Warum starben Menschen auf der Costa Concordia?

5 Antworten

JA, im Nachhinein ist es immer leicht zu sagen, was man hätte tun müssen.

Steht man aber mitten drin, hat keine Informationen und alles um dich rum ist in Aufruhr, dann sieht die Sache schon ganz anders aus.

Woher hätte man denn zB wissen sollen, dass das Schiff nicht sinkt und man einfach irgendwo (Wo könnte es denn sicher sein?) ausharren kann?

Nun bin ich auch kein großer Schwimmer und habe hier keine Erfahrungen, aber ich bin mir recht sicher, dass nur die wenigsten mehrere hundert Meter durch ein unruhiges Meer schwimmen können, evtl. noch mit (wenn auch leichter) Kleidung. Ich würde mir das nicht zutrauen.

Es ist immer leicht gesagt "Ruhe bewahren". Dabei ist da nur selten eine individuelle Entscheidung. Es ist alles eng und laut, keiner weiß genaues, das Schiff neigt sich bedrohlich, alles ruft und schreit um einen herum. Da kann man sich nicht einfach in eine Ecke stellen und in Rughe nachdenken. Im ZWeifel wird man vom Mob geschoben und wenn man sich nicht bewegt, ggfs. verletzt oder auch totgetreten.

Es ist selten in der Realität so einfach wie man es sich gerne vorstellt.

like1008 
Fragesteller
 01.08.2018, 12:51

Ich hab mir die Doku gestern noch angeguckt, da es nachts war, haben die nicht gewusst, dass sie 50m von einer Insel sind. Das wurde denen nicht gesagt, das hätte sicher viel Panik verhindert. Zudem wurde zu späz gesagt, dass das Schiff verlassen werden muss, da hatte das Schiff schon ordentlich schlagseite... Es hieß die ganzebzeit, dass es technische Probleme gebe, man diese aber schnell im Griff haben werde. Du bist kein guter schwimmer, wenn du das Adrenalin in dir hast, sind 500 Meter schwimmen kein Problem, wenn du ungefähr weißt, wie man schwimmt. Zudem waren es ja nur 50 Meter, das wusste nur niemand. Durch die Doku habe ich überhaupt erst mitbekommen, wie tragisch das gabze eigentlich war. Es hätte zudem nicht viele Schritte benötigt um alle lebendig da runter zu bekommen...

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Die ermittelnde Staatsanwaltschaft hat zu jedem der 32 Todesopfer die genaue Ursache festgestellt und auch veröffentlicht.

Es haben mehrere versucht in der aufgewühlten See gegen den Sog des sinkenden Schiffs anzuschwimmen. Sie zählen zu den Todesopfern, von einer ist die Leiche bis heute nicht gefunden.

Der Rest starb beim Versuch das innere des Schiffs zu durchqueren.

Die eine Gruppe auf die höher gelegene Seite, weil die Rettungsboote auf der tieferen Seite überfüllt waren. Währenddessen kippte das Schiff aber und die Leute vielen durch die Gänge, die dann Schächte darstellten, in den überfluteten Teil.

Deine Rettungsboottheorie funktionierte nur früh. Auf der höheren Seite waren die Boote zwar leerer, konnten teils aber gar nicht mehr zu Wasser gelassen werden, weil die Neigung schon zu stark war. Die Insassen wurden angewiesen die Rettungsboote wieder zu verlassen, die auch gekentert wären und das Innere des Schiffs zur anderen, niedrigeren Seite zu durchqueren, wo das Wasser aber schon hoch stand und während das Schiff immer weiter kippte. Du hattest im Inneren also Gruppen, die in entgegengesetzte Richtungen liefen, und dann zusammen in die Tiefe stürzten.

Ja, so kann man denken, wenn man einiges nicht berücksichtigt.

