Warum wachsen im Wald keine Obstbäume?

14 Antworten

Über die Entstehung (Fichtenforste z. B.) und Lichtverhältnisse (oft zu dunkel) wurde schon viel richtiges gesagt hier.

Aber auch dass sehr wohl auch Obstbäume - insb. Wildkirschen - im Wald wachsen.

Diese, die Wildkirschen, kommen v. a. in Wärme liebenden Wäldern auf Kalkböden vor.

Weitere Waldformen, wo Obstgehölze von Natur aus vorkommen sind Auwälder (Holzapfel, Holzbirne, Traubenkirsche, viele weitere beerentragende Baum- und Straucharten) und lichte Wärme Bergwälder (Felsenkirsche, Felsenbirne z. B.).

Der Hauptgrund aber, warum die "richtigen" Obstbäume im Wald nicht vorkommen ist aber schlicht und einfach, dass die heutigen Obstsorten durch die Bank vegetativ vermehrt und auf Unterlagen gepfropft sind = das passiert nun Mal nicht von alleine ...

Aber es gibt Wälder, die auf ehemaligen Obstwiesen etc. entstanden sind, dort wachsen die Obstbäume auch weiter, jetzt halt im Wald, ich habe und kenne selbst sche Flächen mit Apfel, Birne, Berberitze, Zwetschge, Nußbaum...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Pomophilus  16.12.2021, 12:31
Aber es gibt Wälder, die auf ehemaligen Obstwiesen etc. entstanden sind, dort wachsen die Obstbäume auch weiter, jetzt halt im Wald...

Hab mal in einer vor Jahrzehnten aufgeforsteten Streuobstwiese (schwerer Zweischichtboden: Lößlehm über Keupertonen) ein einzelnes Apfebaumexemplar gefunden, das sein Wachstum auf steil- aufrecht umgestellt hatte und mit den auf diesem Standort zur Aufforstung verwendeten Fichten (???!?!) ziemlich gut mitgehalten hat!! Die Fichten gibt es inzwischen nicht mehr, den Apfel immer noch, er hat sogar wieder fruktifiziert, Sorte: 'Rote Sternrenette'.

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Von Experte Pomophilus bestätigt

In den Wäldern, da, wo ich jetzt wohne, gibt es durchaus Obstbäume, aber natürlich nur deren Wildformen. Am häufigsten ist hier die Kirsche. Und die ist hier so häufig, daß sie eigentlich kaum zu übersehen ist..Die Kirschen in den Kronen sieht man vom Boden aus natürlich nicht. Man erkennt sie am besten am Stamm.

Die Wildbirne kommt in hiesigen Wäldern vor Ort eigentlich nur an Waldrändern vor, wohl weil sie mitten im Wald nicht genügend Licht bekommt und deswegen da durch andere Bäume verdrängt wird, sie ist aber auch bei uns ziemlich selten.

Der Wildapfel wächst hier , wo ich wohne, allerdings nicht im Wald, vermutlich, weil er keine Chance hat, sich gegen andere Bäume durchzusetzen- er würde vermulich nicht mal keimen

Gibt es von der Pflaume überhaupt eine heimische Wildform?

Von Experte myotis bestätigt

Hallo,

Stimmt doch gar nicht: die Vogel- oder Wildkirsche

https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/standortskunde/die-vogelkirsche

hat zumindest lokal oder regional eine gewisse Bedeutung als Waldbaum! Wie alle eher wärmeliebenden Baumarten rückt sie momentan auch wieder verstärkt ins Bewusstsein. Die Vogelkirsche ist die Stammform der als Obstbaum angebauten Süßkirsche. Der Mensch hat also gezielt Exemplare mit besonders schmackhaften und großen Früchten gesucht, diese geschützt angebaut, miteinander gekreuzt und so mit der Zeit Obstbäume mit immer besseren Früchten gezüchtet. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es aber nicht: wer als Baum mehr Ressourcen und Energie in die Erzeugung von besonders vielen und großen Früchten steckt, dem fehlt dies dann an anderer Stelle, er ist dann vielleicht nicht so wuchskräftig wie seine Artgenossen oder kann sich nicht so gut gegen Krankheiten und Schaderreger behaupten. Obstkirschen wachsen daher als etwas Künstliches in Schutz und Obhut des Menschen. Auch ihre Nachkommen sind als Waldbäume ungeeignet. (In der Vergangenheit wurde hier bei der Erzeugung von Forstpflanzen gerade bei der Vogelkirsche gelegentlich Schindluder getrieben, wir Förster sprechen schon seit Jahrzehnten mit bitterem Humor von der "Herkunft Marmelatien.")

Sind schon die "echten" Obstbäume der Kirsche bei uns keine geeigneten Waldbäume, so gilt dies umso mehr für die anderen Obstarten, die auf Artkreuzungen einheimischer mit anderen nahe verwandten Arten beruhen oder gleich aus anderen Erdregionen stammen.

Die Wildobstarten aber, von denen manche an der Entstehung der Kultursorten beteiligt waren, kamen hier immer im Wald vor, wenn auch in geringen Anteilen und häufig nur auf Sonderstandorten. Da sie alle wärmeliebend sind, werden sie im Zeichen des Klimawandels wieder viel stärker beachtet. Daher sind zB von Elsbeere oder Speierling zur Zeit fast keine Pflanzen mehr zu bekommen. Aber auch mit Wildbirne habe ich letztes Jahr eine kleinere Fläche aufforsten lassen.

