Warum ist meine Mutter immer so abweisend?
Ich bin Anfang 30, und die Beziehung zu meiner Mutter war immer schwierig, weil wir sehr unterschiedliche Charaktere haben. Mittlerweile haben wir uns zusammengerauft, aber es herrschen immer noch viele Missverständnisse zwischen uns vor.
Vor allem eine Sache verstehe ich einfach nicht. Ich bin ziemlich hart im Nehmen und mache die meisten Probleme mit mir selbst aus, das war schon immer so. Sie hat darunter gelitten, weil sie lieber ein Kind gehabt hätte, das man verhätscheln und trösten und an die Hand nehmen kann. Seit ich denken kann, ermuntert sie mich dazu, "doch mal mehr herauszulassen", meine weiche Seite zu zeigen.
Wenn es mir dann aber wirklich mal richtig dreckig geht und ich sogar mal Tränen in ihrer Gegenwart vergieße, dann wird sie grob. Sie bekommt ein verschlossenes Gesicht, wendet sich manchmal sogar ab, macht Vorschläge, wie ich möglichst bald wieder auf die Beine komme, oder witzelt sogar herum. Ich habe bereits als kleines Mädchen darunter gelitten, und es ist heute noch oft so, dass mein Kummer durch ihr Verhalten verdrängt wird. Dabei brauche gerade ich öfter mal einen schwachen Moment, in dem jemand für mich da ist, damit ich nicht ganz verhärte. Für meine Freundinnen bin ich ohnehin immer die Starke, da kann ich mir auch keine Durchhänger leisten, ohne gleich blöd angeguckt zu werden.
Wir haben schon oft darüber gesprochen, und meine Mutter weiß, dass ich unter ihrem Verhalten leide. Sie hat auch schon oft versprochen, sich zu ändern, aber wenn bei mir die Gefühle zu sprudeln beginnen, kommt es doch wieder wie gewohnt. Oft hasse ich sie regelrecht dafür, was die Sache auch nicht besser macht. Dann muss ich noch mehr herunterschlucken, damit es keinen Riesenkrach gibt, denn den kann ich wirklich nicht gebrauchen, wenn es mir ohnehin schon mies geht. Sie ist nämlich obendrein auch noch zutiefst verletzt, wenn ich ihr vorwerfe, mich zurückzustoßen.
Könnt ihr mir erklären, was ihr Verhalten zu bedeuten hat? Langsam verzweifle ich wirklich, zumal wir im Moment recht viel miteinander zu tun haben, weil wir beide in einer Krise stecken. Da sollte man sich in der Familie doch gegenseitig Halt geben. Sie redet auch ständig davon, dass sie gerne mal eine Schulter hätte, aber wenn ich dann versuche, sie zu trösten, zieht sie sich ins Schneckenhaus zurück.
Sonst verstehen wir uns wirklich prima, und ich finde es so traurig, dass unsere Beziehung durch dieses Problem immer angespannter wird. Es macht mich traurig, dass so eine Kluft zwischen uns herrscht, und ich glaube irgendwie, dass es gar nicht nötig wäre. Ich weiß, dass sie keine bösen Absichten hegt, aber sie macht mich wirklich verrückt mit ihrem verschlossenen, fast feindselig wirkenden Gehabe. Wenn ich nur einmal verstehen würde, was los ist ...
Habt ihr einen Rat für mich?
P.S.: Nicht wundern, wenn ich nicht gleich antworte, und kann am Wochenende wahrscheinlich nicht online sein! Trotzdem schon mal danke für eure Antworten!
7 Antworten
Für mich hört sich das so an, als hätte SIE Angst, ihre weiche Seite zu zeigen.
Ihre Reaktion auf Dich, wenn Du Dich schwach zeigst, deutet darauf hin, dass sie Probleme damit hat, darauf einzugehen, Vielleicht musste sie das immer unterdrücken und hat nun verlernt, sie zuzulassen....deshalb auch die Ermutigung an Dich??
Wenn es so ist und sie sich schon einen richtigen Panzer im Laufe der Zeit zugelegt hat, wird es nicht leicht sein, den zu knacken. Aber darin sehe ich die einzige Möglichkeit an sie ran zu kommen und ein offenes Miteinander zu ermöglichen.
Setze da doch mal an, versuche herauszufinden, wo die Ursachen liegen können....was hat Deine Mutter erlebt, wie ist sie aufgewachsen, wie wurde sie von ihrer Mutter behandelt?
Danke, du hilfst mir total weiter! Und stimmt, ihre eigene Mutter war sehr tyrannisch und selbstmitleidig!
hmmm ihr müsst euch akkzeptiern wie ihr seid und nicht versuchen den andern so zu ändern wie ihr es grad gern hättet... und du kannst dir ja jemand andern suchen dem du vertraust um mit ihm/ihr über deine probleme zu reden
Hallo Tiarica,
Ein paar Vorüberlegungen:
Sie hat darunter gelitten, weil sie lieber ein Kind gehabt hätte, das man verhätscheln und trösten und an die Hand nehmen kann.
Das passt absolut nicht zu ihrem Verhalten. Sie verhätschelt nicht, tröstet nicht und gibt auch keine Hand. Falls sie wirklich mal soetwas ausgepsrochen haben sollte, dann war sie sich nicht darüber bewusst, dass sie damit gar nicht umgehen hätte können.
Für meine Freundinnen bin ich ohnehin immer die Starke, da kann ich mir auch keine Durchhänger leisten, ohne gleich blöd angeguckt zu werden.
