Warum ist es verpöhnt mit 12 Sex zu haben?

13 Antworten

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Da ist so rein gar nichts schlimmes dran - und mit "Reife" hat das auch nichts zu tun! Das ist genauso ein Blödsinn wie "Sex ist erst ab 14 erlaubt"!

Aber Vorurteile sind ja bequemer als ein Blick in die sexualpädagogische oder juristische Fachliteratur (s. https://www.gutefrage.net/frage/sex-von-kindern-u14---gesetzesgrundlage#comment-94962249 ), nebst anschließendem Nachdenken, wie man wohl zum Vorurteil gelangt ist. ^^

Sex begleitet uns von der Wiege bis zur Bahre. Rund 80% haben während ihrer Kindheit sexuelle Kontakte in verschiedensten Formen und Intensitäten (Quelle: DLF), bis hin zu rund 10% mit Geschlechtsverkehr (Quelle: BZgA). Natürlich ist Sex in JEDEM Alter erlaubt! =8-)) 

Probleme haben damit vor allem religiös-konservative Menschen (also tendenziell weniger evangelische Lutheraner als vielmehr z.B. Katholiken oder - die hierzulande weniger bedeutsamen - Evangelikalen) - hier auch gerne mit dem universalen Motto:  "Erster Sex mit dem Partner fürs Leben". =8-o

Das Alte Testament - und in Folge seine drei Religionen - ist halt sehr frauen- und sexualfeindlich (es enthält die niedergeschriebene Sexualmoral patriarchialischer Nomadenstämne der Steinzeit), und das Christentum hat da, wg. der Leiden Christi, noch die Lustfeindlichkeit hinzugefügt ("christliche Leidensethik", Sex nur zur Fortpflanzung, ...): "Die bedeutendste negative Leistung des Christentums war die 'Problematisierung' der Sexualität (...) Wir brauchen eine Geisteshaltung, die in der Sexualität kein 'Problem', sondern ein 'Vergnügen' sieht. Den meisten Leuten fehlt dazu die Sicherheit - und oft auch die Liebe." (Dr. Alex Comfort, Arzt, Psychologe, Wissenschaftler und Schriftsteller) 

Mehr dazu hier: https://www.gutefrage.net/frage/welche-religion-unterdruecken-die-sexualitaet-und-warum#answer-234405601

Und zum einen sind solche Traditionen langlebig (zumal bis in die 1960er Jahre hinein "Sexualaufklärung" fest in kirchlicher Hand war), denn: "Wenn ich den Glauben eines Menschen mit 8 oder 9 Jahren habe, habe ich ihn für den Rest seines Lebens. 

Je früher ich damit anfange, jemandem einzuimpfen, was er glauben soll, umso eher bleibt er dem für den Rest seines Lebens treu. Auch wenn er mal abgleitet, irgendwann kehrt er zurück.

Und wenn es zu emotionalen Entscheidungen kommt, wie: wen heirate ich, wen wähle ich, dann wird religöser Glaube mächtig." (Dr. Michael Persinger, Neurologe)

Zum anderen meint der amerikanische Sexualtherapeut Dr. Marty Klein, dass die, Zitat, "Anti-Sex-Gemeinde" Furcht vor der Kraft der Sexualität hat, die, wie eine "Seuche", von Haus zu Haus springt. Und das wäre ein Grund, dass sie so den Mythos der "sexuellen Unschuld" der Kinder aufrecht erhalten: Kinder scheinen ihnen als "Generationen-Brandmauer" geeignet, diese "Seuche" einzudämmen. 

Er hat mit "America's War On Sex" ein ganzes Buch darüber geschrieben! Zitat: "Was Sexualität angeht, sind Minderjährige eine unterdrückte Minderheit. (...) Wenn es um Sex geht, haben Kinder keine Rechte. Nicht unzureichende Rechte - keine Rechte. Ihre Rechte wurden ihnen genommen als Reaktion auf die Hysterie der Erwachsenen um ihre Sicherheit, der Ängstlichkeit bezüglich ihrer Moral, der Furcht vor ihrer Unabhängigkeit, Verwirrung über ihre Entscheidungsfindung, und Ablehnung ihrer menschlichen Bedürfnisse.

