Warum steht ISO 2768 im Widerspruch zu den GPS Normen?

2 Antworten

Die in der ISO 2768-1 enthaltenen Abstände (Radien, Fasen, Stufenmaße, Achsabstände) stellen keine eindeutige Geometriespezifikation dar. Für lineare Größenmaße nach ISO 14405-1 (Zylinderdurchmesser z.B. Bohrung, Stift oder paralleles Ebenenpaar z.B. Schlitz, Plattendicke) sind komform zur ISO 8015 im Sinne einer eindeutigen Geometriespezifikation. Meist ist der Einsatz der ISO 286 für die Spezifikation eines linearen Größenmaßes praktikabler.

Wesentlich wichtiger ist allerdings die Integration einer Produktspezifikation in den Produktspezifikationsprozess: Frühere Zeichnung mit ISO 2768-1 waren unmittelbare Fertigungsspezifikationen und darin auch die Verwendung von Abständen durchaus praktikabel. Eine Verifikation oder Änderungen im Fertigungsprozess (Lieferantenwechsel!) waren aber immer schwierig.

Eine mit der Funktionsgrenze begründeten ISO GPS kann keine Fertigungsspezifikation sein. Da jetzt eine eindeutige Verifikation erfolgen kann, ist die Funktion von Bauteilen auch bei Änderungen im Fertigungsprozess gewährleistbar. Was in der Praxis meist übersehen wird: Eine ISO GPS ist also ein zusätzliches Dokument im Produktentstehungsprozeß. Wird mit ihr die alte Fertigungszeichnung ersatzlos ersetzt ist der erfolgreiche Einsatz der ISO GPS praktisch unmöglich.

Eine weitere Herausforderung durch ISO GPS stellt der Verlust der Tolerierung auf Basis einer definierten Toleranzschärfe dar. Dagegen bietet die ISO 2768-1 mit der „Werksatattgenauigkeit“ eine praktikable Möglichkeit z.B. die Qualitätsanmutung eines Bauteils zu erfassen, was eine erstaunlich wichtige „Funktion“ von Bauteilen ist. Das wird in der Praxis meist völlig unterschätzt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn mich nicht alles täuscht sind die Plus-Minus-Toleranzen (Form und Lage) nicht immer eindeutig, nach welchem System Toleriert wurde, bzw. haben sich die jeweiligen Toleranzen dann widersprochen. Hüllprinzip, Unabhängigkeitsprinzip