Hast du dein Leben lang keine Freundinnen/Freunde gefunden, die dir eine starke Schulter geben konnten? Keine kraftspendende Beziehung? Oder hast du solche Menschen lieber aus deinem Leben herausgehalten, den Zugang verweigert? Jeder lernt solche Menschen kennen. Es ist auch deine eigene Aufgabe, sie an die heran zu lassen. Wenn dich deine jetzigen Freundinnen nur "blöd angucken", wenn es dir schlecht geht, dann frag ich mich, ob du überhaupt unter einer herlichen Freundesbeziehung verstehst. Vielleicht täuscht du dich auch und hinter manche wären sehr gerne für dich da.
Ein weiterer Punkt, den ich nicht verstehe: Warum hast du noch nie direkt mit deiner Mutter darüber geredet? Warum hast du es ihr nicht längst (du bist 30 Jahre alt) so gesagt, wie du es uns hier geschrieben hast? Deine Mutter kann dir doch die beste Antwort darauf geben. Natürlich können wir hier vermuten: Sie ist überfordert, sie könnte denken: "Nie hast du dich öffnen wollen, und jetzt erschlägst du mich mit deinem Aufgestautem!", sie ist zur Zeit entkräftet, sie verheimlicht etwas, vielleicht bemerkt sie es selbst gar nicht und ihr fehlt schlichtweg etwas Empathie. Es könnte an so vielem liegen, aber sie steht doch vor dir. Rede doch einfach mal mit ihr darüber, es ist nicht so furchtbar schwer. Das Gespräch lohnt sich sicher, vielleicht bricht dabei irgendein Damm, der euch danach eine wunderbar emotionale und verbundene Beziehung bescherrt.
Wichtig ist aber auch: Arbeite an dir selbst, wenn du Hilfe brauchst, denn Hilfe muss man auch erstmal annehmen können. Anscheinend ist ja deine Mutter das pars pro toto deiner ganzen Umwelt: Im Freundeskreis läuft es genauso ab und du selbst sprichst ebenfalls davon, dass du immer lieber stark sein und alles mit dir selbst ausmachen willst. Niemand sollte so alleine durchs Leben gehen, das macht es unnötig schwer und traurig. Lerne, dich zu öffnen und über deine Gefühle zu sprechen, so wie du es hier getan hast. Aus dir muss ja keine Psychoterapheutin werden, aber manche Herz- und Gefühlsangelegenheiten kann man einfach nicht immer mit dem Kopf lösen, ohne dass man irgendwann um sein Herz bangt.
Liebe Grüße, Balu
Nett gemeint, aber nach hunderten von Stunden von Gesprächen mit meiner Mutter, die alle von mir ausgingen, kann es wohl kaum noch daran liegen, dass ich nicht versuche, mit ihr zu reden ...
Mag sein, dass ich verlernt habe, etwas anzunehmen. Ich bin jemand geworden, der alles alleine schaffen will, vielleicht durch meine Mutter. Vielleicht ziehe ich deswegen die falschen Leute an. Aber sogar wenn ich mal Hilfe suche, endet immer alles damit, dass mein Gegenüber von sich redet und meine Sache in Vergessenheit gerät. Ich muss etwas an mir haben, das mich aussehen lässt, als bräuchte ich keine Anteilnahme.
Kann sein, dass meine Mutter deswegen nicht auf mich zugehen kann? Ich selbst empfinde mich nicht als sonderlich stark, aber andere sehen das von außen wohl anders ... Ich scheine immer auszusehen wie der Stützpfosten von Dienst, an dem sich jeder ein Beispiel nehmen muss.
Hmm das ist wirklich nicht leichg zu beantworten! Vielleicht hat deine Mutter irgend ein anderes schwerwiegenderes Problem, was sie dir schon immer verheimlicht?! Vielleicht solltet ihr einmal eine Familientherapie in Anspruch nehmen! Das kann oft wahre Wunder bewirken und vielleicht werdet ihr dann zusammenfinden! Es wäre doch sonst wirklich schade, wenn ihr sonst so gut miteinander auskommt. Ich wünsch euch beiden jedenfalls viel Glück!;-)
Komisch...ich denk schon dass da was schlimmeres im Busch ist, aber was...?!
Ich wünschte so sehr, ich würde es rausfinden... Nun ja, je länger wir reden, umso mehr traurige Geschichten erzählt sie mir aus ihrer Jugend. Aber ich wünschte so sehr, sie würde mal von sich aus davon anfangen. Es macht mich oft fertig, sie so unglücklich zu sehen.
Vielleicht ist ihr selbst mal was schlimmes wiederfahren, brauchte jemand zum reden, hatte aber niemand!? Könnt doch sein?!
Die Beziehung ist verfahren. Sie hat ihre Vorstellungen und Du Deine. Dass sie Änderung verspricht aber nicht einhält oder nicht einhalten kann, daran kannst Du erkennen, dass die Probleme hier nicht von Wollen oder Nicht-Wollen gesteuert werden, sondern im Unterbewusstsein.
Ihr solltet Euch überlegen, ob Ihr Euch nicht professionelle Hilfe sucht (z. B. Coach oder Moderator für Familientwicklung). Hier können Euch Lösungen aufgezeigt und Hilfestellungen für den Alltag an die Hand gegeben werden, um nicht bei gleicher Situation in die gleichen Handlungsweisen zu verfallen, um Euren "Teufelskreis" zu unterbrechen. Zu zweit werdet Ihr die Situation vermutlich nicht lösen können.
Leider würde meine Mutter NIEMALS zur Therapie gehen. Sie hat auch immer Panik bekommen, wenn ich überlegt habe, eine in Anspruch zu nehmen. Also stimmt, es könnte sein, dass sie was verheimlicht. Das Problem ist nur, dass sie selbst nicht zu wissen scheint, dass sie das tut und was es ist. Meine Mutter kennt sich selbst eigentlich gar nicht.