Warum muss die Bilanz ausgeglichen sein?

7 Antworten

eine Bilanz muss ausgelichen sein, falls sie das nicht ist, dann liegt warschienlich ein Buchungsefehler vor, z.b. eine Anlage wurde abgeschrieben ( Aktiva vermindert sich ) und die Gegenbuchung wurde vergessen ( Passiva bleibt dann unverändert ).

Eine Bilanz kann deshalb nicht 2 ungleiche Seiten haben :

Die Passiva Seite erklärt, wo das Geld her kommt, die Aktiva Seite sagt, wo das Geld investiert ist. Wenn jetzt die Bilanz unausgeglichen wäre, dann müsste z.b. die Aktiva größer sein als die Passiva Seite. Dann wäre ja mehr Geld investiert, als dem Unternehmen inkl. Fremdkapital zur Verfügung stehen. Wie soll denn das gehen ? Also die Seiten müssen ausgeglichen sein.

SaraCHI 
Fragesteller
 07.01.2015, 19:31

Ja, genau wenn die Aktiva Seite größer wäre, wäre das Blödsinn..Aber wenn die Passiva größer ist (wie in der Frage beschrieben) dann würde man doch Gewinn machen, weil man Geld irgendwo her nimmt und es nirgendwo reinstecken muss ?

0

Die Bilanz ist in der Regel nicht ausgeglichen, weil Vermögen immer größer oder weniger dem Eigen- und dem Fremkapital ist. Ist das nicht der Fall, wird der Unterschied zwischen Aktiva und Passiva eben als Verlust bzw. als Bilanzverlust oder Gewinn oder Bilanzgewinn erklärt.

Ist die Aktiva größer als die Passiva hat man auf der Passiv-Seite eben quasi als Ausgleichsposten einen Bilanzgewinn im ungekehrten Fall eben auf der Aktivseite einen Bilanzverlust.

Ich vermute mal, dass Dein Denkfehler an anderer Stelle liegt. Eigentlich zwangsläufig, da Du nach einer Auswirkung fragst, die zwangsläufig innerhalb einer Buchführung einen Fehler aufdecken würde.

Weil die Bilanz verrät wofür Geld verwendet wird und wo es her kommt, bleibt keine Alternative. Die Bilanz wird abgesehen von der Eröffnungsbilanz 1x im Jahr aufgestellt. Alles was in dem Jahr passiert ist, dass wird in dem Bruchteil der Sekunde eingefroren.

Was hatte ich? Was habe ich?

Es gibt zwei Möglichkeiten auf die Bilanzwerte zu kommen. Einmal durch die laufende Buchführung und die Abschlussbuchungen. Langweilig.

Aber jetzt zum Klassiker: Inventur-Wissen.

Man zählt, bewertet und erfasst ja nicht nur die Vermögenswerte. Auch die Schulden.

Alter Fachgehilfen-Trick, lege Dir Geld und etwas anderes auf den Tisch. 2,30 Euro und ein Fernseher. Wenn das Deine Inventur wäre, der Fernseher hat einen Wert von 190 Euro. Wenn Du jetzt feststellst, dass Du Schulden hast. Dann können die kleiner, gleich oder größer als das Vermögen sein.

Fangen wir mit mehr Schulden an. Also Aktiva 192,30 Euro und 600 Euro Schulden. Wo sind die 407,70 Euro? Aufgelöst in Luft? Verwendet für Gegenstände, die nicht in der Bilanz stehen? Irgendwie schon. Ob nun im abgelaufenen Jahr oder Jahren davor. Es wurde Geld ausgegeben.

Jemand hat Dir Geld gegeben und Du hast Dinge angeschafft. Die Dinge brauchen entweder nicht mehr bewertet werden oder sind vielleicht schon kaputt und vorschriftsmäßig entsorgt.

Damit wäre scheinbar Deine Bilanz nicht ausgeglichen. Wenn da nicht die Regel wäre: Sie muss ausgeglichen sein. WO gehört die Differenz hin? Deine Bilanz ist total überschuldet. Das ist in diesem Fall negatives Eigenkapital. Von wem würden die Leute denn auch das Geld zurück haben wollen?

Da das Unternehmen, dass hinter Deiner Bilanz steht keinen Wert mehr hat, dann heißt es her mit Deinem privatem Geld.

Variieren wir den Fall. Du hast 1.000 Euro in der Tombola gewonnen. Du willst wissen wofür Dein Geld weg geht und machst also wieder eine Bilanz. Der Gewinn wird Dir bar ausgezahlt.

Erste Buchung - Kasse an Ertragskonto.

Oder aber - Kasse an Privateinlage.

Was bedeutet das denn in jedem Fall? Positives Eigenkapital. Der Gewinn oder Verlust ist ein Unterposten des Eigenkapitals.