  • Du musst erst mal sicher ins Wasser kommen. So ein Schiff ist schon recht hoch und nicht jeder der springt kommt heil ins Wasser
  • Die Entfernung mag recht gering sein, aber kennst Du Strömungen?
  • Die Temperatur des Wassers spielt eine entscheidende Rolle, in 8 Grad alten Wasser kommst du nicht so weit, wie bei 20°C Wassertemperatur
  • Sollte der Dampfer sinken, so entsteht ein Sog in die Tiefe, der vieles mitreist, daher weit weg vom sinken Schiff
  • Woher weist Du im Voraus, wie das Schiff sinkt, so dass Du an der richtigen Seite stehst. Bei der falschen siehst Du sehr wenig Wasser...
  • Wenn das Schiff Schlagseite bekommt, dann fliegen viele Dinge durchs Schiff, die einen verletzen können
  • Es breitet sich zwangsläufig Panik aus und dann wird der geregelte Ablauf deutlich gestört. Wege sind miteinmal versperrt und dann möchte ich Dich erleben, wenn Du unter Deck bist und eine Schlange von 500 Gästen vor Dir hast, wie Du ruhig bleibst, während alle andere Panik bekommen.

Der entscheidende Punkt ist, wie gut schafft es die Crew im den Fall alles so zu organisieren, dass alle schnell von Bord kommen und das die Menschen mit Panik nicht alle anderen anstecken.

Letztlich weiss kaum jemand, wie er sich verhält, wenn es noch keine Extermsituation erlebt hat.

Als Beipiel ein "Kollege" auf einer Baustelle. Der war so echt super, alles toll hinbekommen und an vieles gedacht. Nun kam es so einer Störung und die Produktion hat Druck gemacht. Er stand mit zitternden Händen an der Maschine und wußte nichts mehr. In Ruhe hatte er dann den Fehler gefunden und behoben, aber in der Stresssituation ging gar nichts mehr. Dabei war kein Gefahr für Mensch oder Maschine...

Zum Unglück selber steht genug im Netz.

Bei den heutigen Größen wird es eine ganz andere Geschichte sein. Den die Costa hatte nur ca. max. 5000 Menschen an Bord. Heute sind es ca. 8500 Menschen.

Durch die Neigung des Schiffes konnte man viele Rettungsboote nicht benutzen. Die ganzen Gänge im Schiff wurden zu überfluteten Schächten und Leute erkranken. Auch die Evakuierung an sich war eine Katastrophe

like1008 
Fragesteller
 01.08.2018, 03:31

Ruhe bewahren ist wohl das wichtigste, um zu überleben. Dazu noch schnell an Deck, sofern das möglich ist. Ein Schiff wird ja nicht innerhalb von 10 sekunden überflutet, theoretisch müsste es jedem möglich sein, sich zu retten, der nicht unmittelbar in der Nähe des Schlitzes ist, wo wasser eintritt. Es sind ja 36 Menschen gestorben, das ist echt viel. Ich habe einen Artikel gelesen, dass viele Menschen nach dem Unglück psychische Probleme haben, klar ist es wirklich traurig, dass so viele Memschen sinnlos ihr leben lassen mussten, aber wie kann ein Mensch, der durch ein Boot gerettet wurde so dermaßen psychische schäden davontragen? Ich persönlich hätte jetzt keine Angst um mein Leben gehabt, vielleicht denke ich generell nicht, das sich bei sowas umkommen würde und habe dadurch mehr Ruhe und wenns passiert ist dann alles andere auch egal.

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leckaschmecka  01.08.2018, 03:40

Was ich mich noch erinnern kann gelesen zu haben ist, dass die Evakuierung schlecht durchgeführt wurde. Ich denke viele Menschen haben psychische Schäden davon getragen weil sie ein Mitglied dadurch verloren oder keine schönen Sachen gesehen haben.

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Das Schiff hat sich an Felsen unterwasser aufgerissen, bevor es sich auf Grund gesetzt hat. Dabei wurden viele Bereiche des Schiffes schnell geflutet. Dort anwesende Leute wurden entweder gleich getötet, oder es wurde in dem Chaos nicht sofort nach Verletzten und Eingeklemmten gesucht, um ihnen noch zu helfen.