Warum schreiben so viele Leute so schlechtes Deutsch?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist leider nicht nur bei den Deutschen ein Problem. Mein Junior hatte in England Schulkameraden, die keinen geraden Satz aufs Papier (beziehungsweise den Bildschirm) gebracht haben.

Ich denke, das Problem sind nicht so sehr Handies und Rechtschreibprüfungen, sondern die Ignoranz vieler Leute. Die haben schlichtweg keinen Bock, sich mit Rechtschreibung und Grammatik auseinander zu setzen und stellen sich auf den Standpunkt "Solang' man versteht, was ich will, ist es doch wurst, wie es geschrieben ist."

Das empfinde ich zum Beispiel nicht so - und das nicht nur, weil ich meine Brötchen mit Schreiben verdiene (und obwohl meine Texte vor dem Druck von Lektoren und Korrekturen gelesen und redigiert werden - ich glaube nicht, dass man mir bei meinen Verlagen viele Bücher abkaufen würde, wenn ich gerotzte Manuskripte abliefern würde), sondern auch, weil ich davon überzeugt bin: Wer sich nicht differenziert und treffend ausdrücken kann, kann auch nicht differenziert denken.

Dazu kommt, dass man heutzutage doch sehr viele Kontakte schriftlich herstellt. Hier zum Beispiel weiß keiner, wie ich aussehe oder klinge. Aber man sieht, wie ich schreibe und denke, daran kann man erkennen: Ich kann einigermaßen Deutsch, ich formuliere ordentlich, ich versuche, lesbar zu formatieren - damit drücke ich nicht nur einen gewissen Respekt gegenüber meinen Lesern aus, sondern auch, dass ich weder doof noch ungebildet bin.

Und nun stellt Euch mal vor, Ihr müsst Euch irgendwo bewerben! Ich habe zum Beispiel früher Leute für den Pferdestall eingestellt - und während es mir beim Pferdepfleger relativ wurst war, ob er ordentlich geschrieben hat, habe ich bei den Azubis schon drauf geguckt, denn die mussten in der Berufsschule klar kommen und manche von ihnen haben später Ställe gemanagt. Da ist es kein Schaden, wenn man einen einigermaßen fehlerfreien Brief schreiben kann. Und wenn ich im "Hauptberuf" - als Journalistin - eingestellt habe, ging's um Redakteure. Da hat natürlich jemand, der Rechtschreibfehler macht, keine Chance. Der wird sofort aussortiert (obwohl man manchmal gestaunt hat, wie besch ...eiden die Rechtschreibung mancher Bewerber um ein Volontariat war! Da konnte man nur den Kopf schütteln. Warum und wie will jemand Journalist werden, der keinen geraden Satz schreiben kann?).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

lucieartes 
Fragesteller
 04.09.2018, 22:46

Danke für den Beitrag. Sie sprechen mir aus dem Herzen.

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Petekramer  05.09.2018, 09:46

Spitzenantwort! Bin selbst Sachbuchautor eines größeren Publikumsverlags und beantworte hin und wieder auch die Fragen hoffnungsvoller Neuautoren, deren Formulierungen im Gegenzug fast permanent vor Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern nur so strotzen. Macht man sie darauf aufmerksam, kommen gerne leicht beleidigte Antworten wie: "Ey chill mal alter is doch nur internet hier!" (Fehler bewusst so wiedergegeben). Diesen Leutchen kann man nur den Tipp geben, es zukünftig entweder immer richtig zu machen - dann wäre man auf dem besseren Weg in Richtung Verlagsvertrag - oder eben immer falsch. Doch dann sollte man sich von solch hochtrabenden Plänen tunlichst verabschieden.

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paulklaus  05.09.2018, 14:32
@Petekramer

Ich bin Autor (vor allem im Bereich Archäologie) und Lektor und empfinde mich seit zehn Jahren als Masochist, überhaupt noch bei GF lesend oder schreibend tätig zu sein.

Mache ich hin und wieder sich hier schriftlich Äußernde auf - gravierende - Fehler aufmerksam, ernte ich böseste Kommentare unter der Gürtellinie.

Warum ich bei GF weiterhin missionarisch tätig bin, begreife ich selbst nicht.

pk

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FrauBeckmesser  05.09.2018, 14:35
@Petekramer

Ich verstehe übrigens auch nicht, warum es so schwer sein soll, im Internet richtig zu schreiben. Es dauert auch nicht länger!

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Tanzistleben  06.09.2018, 15:07

Du sprichst mir aus dem Herzen und der Seele! Danke.

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Manche Leute wissen bzw. können es eben nicht besser. Kein Mensch ist fehlerlos. Wenn ich etwas lese, lege ich nicht so viel Wert darauf. Die Hauptsache ist, dass ich beim Lesen verstehen kann, was der Betreffende meint. Ich drücke mich bestimmt auch ab und an etwas umständlich aus.

LG Lazarius

Das ist wegen den Handys, die vervollständigen die Wörter, so dass es manchmal gar keinen Sinn ergibt, und Satzzeichen benötigen zwei Finger auf einmal (vermute ich), dann wurde den Kindern auch am Anfang erklärt, sie könnten so schreiben wie sie denken, was natürlich das Chaos nur vergrößerte, dann lesen sie auch so gut wie nichts mehr außer dem Notwendigen in ihren Schulbüchern, was sie auch zum Teil natürlich nicht verstehen und dann fragen sie hier ... und dann verstehts auch kaum jemand ...

Au wei :)

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. XD

@Topic: Ich könnte mir vorstellen, dass Smartphones und der Wegfall der Notwendigkeit des Lesens von echten Büchern eine Rolle spielen.

Darüber hinaus verzichten/vernachlässigen viele online die Rechtschreibung. Ich selbst, schreibe online eigentlich durchgängig klein. Außer, ich es bedarf einer gewissen Seriosität.


lucieartes 
Fragesteller
 04.09.2018, 22:05

Ich gebs zu.. ich schreibe auch häufig alles klein.

Dein Glashaus hat mich zum Grübeln gebracht. Bin mir nicht sicher, wie das gemeint ist.?

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User789Hu  04.09.2018, 22:06
@lucieartes

Punktion ?Heißt das so? Das Setzen von Punkt und Komma, sowie Semikolon.. Ist aber mehr ne Spitze als Kritik.

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User789Hu  04.09.2018, 22:05

Ach, noch etwas. Außerdem werden Menschen durch andere Menschen beeinflusst. Oder Musik, oder, oder.

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Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in der Schule scheisegal ist, wie gut die Schüler schreiben. Auch für einen Text voller Grammatik- und Rechtschreibfehler gibt es in der Klausur nur wenige Punkte Abzug. Im Unterricht ist Rechtschreibung auch irgendwann kein Thema mehr, anscheinend ist es für dein Leben viel wichtiger, zu wissen was Goethe oder Schiller mit irgendeinem Gedicht ausdrücken wollte


FrauBeckmesser  05.09.2018, 14:39

Und im Internet auch? Mir ist es aber nicht ....ßegal (!) und ich bin überzeugt: Wenn Du Dich irgendwo bewirbst und später im Job einen Brief schreiben musst, ist es auch nicht egal. Außerdem kann man übrigens Goethe- und Schiller-Gedichte verstehen und richtig schreiben. Das eine schließt das andere nicht aus.

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Hause360  05.09.2018, 17:32

du hast meine Antwort nicht verstanden

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