Im Grundsatz kann man nicht mehr ausgeben als da ist. Willst du ja auch nicht. Du willst eine höhere Passiv-Seite. Die 1.000 Euro stehen da und sind unberührt. Könnte ein Gewinn also nur noch wie entstehen? Durch die Realisierung einer Forderung. Eltern sagen: Kluges Kind, gut investiert - in das Tombola-Los. Wir geben Dir noch einmal 500 Euro, aber erst wenn wir zu Hause sind. Jetzt kommt noch ein Mitschüler, der hat mal wieder sein Geld zu Hause liegen lassen. Er will sich 10 Euro leihen. Nett wie Du bist gibst Du ihm das Geld.

Du kannst es drehen oder wenden: Sämtliche Ausgaben drehen sich immer um den einen Punkt. Was sind Einnahmen und was sind Ausgaben? Aber es geht immer nur um die Aufteilung des Vermögens. Wie ist es verteilt?

Dann heißt es eben 10 Euro Forderungen, 500 Forderungen gegen Eltern und 990 Kasse. 1.500 Euro.

Jetzt kann man nach dieser Zerlegung auf der Aktivseite noch einmal aufteilen was auf Herkunftsseite steht. Private Vorgänge sind natürlich immer erfolgsneutral. Die Abweichungen hier sollen nur dem besseren Verständnis dienen. Hoffe ich jedenfalls.

Egal ob gewonnen oder geschenkt, dass Eigenkapital bleibt bestehen. Und immer wenn sich weitere Beträge ankündigen oder auflaufen: Sie sind da und haben auf beiden Seiten der Bilanz eine Auswirkung. Ob Gewinn oder Einlage, Geld ober vielleicht besser sein Wert wird immer in seinem Tauschverhältnis deutlich.

Wurde Geld also noch nicht gegen Ware getauscht, sondern man will es noch lagern, aufheben oder sparen. So ist es trotzdem da, so lange es in die Bilanz gehört. Und entweder ist es ein Guthaben auf dem Konto oder als Bargeld in der Kasse. Für die Mittelherkunft ist eine Verwendung in gleicher Höhe zwingend.

Es ist unwesentlich ob eine höhere Passivseite gut oder schlecht ist. Du durchbrichst damit das System - Der Wert aller eingelegten Mittel ist ebenso groß, wie der Wert der verwendeten Mittel. Und schon bei der Zusage "Du bekommst Geld", hast Du eine Forderung.

Weil Du aber einfach das System durchbrichst und darauf eine Frage aufbaust, nennt man diese Frage "nicht statthaft" oder man stellt fest, dass diese Frage sich gar nicht stellen könne. Letzteres ist 100% richtig, weil tatsächlich keine Erhöhung der Passiva ohne der Aktiva geht.

Jetzt kann es natürlich in der Inventur so sein, bzw. da ist es zwangsläufig so: Schulden und Vermögen (im Sinne des verwendeten Vermögens) sind da auch nicht gleich. Ist es tatsächlich positiv, wenn da die Mittelherkunft höher ist, als die Werte der Verwendung?

pinagrigo  08.01.2015, 12:26

Also hier kein "Daumen hoch" zu geben ist ja fast schon unverschämt.

0

Auf der Passivseite steht woher das Geld kommt, das ist richtig. Aber nun mal die gegenfrage: Wo soll das Geld denn sein? Wenn dem Unternehmen 1 Mio zugeflossen sind, dann müssen die 1 Mio auch irgendwo sein, entweder in Form von Maschinen, Investitionen oder auch in Form von unverwendetem Geld auf dem Bankkonto. Und all das steht auf der Aktivseite.

Wenn Dein beispiel übriogens wahr wäre, dass es mehr herkunft des Geldes gibt als Verwendung des Geldes, dann hätte das Unternehmens übrigens Verlust gemacht. 1 Mio wären in das Unternehmen gesteckt worden und nur noch 900.000 wären vorhanden, dass hiesse dan ja, dass 100.000 "verschwunden" wäre, also ein Verlust entstanden wäre.

Harald2000  08.06.2016, 00:50

Selbst der Verlust muss erklärt sein.

0

Ich finde deine Begriffe "Herkunft" und "Verwendung" etwas ungeschickt. Eher würde ich sagen

Aktiva = Form, in der das Geld vorliegt (Bargeld, Konto, Güter wie Maschinen etc.)

Passiva = Zuordnung, wem das Geld gehört (Bankdarlehen, Eigenkapital etc.)

Das muss natürlich ausgeglichen sein, denn alles Geld, das in irgendeiner Form in der Firma steckt, muss auch jemandem gehören. Oder andersrum, alles Geld, das irgendwie in die Firma eingebracht ist, muss auch irgendwo in der Firma stecken.

SaraCHI 
Fragesteller
 07.01.2015, 19:33

Meinst du denn mit "irgendwo in der Firma stecken" zum Beispiel auch einfach nur auf dem Konto der Firma stecken ? So, dass es dann als Gewinn gilt und verwendet werden kann ?

0