Warum senden die Tagesthemen mal nur eine Meinung und dann wieder eine Meinung und eine Gegenmeinung?

3 Antworten

Die Tagesthemen sind keine reine ganz kompakte Nachrichtensendung wie z.B. die Tagesschau um 20:00 sie ist Redaktionell weiter gefasst und umfasst seit über 40 Jahren auch Kommentare einzelner Journalisten.

Jüngst hat sich die ARD entschieden den "Kommentar" unter dem Titel "Meinung" laufen zu lassen um noch deutlicher zu machen, dass es sich dabei um eine Einzelmeinung und nicht die Meinung der Redaktion oder des Senders handelt. - Schließlich ist man ja ansonsten für Nachrichten und nicht für Meinungen verantwortlich. Vielleicht traut man den heutigen Zuschauern nicht mehr zu, zu verstehen, dass ein Kommentar, genau das ist. - Meinung.

Eine "Gegenmeinung" kann zwar von Zeit zu Zeit, eine interessante Erweiterung dieses Prinzips sein, ist aber eigentlich nicht immer nötig, da man als Zuschauer ja nicht der Meinung des Kommentators sein muss. Auch gibt es nicht zu jeder Meinung eine exakte Gegenmeinung, sondern die Welt ist in den meisten Fälle viel bunter und hält die verschiedensten Schattierungen von Meinungen bereit.

Leider verbreitet sich das schon in dem Wort "Gegenmeinung" anklingende Lagerdenken immer mehr. "Bist Du nicht mein Freund, bist Du mein Feind". - Genau um dieser Entwicklung entgegenzuwirken halte ich Kommentare, die eben nicht neutral sind, sondern eine persönliche, vielleicht auch mal abweichende Meinung formulieren, für eine wertvolle Bereicherung eines solchen erweiterten Nachrichtenformats.


Schwuttcke 
Fragesteller
 01.02.2022, 15:16

Ich der Realität ist es vermutlich so, dass sich die meisten Zuschauer genau die Meinung des Kommentators bzw. Meinungsmachers (automatisch) zu eigen machen. Ganz egal, ob da nun "Kommentar" oder "Meinung" drübersteht. Ich erlebe das bei meinen Eltern, die eins zu eins das nachplappern, was sie in solchen Sendungen aufgesaugt haben.

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mloeffler  01.02.2022, 21:01
@Schwuttcke

Ich will weder ein Urteil über Deine Eltern fällen, noch das was Du da als die Normalität heraus zu erkennen glaubst bestätigen. Ich denke die meisten Zuschauer sind schon in der Lage zwischen Nachrichten und Kommentaren zu differenzieren. Viel eher sehe ich dass Problem dass es immer mehr Menschen gibt, die gar nicht mehr in der Lage sind eine andere Meinung als die in Ihrer eigenen Filterblase vorherrschende, überhaupt noch zu ertragen.

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Es ist doch egal, welche Meinung in einem Kommentar gebracht wird. Wir sind längst im Zeitalter des sog. "Haltungsjournalismus", wo sowieso alles Meinung ist.

Natürlich die WAHRE Meinung. Herr Böhmermann hat das auf den Punkt gebracht in einem Gespräch mit Lanz: wir wissen, welche Position "die Wahrheit" ist. Und es darf keine "falsche Balance" geben. Das Volk darf nicht von der Unwahrheit verwirrt werden. Und somit werden die Virologen gezeigt, die "die Wahrheit" sagen und nicht die, die "Unwahrheit" sagen.

Die ganze Sendung ist Meinung von vorne bis hinten, ob sie nun "Haltungsjournalismus" oder "Kommentar" genannt wird.

Das war vor 2000 anders. Da galt für Nachrichtensendungen eine gewisse Neutralitätspflicht und der Auftrag, in der Gesellschaft vorhandene verschiedene Lager und Positionen abzubilden. Davon unterschied sich der Kommentar dann sehr deutlich.

Haltung durfte nur in bestimmten ausgewählten Formaten gezeigt werden. Die politischen Magazine z.B. gehörten dazu. Jeder wusste, dass "Monitor" der (linken) Sozialdemokratie nahe steht. Und das war dann auch ok, weil es zum Ausgleich auch andere konservative Sendungen gab wie Löwenthals Gezeter gegen die DDR.

Selbst in den Magazinen war die Meinung aber nur ein I-Tüpfelchen. Monitor-Moderator Bednarz sagte dann z.B. zum abschluss der Sendung: "Und eine persönliche Anmerkung möge erlaubt sein..."

Zuerst kam die Pflicht, tonnenweise Tatsachen zu recherchieren, die in tausenden Recherchestunden beschafft worden waren. Was heute passe ist. Kostet auch viel zu viel. Meinung ist nämlich vor allem eins: arbeitssparsam und daher verdammt billig...

dachte mir schon, das vieles nur Meinungen sind, denn hauptsächlich mit Meinungen lässt sich hemmungslos (direkt) Manipulieren.

Mit Fakten zwar auch durch ständige Wiederholung und weglassen, aber Meinungen sind noch effizienter.

Mir ist aber bisher nicht aufgefallen, das die Meinungen als solche deklariert werden. Habe vermutlich nicht genau hingehört oder das Kleingedruckte überlesen.

Ja, Gegenmeinungen vermisse ich auch oft. Bleibt dann leider nichts anderes übrig, als mal über den Tellerand bei den böösen russischen Propagandamedien vorbeizuschauen;)

"Gibt es nicht zu jedem Thema mindestens eine Meinung und eine Gegenmeinung?"

ja, es ist aber doof, wenn man Meinungen zeigen muss, die die vermittelten Botschafte in Frage stellen könnte.

Wenn zum Beispiel die Menschenrechtsverstöße, tote Journalisten, Naziaufmärsche in der Ukraine, Flüchtlinge aus der Ukraine in Richtung Russland oder die westliche Militärpräsenz, oder die vielen Toten in Jemen oder massive Menschenrechtsverstöße der syrischen Freiheitskämpfer zur Sprache kommen würde, würde es ja das Bild vom bösen agressiven gefährliche Russen und dem guten Beschützer Biden und die Notwendigkeit von höheren Militärausgaben zur Verteidigung in Frage stellen.

Und vielleich würde das noch viele andere Fragen aufwerfen.

Wir wollen ja die Dinge einfach halten.


Schwuttcke 
Fragesteller
 01.02.2022, 20:30

Das lässt ja vermuten, dass es einen Auftraggeber gibt, nach dem sich die Öffentlichen-Rechtlichen richten.

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tomxxxx  01.02.2022, 21:36
@Schwuttcke

muss nicht sein.

Es kann auch nur einfach Lobbyismus oder Abhängigkeiten sein und die enge Vernetzung mit transatlanschen Organisationen. Viele Entscheider bekannter Medien sind Mitglieder dort. (Claus Kleber (ZDF) bei der Atlantikbrücke usw). Außerdem Tradition (westzone) und ein gewisser Druck. Wen nicht mitspielt bekommt halte keine informationen, Interviews, Aufträge, job, Filmrechte o.ä.

Das es eine direkte Befehlskette gibt, ist sehr unwahrscheinlich.

Wird aber gerne als Strohmannargument gebrach, um Medienkritik in die Verschwörungstheoretiker Ecke zu stellen.

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