Warum lässt man Kinder alleine zur Schule laufen?

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es geht dir also um Grundschüler, in der Eingangsstufe...

Ob es sinnvolller wäre das Grundschulkind zur Schule zu begleiten und dort abzuholen - oder nicht, das orientiert sich an verschiedenen Faktoren:

  • die Art des Schulweges (lang, kurz, Verkehr auf dem Weg, Ruf der Gegend durch die der Schulweg führt)
  • das aktuelle Wetter
  • die Eltern (ob sie können oder durch private Verpflichtungen oder berufliche Verpflichtungen verhindert sind)
  • die Eltern (ihre persönliche Einstellung, Vorerfahrungen mit diesem Kind, eigene frühere Erfahrungen)
  • wie die Eltern dieses eine Kind persönlich einschätzen. Ist das Kind leicht abzulenken, neigt es zu Trödeleien, ist es leicht zu manipulieren - auch durch Fremde...
  • aktueller Stand des Loslöseprozesses zwischen Eltern und Kind

In den USA wärs für viele Amerikaner undenkbar das ein so junges Kind ganz alleine zu Fuß (oder mit dem Roller, dem Fahrrad) den Schulweg bewältigt. Dort ist die Kriminalitätsrate aber auch ein Stück höher. In ländlichen Gegenden wirds da wohl ähnlich gehalten wie "hier", wenn man nicht ständig Angst haben muss das das eigene Kind als Kollateralschaden oder direktes Ziel auf der Strecke bleibt.

Wie auch immer....

Wieviel Bindung braucht das Elternteil noch zum schulfähigen Nachwuchs? Ab wann ist das Elternteil bereit auch mal loslassen zu können, so das das Kind nach und nach Schritt für Schritt lernt selbständiger zu agieren?

Ich bin damals nur die erste Zeit zur Grundschule gebracht/ von dort abgeholt worden. Quasi, bis ich den Schulweg auswendig konnte. In meinem Fall wars auch garnicht so "kompliziert": die Straße in eine bestimmte Richtung runter, an der nächsten Dreiviertelkreuzung den Berg hoch, am Wäldchen und am Feld vorbei, immer gradeaus bis zum Schulgebäude auf der Straßenseite auf der ich ging. Und eines ist sicher, selbst damals wars nicht "ungefährlicher" als heute. Doch wenn man den eigenen Nachwuchs einschätzen kann, dann kann man die unsichtbare Nabelschnur auch mal lockerer lassen.

Auch andere Mitschüler/innen - die einen wesentlich längeren Schulweg als ich hatten - gingen zu Fuß. Das man mal abgeholt wurde nach der Schule war dann meist einfach ein Glücksfall,... oder es stand ein naher Arzttermin an.

Sobald man als Elternteil sicher sein kann das der schulpflichtige Nachwuchs den Schulweg kennt, evtl nötige Verkehrsregeln kennt, weiß das man nicht zu Fremden einsteigt und sich auch nicht anquatschen lässt.... und wenn dann die äußeren Umstände auch noch relativ ideal sind (wenig Vekehr, überschaubare bewältigbare Strecke von wenigen hunderten Metern bis anderthalb Kilometern, beispielsweise)... dann kann man ruhigen Gewissens das Kind diesen Weg auch alleine meistern lassen.

Wenn einem dennoch mulmig ist, könnte man schauen welche Mitschüler in unmittelbarer Nähe wohnen, so das sie in Kleingruppen zusammen gehen/ fahren können. Das sieht man auch häufiger bei uns hier im Ort.

Edit: Letztlich ist das eine Sache in die man hineinwächst als Eltern. Man lernt in sich selbst Vertrauen zu setzen und in den aktuellen Erfahrungsstand/ Fähikeitenstand des Nachwuchses Vertrauen zu setzen. Die ersten Loslöseprozesse hat man schon in den ersten Lebensjahren des Kindes.

Wenn das Kind abgestillt wird/ die Flasche nicht mehr braucht.

Wenn das Kind selbständig läuft

Wenn das Kind darauf besteht etwas selbst zu machen.

Wenn das Kind in den Kindergarten kommt

Wenn das Kind zu Spielverabredungen geht und man als Elternteil nicht mit dabei bleibt (im Nebenraum mit den Eltern des anderen Kindes)

Wenn das Kind das erste Mal woanders übernachtet

Wenn das Kind irgendwann selbst Fahrrrad fahren kann (egal ob mit oder ohne Stützräder)....

All diese kleinen und größeren Situationen sind gleichzeitig Loslöseprozesse. Diese können einem als Eltern mehr oder weniger schwer fallen. Man denkt dann unter Umständen "was wenn mein Kind mich braucht, was wenn was passiert, was wenn ich nicht mehr gebraucht werde.... Himmel, bald braucht mich mein Kind nicht mehr!einself".

