Warum sagen Leute "Er/Sie hat den Kampf gegen Krebs verloren"?

16 Antworten

Ich habe tatsächlich schon beobachtet, dass Menschen gegen Krebs gekämpft haben.

Gerade wenn eine Chemotherapie sehr massive Nebenwirkungen hat (vor ein paar Jahren waren die noch viel gravierender/invasiver als heute) und der Patient den Kampf "nicht aufgab" (also die Chemotherapie trotz wirklich furchtbarer Nebenwirkungen NICHT abbrach) und der Krebs so zurückgedrängt wurde, bis er z.B. operabel war oder sich verkapselte, dann sprachen gerade diese Patienten davon, dass SIE den Kampf gewonnen hätten (und wer will ihnen das Recht, es so zu nennen, absprechen?)

Auch die Dosen, in denen früher bestrahlt wurde, waren ganz andere. Kobalt und Radiumbestrahlungen konnten massive Gewebeschäden verursachen, regelrechte "Strahlenschäden", da verlangte es verdammt viel Kraft von dem Patienten, die Therapie nicht vorzeitig mit einem "Ich kann nicht mehr/ich will nicht mehr" abzubrechen, denn die Schmerzen waren wirklich massiv

Daraus entstand auch der gegenteilige Passus: "Kampf verloren". Jemand hat aufgegeben oder es wurde klar, dass alle Möglichkeiten der Medizin, den Krebs zu bekämpfen (mit Strahlen, Chemo UND/ODER OP) aussichtslos geworden sind - und der Patient ist letztendlich verstorben.

Kann es sein, dass du das Wort "Kampf" und auch das Worte verlieren komplett falsch auslegst?:-o

Solch eine Äußerung hat nichts damit zu tun, dass einem Erkrankten Schwäche unterstellt wird, sondern das vollkommene Gegenteil ist bei solch einer Aussage der Fall: Es ist der Kampf gegen den Krebs, der geehrt wird; die Kräfte, die diese Person aufwenden musste, die mit solchen Worten geehrt werden und das unvorstellbare Leid, das ausgedrückt wird. Um "gewinnen" und "verlieren" im klassischen Sinne geht es dabei nicht, denn ein Kampf gegen Krebs ist Kampf gegen Unvorstellbares. Gegen etwas, das absolut unvorhersehbar ist. Und ein Kampf gegen Unvorhersehbarkeit/Unberechenbarkeit kann auch aussichtslos sein. Man weiß nie, was passieren wird. All das wird damit ausgedrückt.

Und: Es gibt ja auch Aussagen, wie: "jemanden verlieren" und ähnliches. Nichts davon drückt Schwäche aus, sondern immer Trauer; Hilflosigkeit als Angehöriger und zum Teil auch Stolz auf die Person, die so viel durch hat.

Ich erlebe selbst gerade einen Kampf gegen Krebs in meinem familiären Umfeld und was man sieht und was man denkt und wie man sich selbst fühlt, kann man erst in diesem Fall wirklich nachvollziehen. Der Angehörige oder das Umfeld, könnte den Erkrankten nie als "schwach" oder "Verlierer" sehen, sondern man hat den Eindruck, den stärksten Menschen zu kennen und man selbst fühlt sich eher hilflos und machtlos; nutzlos bis also unbrauchbar in solch einer Situation und kann absolut nichts tun. Also das Gegenteil von dem, was du dachtest. Umso mehr wird geehrt, wie ein Erkrankter damit umgeht und wie er all das schafft. ...Genau das sind die Gründe, warum Angehörige die Stärke des Erkrankten so ehren, auch dann, wenn der Krebs zu übermächtig war.

Man verflucht niemanden und wünscht ihnen auch nicht Leiden. Ich kann nachvollziehen, dass es dir nicht richtig vorkommt, zu sagen: den Kampf verloren. Aber was richtig Schlimmes sagen sie ja gar nicht und meinen es auch nicht immer wortwörtlich, dass derjenige ein Verlierer/Versager ist.

Du bist in dem Moment nicht besser als jene, wenn du ihnen sonstwas an den Hals wünscht. Die Abrechnung für sie überlasse bitte Gott.

Und noch etwas: du wirst aus dem Grab heraus nicht hören können, was andere über dich sagen.