Sicher, wir steuern den Zugriff der Kinder auf Tabak, Alkohol und Autofahren. Aber die Wissenschaft deckt diese Entscheidungen, und Kinder haben Zugriff auf unbegrenzte, akurate Informationen zu diesen Themen.

(...)

Jeder Außenstehende der diesen Götzen [Anmerk.: der angeblichrn Schädlichkeit] in Frage stellt, wird unverzüglich etikettiert als unsensibel, familienfeindlich, unmoralisch oder pädophil.

(...)

Junge Menschen (...) leiden unter dem systematischen Zurückhalten von sexuellen Informationen, Gesundheitsvorsorge oder Produkten. Sie sind nicht Eigentümer ihrer eigenen Körper (oder Bilder davon), und Sondergesetze kriminalisieren ihre sexuellen Handlungen. Wir wären schockiert, wenn irgendjemand diese Beschränkungen der Sexualität für irgendeine andere Gruppe der Gesellschaft, wie Farbige, Juden oder Taube, vorschlagen würde." (Hervorhebungen im Original)

Nun, in FKK-Deutschland ist es nicht so schlimm wie in "God`s own country". Hier sind schulische Sexualaufklärung Pflicht, zumindest Jugendliche haben Rechte, die Pille ist kostenlos und das Bundesgesundheitsministerium verteilt kostenlos (und online) Ratgeber zur sexualfreundlichen Erziehung ( http://www.bzga.de ).

Aber eben nur an die, die das wissen - und wissen wollen. 

Die "Empörten" sind, wie nicht ungewöhnlich wenn die Empörung diametral zur Mehrheitsmeinung und damit zu Gesetz und Fachwelt steht, halt öffentlich umso lauter.

Der "Witz": Die USA, wo dieses Gesellschaftsklima (und der religiöse Glaube) noch die Mehrheit bilden, liegen bei den Teenagerschwangerschaften ganz oben, Deutschland ganz unten! Die Natur sucht sich so oder so ihren Weg ... 8-)

Libertinaer  13.01.2017, 04:26

Und zur Ergänzung noch ein paar fachliche Zitate:

"Eine der großen Lügen, die wir Kindern erzählen, ist, dass Sex für Liebe steht." (Dr. David Schnarch, Sexualtherapeut)

"Ist Kinder- und Jugendsexualität ein zu kontrollierendes und unterdrückendes Problem, oder ein gesunder Teil des Lebens, der gefeiert, erforscht und zu dem angeleitet werden sollte?" (Dr. Marty Klein, Sexualtherapeut)

"Sexuelle Unterdrückung, so grausam und ungerechtfertigt sie auch sein mag, hat immer eine „Begründung" gehabt. Diese kann vom einfachen religiösen Dogma bis zur pseudo-wissenschaftlichen Theorie reichen, aber ganz gleich wie sie aussieht, sie hat eine grundlegende Eigenschaft: Einer rationalen Auseinandersetzung ist sie nicht zugänglich. Selbst wenn sie keinerlei Sinn ergibt und viele Male widerlegt wurde, wird sie dennoch immer wiederholt. Ihre wirkliche Funktion ist schließlich nicht so sehr, Skeptiker zu überzeugen, als das Gewissen ihrer Verfechter zu beruhigen, eine Funktion, die sie stets bemerkenswert gut erfüllt.

(...)

Aber all dies spielt für die Intoleranten keine Rolle. Da ihr Glaube nicht auf Einsicht beruht, kann Einsicht ihn auch nicht erschüttern. Wenn es also um sexuelle Unterdrückung dieser Art geht, haben wir es nicht mit sachlichen, wohlüberlegten Schlussfolgerungen, sondern einfach mit Vorurteilen zu tun." (Prof. Dr. Erwin J. Haeberle, Sexualwissenschaftler)

"Grundsätzlich hat Sexualität in allen Altersgruppen mit dem Suchen und Erleben körperlichen Genusses zu tun. Sie kann als Lebensenergie verstanden werden, die den Menschen ein Leben lang begleitet. Im Laufe der individuellen Entwicklung äußert sich Sexualität unterschiedlich stark und auf unterschiedliche Weise.(...) Wenn Kinder ihrer Neugierde, ihrem Lustprinzip und ihrem Bedürfnis nach körperlicher Nähe folgen, gehört das zu den normalen kindlichen Betätigungen." (Dipl. Soz. Päd. Dorothea Hüsson, Kinderund Jugendlichentherapeutin)