Doch darum gehts ja grade bei der Erziehung, beim Heranziehen des Nachwuchses: Das Kind Stück um Stück zur eigenständigen Person heranzuziehen, so das sich dieser Heranwachsende immer weiter verselbständigt und eines Tages dann aus dem Elternhaus ausziehen kann um ein eigenständiges Leben führen zu können.

All diese kleinen Loslöseprozesse vorher sind Wegbereiter. Quasi kleine Zwischenstufen.

Und die eigenständige Bewältigung des Schulweges gehört irgendwann auch mit dazu.

Du schreibst irgendwo "ab 10 Jahren ists schon klar das ein Kind das selbst schaffen muss". Aber was ist mit den Jahren davor?

Dir fehlt die persönliche Erfahrung als Elternteil, okay. Deshalb nur soviel: Ein Kind kann nicht "von heute auf morgen". Um den Schulweg selbständig bewältigen zu müssen braucht das Kind eine gewisse Menge an Kernkompetenzen. Bis diese aufgebaut sind vergeht einige Zeit. Das ist nix was man mal eben in den Sommerferien plötzlich drauf hat. Es braucht eine individuelle Zeitspanne beim jeweiligen Kind.

Selbstvertrauen, Zeit einschätzen können, Zeit ablesen können, grundlegende Verkehrsregeln kennen (Verhalten als Fußgänger, Verhalten an Ampeln und Zebrastreifen oder Verkehrsinseln, nicht rennen auf dem Gehweg, nicht Fangen spielen auf dem Gehweg, nicht schubsen...), Wissen wie man reagieren kann falls ein Auto anhält "um nach dem Weg zu fragen oder ähnliches"..... etc pp. Das kannst auch nem 10jährigen nicht "einfach mal so innerhalb weniger Wochen beibringen".

Auch ich musste mit 6 Jahren alleine von daheim weggehen und zur Schule, die übrigens damals um 6.50 Uhr angefangen hat.

Weil wir die Aufgabe haben, Kinder zur Selbstständigkeit zu erziehen.

Dafür proben/üben wir auch den Heimweg mit den Kindern zusammen und auch nur in einem Rahmen, der zu bewältigen ist.

Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren, desto gefährlicher wird der Verkehr für die Kids.

Außerdem können sich die Kinder vorher so austauschen und Energie loswerden. Das stärkt ihr Sozialverhalten.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Externe Lehrkraft an einer Grundschule

Am schwierigsten ist für Eltern, immer das goldene Mittelmaß zwischen "Helikopter- und Rabeneltern" zu treffen. Also fördern und fordern, beschützen und alleine machen lassen...

Das Bürgerliche Gesetz­buch besagt, dass „Eltern bei der Pflege und Erziehung die wachsende Fähig­keit und das wachsende Bedürfnis des Kindes zu selbstständigem verantwortungs­bewusstem Handeln“ berück­sichtigen sollen.

Immerhin geht es im gesamten Erziehungsprozess ja darum, das Kind zu einem selbstständigen und unabhängigem Menschen zu machen. Da gehört mit zunehmendem Lebensalter auch immer mehr das Loslassen dazu. Kinder entwickeln sich rasant, und nicht immer fällt es ihren Eltern leicht „mitzuwachsen“.

Kinder gehen unachtsam über die Straße

Der Schulweg muss natürlich zusammen mit den Eltern geübt werden.

Schau z.B. mal hier:

https://www.schulranzen-onlineshop.de/magazin/kind-alleine-zur-schule-laufen-lassen/

Ich habe meine Kinder schon im letzten Jahr alleine zum Kindergarten geschickt. Nur Abholen musste ich sie.

Den Weg zur Grundschule und zurück haben sie vom ersten Tag an alleine bewältigt.

könnten in einem schlecht einsehbaren Bereich schnell entführt ,missbraucht und / oder ermordet werden.

Wenn das deine Angst ist, solltest du dich vor deiner eigenen Familie und dem vertrauten Umfeld deines Kindes hüten - denn dort findet der absolute Großteil dieser Straftaten statt.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Hallo!

Ich staune immer wieder, wie schnell Kinder begreifen, wie das Leben draußen funktioniert. Sie sehen, wie die Großen es machen und bekommen von den Großen klar die Gefahren erklärt.

Angst ist der schlechteste Ratgeber. Kindgerechte Aufklärung über Gefahren und Vorbild durch die Großen sind Zutaten, um Kinder immer weiter in die Selbstständigkeit zu begleiten.