Moin,

Obstbäume mögen in der Regel sonnige Flächen, vertragen aber auch in gewisser Menge Halbschatten.
Außerdem bevorzugen Obstbäume meistens schwach saure bis neutrale Böden (pH zwischen 6,5 und 7).
Nun kommt schließlich noch hinzu, dass typische Obstbäume (die gepfropft sind) zwischen 4 und 8 Metern hoch werden je nach Art: Apfelbäume sind eher klein, Kirschbäume werden etwas größer...).

Und wie sieht's nun im Wald aus? Dort herrschen vor allem große Bäume vor (Buche: 30 Meter, dichte, weit ausladende Krone; Eiche: 15 - 35 Meter Wuchshöhe, große, aber lockere Krone; Birke: 6 bis 30 Meter, lichte Krone...).
Daher ist es am Waldboden eher dunkel, so dass hier nur schattenvertragende Pflanzen gedeihen können.
Der Boden ist außerdem oft ziemlich bis etwas sauer (pH 4,5 bis 6).

Und nun sag' selbst: Sind das Bedingungen, in denen Obstbäume gut gedeihen werden?

Das bedeutet nicht, dass es in Wäldern niemals vorkommt, dass es dort auch vereinzelt Obstbäume (zum Beispiel Wildkirschen) schaffen können. Aber ein Normalfall ist das sicherlich nicht.

Zu wenig Licht, zu viel Konkurrenz, zu schlechte Bodenbedingungen und möglicherweise ist es auch nicht gerade leicht, die zur Bestäubung benötigten Insekten im Wald regelmäßig anzutreffen...

Obstbäume, wie du sie wahrscheinlich kennst und meinst, sind daher entweder freistehende Exemplare oder in einer Art Plantage künstlich vom Menschen hergestellte (Pfropfungen!), gehegte und gepflegte Bäume, die zur Obsternte gezielt angepflanzt werden. Darum kümmert sich im Wald niemand...

LG von der Waterkant


Silo123  17.12.2021, 09:05

Also in den hiesigen Wäldern (also an meinem jetzigen Wohnort) kommen die Wildkirschen viel ! mehr als vereinzelt vor, sie sind hier bedeutend! häufiger als z.B. Birken

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Die einfache Antwort ist: Weil sie niemand dort angepflanzt hat.

Unsere Wälder sind keine Urwälder die natürlich entstanden sind, sondern gezielt angelegte Baumbestände mit dem Ziel der Holzbewirtschaftung.

Früher wurden daher bevorzugt Monokulturen angelegt, Fichtenwald, Eichenwald usw. Also lauter Bäume mit gleichen Bedingungen und gleichem LEbenszyklus und zur Baumernte wurde dann ganze Wladbereiche auf einmal gerodet, weil dies viel effizienter ist.

Heute lernt man um und setzt auf gezielte Mischwälder in denen alles vorkommen darf und teilweise auch "Obstbäume". Unter OBstbäumen versteht man im Mischwald aber eher Eberesche und co.

Apfel Kirsche Pflaume gab es nie in deutschen Urwäldern. Diese Obstsorten stammen aus unterschiedlichen Regionen Asiens.

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Der zweite Grund ist, dass es den Obstbäumen im Wald nicht gefällt.

Meist haben wir in den Wäldern einen sehr hohen Bestand an Nadelbäumen und damit einen sauren Boden, den Obstbäume nicht gut vertragen.

Ferner benötigen Obstbäume für Ihre Entfaltung sher viel Platz/je Baum. Ist der Platz nicht vorhanden schießen die Bäume in die Höhe mit sehr steil aufgerichteten Zweigen. Steil nach oben Zweige beim Obstbaum haben jedoch keine oder nur wenige Früchte. Ein OBstbaumim Wald könnte sich damit nicht vermehren.

Obstbäume sind kleiner als Waldbäume und bekommen damit noch weniger Licht.

Obstbäume brauchen mehr Wasser je Baum, sowie Nährstoffe diese ist in Wäldern häufig auch eher begrenzt.

Obstbäume sind überwiegend Flachwurzler, im Wald fehlt es oft an demPlatz dass diese ihre Wurzeln ausbreiten können. Weniger Wurzelmasse, weniger Wasseraufnahme, weniger Wasseraufnahme auch weniger Dünger. Der Baum stirbt. Auch Fichten sind z.b. als Waldbäume Flachwurzler, sind aber dafür zugleich sehr genügsame Bäume und können daher dennoch im Wald überleben.

Die Bestäubung im Waldist auch ein Problem. Die meisten Waldbäume ssind nicht auf Insekten angewiesen in der Bestäubung und daher sind Bestäuberinsekten imWald auch eher die seltene Ausnahme (z.B. auf Lichtungen).

Auch ein zufällig weggeworfener Apfel kann aufgrund der Lebensbedingungen im Wald eher nicht überleben.

Am Rande von Lichtungen sind OBstbäume möglich aber alles andere ist quasi ausgeschlossen.