Warum lange Warteschleife beim Notruf?

2 Antworten

Ich kam in eine Warteschleife,

Das ist natürlich nicht schön - kann aber leider durchaus mal passieren. Normalerweise sind die Leitstellen personell so besetzt, dass Notrufe sofort angenommen und bearbeitet werden plus ein wenig Puffer.
Aber aus technischen Gründen oder bei einer unerwartet hohen Anzahl an Anrufen kann es aber eben doch hin und wieder mal zu Wartezeiten kommen.

legte auf um es noch einmal zu versuchen

Das ist die denkbar schlechteste Lösung. Die Anrufe stehen in der Reihenfolge in der Warteschleife, in der sie eingehen.
Nach drei Minuten hast Du vielleicht (ohne es zu wissen) schon ganz oben in der Warteschleife gestanden - durch das Auflegen und neu wählen bist Du dann aber wieder ganz hinten in die Warteschleife eingereiht worden.

Man sollte also immer abwarten. Wenn Du ein zweites (!) Telefon zur Hand hast (Passanten?), dann kannst Du parallel nochmal versuchen, über das zweite Telefon den Polizei-Notruf zu wählen. Die Polizei-Leitstelle hat in der Regel eine Standleitung zur Rettungsleitstelle und kommt evtl. etwas schneller durch... aber auch ohne Garantie (wenn die Leitstelle wirklich gerade so dermaßen ausgelastet ist, dann wird sie auch Gespräche der Polizei nicht sofort annehmen können).

ilikecake 
Fragesteller
 28.09.2021, 01:26

Vielen Dank für die ausführliche und vor allem professionelle Antwort. Ja so im Nachhinein merke ich auch, wie dumm ich mich angestellt habe. Zwischendurch hab ich sogar mal bei der Polizei mit einem 2. Handy angerufen. Ich wusste zudem nicht, dass man beim Auflegen aus der Schleife fliegt und nach hinten rutscht. Ich bekam einfach Panik, als nach 3min immer noch keiner ran ging, sodass ich es mehrmals hintereinander versucht habe. Das merke ich mir ab jetzt, vielen Dank für die wertvolle Info!

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26Sammy112  28.09.2021, 09:54
@ilikecake
Ich bekam einfach Panik, als nach 3min immer noch keiner ran ging, sodass ich es mehrmals hintereinander versucht habe.

Absolut verständlich. Man ruft ja nun einmal nicht täglich den Notruf an - und wenn doch, dann befindet man sich meist in einer Ausnahmesituation.

Ist halt ganz doof gelaufen. Normalerweise sollte der Notruf sehr zeitnah angenommen werden. Warteschleifen kenne ich persönlich eigentlich nur in besonderen Lagen wie z.B. einem flächendeckenden, schweren Unwetter oder bei einem sehr großen, weit sichtbaren Brand (wenn dann hunderte von Menschen gleichzeitig den Notruf wählen). Aber wie gesagt kann es natürlich leider auch immer mal technische Probleme geben... beim Telefonanbieter, in der Telefonanlage der Leitstelle odeer wo auch immer.

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Das habe ich persönlich noch nicht erlebt aber es ist beängstigend sowas zu lesen. Man muss sich dann total verloren vorkommen. Meiner Meinung nach dürfte so etwas nie passieren

ilikecake 
Fragesteller
 28.09.2021, 01:01

Ja das war es auch. Ich habe leider den Fehler gemacht aufzulegen, was man anscheinend nicht machen soll, da man sonst wieder ganz hinten in der Warteschlange landet. Aber in der Situation kamen mir die ersten 3min wie eine halbe Ewigkeit vor, weshalb ich es immer wieder versucht habe. So etwas wünscht man wirklich keinem.

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RedPanther  28.09.2021, 10:15
Meiner Meinung nach dürfte so etwas nie passieren

Magst du auch einen Vorschlag zur praktischen Umsetzung machen?

Nehmen wir eine Leitstelle, wo 10 Disponenten in 99% ausreichen, dass nie ein Anrufer warten muss. Aber da kann es trotzdem mal passieren, dass 12 Anrufer gleichzeitig Hilfe brauchen. Setzt du deshalb 24/7 zwei zusätzliche Disponenten auf die Leitstelle, die dann eben 99% der Zeit unnötig sind?

Und wie stellst du dir das vor, wenn du an ein Unwetter oder an einen spektakulären Großbrand denkst, wo mal eben 200 Leute gleichzeitig den Notruf wählen? Kommt vielleicht 3x im Jahr vor, willst du deshalb 24/7 immer 200 Disponenten für ihre Arbeit auf der Leitstelle bezahlen, von denen 190 in 99% der Arbeitszeit nur Däumchen drehen?

Es ist immer leicht, zu sagen "das darf nicht passieren". In der Praxis wird man aber akzeptieren müssen, dass es Fälle gibt die man nicht realistisch abdecken kann.