"'Zwischen zehn und dreizehn Jahren verwandelt sich diese erste Neugierde in die Sehnsucht, selbst Geborgenheit und auch Sexualität mit jemand anderem zu erleben. (...) Auch wenn Jugendliche manchmal spürbar zwischen Erwachsensein und Kindsein hin und her pendeln, sind sie in ihrer Sexualität und in ihren Bedürfnissen nach Beziehung als Erwachsene zu sehen. Das Aufkeimen erwachsener sexueller Gefühle im Alter von etwa 12 Jahren macht einen Teil in ihrem Erleben bereits erwachsen - unabhängig davon, ob es ihnen möglich ist, Verantwortung für ihren Alltag zu übernehmen." (DSA Bettina Weidinger, Pädagogische Leitung des Österreichischen Instituts für Sexualpädagogik, Sozialarbeiterin, Sexualpädagogin und Sexualtherapeutin)

"Ich glaube, dass bei dem Thema Kinder und Sexualität ein großer Anteil von Irrationalität im Spiel ist." (Prof. Dr. Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof)

Tja, da ist Herr Fischer nicht der Einzige ...

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Das Leben ist halt auch ungerecht, aber die meisten würden mit 12 vergessen zu verhüten

Es geht nicht um den Sex oder das jemand 12 ist sondern eher um die geistige Entwicklung. Du darfst da nicht von deiner Frühreife aus gehn. Mach dir doch mal die Mühe und lies dir von Jugendlichen jenseits der 16 die Sexfragen bzgl Geschlechtsverkehr, Verhütung usw an. Da wirds einem schlecht........sogar manchmal bei Fragen von Erwachsenen. Wenn diese Leute unaufgeklärt sind und nicht handlungsfähig, dann kannst du dir ja vorstellen wie hilflos und unwissend eine Person mit 12 Jahren sein kann......

Phoenix2018  27.03.2021, 10:05

und warum sind diese Leute unaufgeklärt und hilflos und unwissend?

weil die Aufklärung unterdrückt, nicht durchgeführt, vernachlässigt wird. teils sogar verboten wird.

wieviele Eltern verbieten der Schule, ihrer Aufklärungs- und Lehrpflicht nachzukommen? wieviele Demonstrationen gab es im konservativen Baden Württemberg, als es darum ging in die Lehrpläne auch alternative Sexualitäten aufzunehmen wie Homosexualität, Transsexualität ..., sprich LGBTxx in die Lehrpläne zu integrieren?

all das trägt nicht unbedingt zu Aufklärung und Wissen bei. und woher soll dann das Wissen kommen? daher kommen dann ja diese Fragen hier, bei denen man sich dann fragt was mit der Jugend los ist. ja, das ist mit der Jugend los, weil wir Erwachsenen denen diese Aufklärung verweigern!

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kaufi  27.03.2021, 11:53
@Phoenix2018

Es geht nicht um die Schuldfrage, ABER widerspreche ich dir nicht ! Zum einen leben die "neuen Bürger" oftmals streng religiös. Einige Eltern (egal welcher Nation) lernen nicht aus den Fehler ihrer Eltern und übernehmen die selben Fehler wie z.B. Verschlossenheit in Sachen Sex. So eine Aufklärung sollte vom Jugendamt verpflichtet werden ohne Zustimmung der Eltern. Trotzdem sind es einfach zu viele junge Menschen, die bereits genau wissen, was sie da tun und zu was es führt. Die ganze Sache bringt recht wenig, wenn das Hirn vor Geilheit ausschaltet und anschließend wenn es bereits zu spät ist, kommen fragen wie "Oh, was nun ?". Doch auch da gilt es, auf das Thema "Es ist passiert, was nun ?" in Schulen besser einzugehen. Zu zeigen, welche Arbeit in einem Kind steckt und was man in jungen Jahren eventuell versäumen könnte. Die ganze Aufklärung bringt nichts, wenn nicht auch etwas Vernunft in Kinder und Jugendliche hinein erzogen wird. Lieber benutzen Erwachsene die Schüler als Munition für solche "Schulfrei-Aktionen" wie Friday for Future. Doch das auch eine "RICHTIGE ALLUMFASSENDE" Aufklärung für die Zukunft nicht weniger wichtig ist, das wollen Lehrer etc nicht wissen. Ist leider so !!!