Das hat was mit Würde zu tun...das ist einigen fremd

Ghost1512 
Fragesteller
 08.12.2019, 04:31

Für mich wäre es alles andere als würdevoll, wenn man mich als einen Verlierer betitelt, wenn ich an einer Krankheit sterbe...

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MatthiasHerz  08.12.2019, 05:08
@Ghost1512

Davon abgesehen, dass Dich das nicht mehr berühren wird, sobald Du tot bist, eben weil dann tot sein wirst, ist jemand, der verloren hat, dem Wortlaut nach ein Verlierer.

Ob und inwiefern das als negativ angesehen wird, ist eine Frage der Einstellung.

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AncheCameo  08.12.2019, 13:23
@MatthiasHerz

Auch, wenn der Wortlaut diesen Anschein erweckt, sind auch Menschen, die in einem Kampf unterliegen, keine Verlierer, sondern Kämpfer. »Verlierer« wird dagegen im allgemeinen Sprachgebrauch synonym für »Schwächling« gebraucht, für Leute also, die vorzeitig aufgeben oder den Kampf gar nicht erst aufnehmen.

Das ist der springende Punkt, und deswegen denke ich, dass du, Ghost1512, dich da in etwas hineingesteigert hast, das nicht im Entferntesten den Tatsachen entspricht; das wurde dir hier aber auch schon mehrfach deutlich gesagt.

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MatthiasHerz  08.12.2019, 13:37
@AncheCameo

Wo ich herkomme, ist ein Verlierer jemand, der nicht gewonnen hat. Das ist nur negativ im Sinne des Nicht-Gewinnens.

Wenn der Fragesteller mit seinen pubertären Äußerungen aus einem anderen Umfeld kommt, sollte er lernen, nicht alle anderen niederzumachen, die nicht seinem Weltbild entsprechen.

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AncheCameo  08.12.2019, 13:54
@MatthiasHerz

Du hast Recht. Ich hatte mich jetzt nur zu sehr auf die negative Konnotation konzentriert, in der der Begriff »Verlierer« häufig gebraucht wird. Als ich dann die Antwort mit dem »guten Verlierer« las, wurde mir das klar. 😉

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Ghost1512 
Fragesteller
 08.12.2019, 04:35

"Er hat den Kampf gegen Krebs verloren" Dieser Satz ist einer der respektlosesten Sätze, die ich je gehört habe. Er sagt aus, dass alle Krebstoten als Verlierer gestorben sind. Wo hat das irgendwas mit Würde zu tun? Das ist viel mehr beleidigend und demütigend gegenüber den Verstorbenen..

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verreisterNutzer  08.12.2019, 05:02
@Ghost1512

Ich verstehe nicht, dass Du Dich so darüber aufregst, wo Du selbst nicht betroffen bist.

Ist jemand in Deiner Familie an Krebs erkrankt?

Meine Schwester starb vor 27 Jahren an einer anderen schweren Erkrankung - niemals hätten meine Eltern und ich sie als Verliererin gesehen oder so etwas zu ihr gesagt - auf solchen Gedanken wären wir garnicht gekommen.

Du beißt Dich da an diesem Wort "Kampf" und "verloren" fest und überbewertest in diesem Fall die Bedeutung.

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Ghost1512 
Fragesteller
 08.12.2019, 05:30
@verreisterNutzer

Der Satz sagt eindeutig aus, dass der Verstorbene ein Verlierer ist, der seine Krankheit nicht "besiegen" konnte...

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MatthiasHerz  08.12.2019, 13:40
@Ghost1512

Jemand, der nicht gewinnen konnte, hat verloren. So ist das nun einmal im Leben. Das ist weder respekt-, noch würdelos, sondern einfach die Wahrheit.

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Ich habe gegen den Krebs gekämpft und gewonnen. Ich bete für dich, dass du mehr Hirn zum Denken bekommst. Du kannst froh sein, wenn dich dieses Schicksal nie ereilt. Solche Leute wie du, mit so egoistischen Ansichten finde ich nur widerlich.

Ghost1512 
Fragesteller
 18.07.2020, 22:58

An Krebs zu sterben ist schon scheiße genug. Wenn dich die Leute dann als Verlierer ansehen, weil du an Krebs gestorben bist, ist das noch mehr scheiße. Sag mir bitte, wo genau in meiner Frage "egoistische Ansichten" zu erkennen waren und interpretiere nicht solch einen Unsinn hinein.

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