen, töten eine furcherregende Schlange und sind Gesandte einer "Fürstinn". Als "Herren" werden von dem Volgelfänger Papageno zwei Priester angesprochen, die zu einem altägyptischen Tempel gehören. Der Verfasser, ein Freimaurer, macht allerdings deutlich, daß er die Klassengesellschaft ablehnt und keine "edleren" Menschen anerkennt, die über den gewöhnlichen Menschen stünden.

Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,
Nichts edlers sey, als Weib und Mann.
Mann und Weib, und Weib und Mann,
Reichen an die Götter an.

Die Zauberflöte (1791, Text: Emanuel Schikaneder, Musik: Wolfgang Amadeus Mozart) https://opera-guide.ch/operas/die+zauberfl%c3%b6te/libretto/de/

(2)

In Goethes "Faust" spricht Professor Faust, der auf ein Abenteuer aus ist, auf der Straße die junge Dienstmagd Margarethe höflich als "Fräulein" an, was sie, ihres nichtadligen Standes wegen, als Schmeichelei wahrnimmt und zurückweist. Unter Männern spricht Faust anschließend von ihr dann als "Kind", "Dirne", "süßes junges Blut", "Geschöpfchen" und "Püppchen".

FAUST.
Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
MARGARETE.
Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause gehn.

Faust, Der Tragödie erster Teil (Johann Wolfgang von Goethe, 1808) http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Dramen/Faust.+Eine+Trag%C3%B6die/Faust.+Der+Trag%C3%B6die+erster+Teil/Stra%C3%9Fe

Es gab früher 2 Wortpaare:

Mann - Weib und Herr - Frau.

Mann und Weib waren die absolut neutralen Bezeichnungen für die Geschlechter. Herr und Frau waren die Anreden für höhergestellte Männer und "Weiber". Irgendwann wurde allerdings das Wort "Weib" negativ konnotiert und das Wort Frau rutschte sozusagen an dessen Stelle, sodass Frau heute beide Funktionen erfüllt: als Anrede und als Geschlechtsbezeichnung.

Mister leitet sich von Master, also Herr/Meister ab. Miss/Mrs leitet sich von Mistress, also Herrin, Gebieterin ab.

Eigentlich ist der "Mister" nichts anderes, als der ins Englische transferierte "Monsieur" und der wiederrum die verballhorte Kurzform des "Mon Senieur".

Mit "Master" hat das herzlich wenig zu tun, das sind einfach die über das Französische transportierten lateinischen Ingredienzien der englischen Sprache.

Wo man gerade bei Vergleichen ist, dass Niederländische ist da mit den Anreden "Meneer" und "Mevrou" wieder recht nah am Deutschen.

Julkatze666 
Fragesteller
 27.05.2021, 13:26

Wenn Mister von Monsieur kommt und Monsieur "mein Herr" bedeutet, hat das mit Master schon eine Menge zu tun, denn Master ist der direkte Vorläufer von Mister. Auch die Wikipedia sagt dazu : The title 'Mr' derived from earlier forms of master, as the equivalent female titles MrsMiss, and Ms all derived from earlier forms of mistress. https://en.wikipedia.org/wiki/Mr.

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Sprache ändert sich laufend, sie folgt dabei nicht immer den Gesetzen der Logik, sondern der Gewohnheit.

Ja, im Deutschen lautet die vornehme, förmliche Anrede Herr und Frau

die normale, einfache Geschlechterbezeichnung war eigentlich Mann und Weib

das Weib war aber diskrimminierend und zu vulgär und ist heute negativ besetzt

daher änderte man es in das vornehme Frau was von altdeutsch Frouwa kommt und auch Herrin bedeutet

das Mann blieb aber daher heieß es dann Mann und Frau

und auch in der Anrede wurde es dann so