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RainOne101  28.09.2021, 23:03
@RedPanther

Ich kann mir gut vorstellen wie die Praxis aussieht, aber es könnte doch dann eine Weiterleitung an eine andere Stelle erfolgen. Ohne mir sicher zu sein aber am Ende geht es bestimmt nur uns Geld, der Staat gibt so viel Geld für unsinnige Dinge aus, da sollte für sowas genug über sein. Außerdem schafft das neue Arbeitsplätze.

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RedPanther  28.09.2021, 23:08
@RainOne101
aber es könnte doch dann eine Weiterleitung an eine andere Stelle erfolgen

An welche denn?

Wenn die Leute in Hamburg nicht mehr zurecht kommen, leiten wir den Notruf nach Berlin weiter, damit die Berliner einige ihrer Rettungswagen nach Hamburg schicken, oder wie stellst du dir das vor?

Ohne mir sicher zu sein aber am Ende geht es bestimmt nur uns Geld

Ja. Um Steuergelder, wohlgemerkt.

Sage mir: Würdest du akzeptieren, z.B. 100 € mehr an jährlichen Steuern zu zahlen, damit auf der Leitstelle genug Disponenten für 99,5% aller Tage sitzen, statt nur genug für 99% aller Tage?

Außerdem schafft das neue Arbeitsplätze.

Eines der wenigen Probleme, die wir in Deutschland nicht haben, ist ein Mangel an Arbeitsplätzen. Es fehlt nur an Leuten, die diese Arbeitsplätze gut genug bezahlen wollen, dass sie auch jemand besetzen will.

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RainOne101  28.09.2021, 23:16
@RedPanther

Ich habe von der Materie keine Ahnung, ich habe nur meine Meinung dazu abgegeben. Wie das umgesetzt wird müssen Leute wissen die vor Ort in der Praxis sind. Jeder weiß das bei einem schweren Herzinfarkt oder Schlaganfall ja fast schon jede Sekunde wichtig ist. Oder schaut man mal nach Hanau wo keiner erreichbar war. Gerade in der heutigen Zeit muss sowas nicht mehr passieren. Dann sind halt die Leitstellen überbesetzt. Ja ich wäre bereit dafür sogar einen Beitrag zu bezahlen. Wenn das Menschenleben retten kann. Stell dir einfach vor du bist in der Situation und liegst da, egal ob Unfall oder Krankheit und es kommt keiner zur Hilfe oder du versuchst verzweifelt anzurufen. Das muss richtig schlimm sein, auch für die Verwandtschaft oder Ersthelfer vor Ort.

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RedPanther  28.09.2021, 23:27
@RainOne101
Dann sind halt die Leitstellen überbesetzt. Ja ich wäre bereit dafür sogar einen Beitrag zu bezahlen.

Andere sind es nicht.

Wir haben in Deutschland eine repräsentative Demokratie. Sprich, du wählst einen Vertreter, der auf der entsprechenden Regierungsebene in deinem Sinne abstimmen soll. Für die Leitstellen sind die Landkreise zuständig.

Wenn es dir also wichtig ist, dass mehr Geld für die Leitstelle in deinem Landkreis ausgegeben wird und dafür z.B. eine Umgehungsstraße nicht gebaut wird, dann solltest du bei der nächsten Kreistagswahl für einen Abgeordneten stimmen, der das so umsetzen will.

Jeder weiß das bei einem schweren Herzinfarkt oder Schlaganfall ja fast schon jede Sekunde wichtig ist.

Außer als Rettungsdienstler... da weiß man, dass man sich lieber 2-3 Minuten mehr Zeit lässt, um sicherer zu arbeiten. Weil diese 2-3 Minuten mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein Problem sind, als ein Fehler bei der Arbeit.

Das muss richtig schlimm sein, auch für die Verwandtschaft oder Ersthelfer vor Ort.

Keine Frage!

Nur wirst du es nicht vermeiden können, dass sowas passiert. Wo willst du denn aufhören, alles ausschließen zu wollen?

Willst die 5% Quote, in denen der Rettungswagen seine Eintreffzeit nicht einhalten kann, auf 0% reduzieren? Dann stelle in jedes Kuhkaff einen Rettungswagen.

Willst du die 1% Quote, dass du einen Herzinfarkt hast und alle Herzkathetherlabore in der Umgebung schon besetzt sind, auf 0% reduizieren? Okay, wir geben ein paar Milliarden Euro aus, um die Zahl der Intensivstationen zu verdoppeln.

Willst du auch die 1% Quote, in denen ein Herzinfarkt in der normalen Klinik nicht gut genug behandelt werden kann und eine Uniklinik braucht, auf 0% reduzieren und deshalb jedes Dorfkrankenhaus zu einer Uniklinik ausbauen?

Auf die Weise kommst du so weit, dass dir nach Steuern und Krankenkassenbeitrag nichts mehr zum Leben übrig bleibt. Und dann gibts in deinem Dorf auf dem Berggipfel eine Überschwemmung, die keiner kommen sehen hat, und du forderst dass mehr Geld für Hochwasserschutz ausgegeben wird.

Gib' mal Butter bei die Fische. Frage 100 Leute, ob sie mehr Geld fürs Gesundheitssystem bezahlen wollen. Und wie viel.

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