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Also erstmal mit 12 den richtigen Partner zu finden der dann für ein Leben bleibt ist woll ein echter Glücksfall. Warum schmeißt ihr das einfach weg? Das erste mal sollte man nicht leichtfertig entscheiden. Ich bin 17 Jahre alt und verdammt nochmal Jungfrau! Und das nicht weil mich niemand wollte ganz im Gegenteil ich hab schon einige Beziehungen hinter mir. Mein Jetziger Freund ist auch noch Jungfrau! Wir wollen unser erstes Mal zusammen erleben. Aber um zum Thema zurück zukommen man sollte diese Entscheidung nicht leichtfertig treffen und wenn ich so darauf zurück blicke war ich mit 12 auch noch nicht reif egal ob ich mich dafür gehalten hab.

Mfg

Phoenix2018  27.03.2021, 09:40

auch wenn das schon länger her ist hier.

warum muss man denn unbedingt fürs erste Mal einen Partner fürs Leben haben?
einen Partner fürs Leben gibt es heute nur noch seeeeehr selten. das sind überholte Moralvorstellungen, die es vor annähernd 100 Jahren gab, einfach damals aufgrund der wirtschaftlichen Notwendigkeiten zur Versorgung gegenseitig, weil es keine oder kaum staatliche Hilfen dazu gab.

der Begriff Familie war vor 100 Jahren ein ganz anderer als heute. damals lebten mindestens 4 Generationen unter einem Dach, heute ist die Kernfamilie meistens nur noch Mutter Vater 1-2 Kinder, Hund und Meerschwein. Oma, Opa, Onkel, Tante, ... leben selbst in einem separaten Haushalt.

daher ist es heutzutage überhaupt nicht mehr wichtig, einen Partner fürs Leben zu haben, an den man auf Gedeih und Verderb gebunden ist. sondern beide Partner sind frei zu entscheiden ob sie zueinander noch passen oder nicht, und sich ggf zu trennen.

diese Möglichkeit der Trennung ist ein großer Fortschritt der Moderne, auch wenn er oft mit Krieg und Schmerz verbunden ist. aber er ist wichtig, dass es ihn gibt.

und daher ist es denke ich nicht wichtig, für das erste Mal auf den Partner des Lebens zu warten. da kann mancher dann lange warten.

wichtiger wäre es, wenn Kinder und Jugendliche altersgerecht, aber offen und ehrlich an Sexualität herangeführt werden, vorurteilslos auf alle Arten von Sexualität eingegangen wird, und diese Sexualfeindlichkeit in der Gesellschaft aufhört.

siehe Antwort von Libertinaer, die sexualfeindlichsten Staaten haben die höchste Rate an Teenieschwangerschaften.

warum? weil dort die Aufklärung, auch über Verhütung, am geringsten ist und die Neugier am Größten.

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Du bist über dieses Alter hinweg. Ah, verstehe, du bist schon 12 1/2. Älter kannst du nach deinen übrigen Fragen auch nicht sein.

"... wenn die Kinder bereit dafür sind"

Wie so oft, wenn das Wörtchen wenn nicht wär.
Der ganz überwiegende Teil der Kinder ist eben nicht bereit dafür, in dem Sinne, daß sie reif dafür wären.

Bis vor 2 Generationen bedeutete GV auch Nachwuchs und dafür ist man mit 12 zu 100% nicht bereit.
Und auch heute bedeutet GV mit 12 schon mal Nachwuchs, weil das Wissen und die Zuverlässigkeit bei der Geburtenkontrolle nicht wirklich gegeben ist.

Erwachsene, vor allem Eltern sind dazu da, Kinder vor ihrer Einbildung zu schützen, sie wären für dieses oder jenes schon bereit. Meist müssen sie rückblickend zugeben, daß ihre Eltern recht hatten.

Phoenix2018  27.03.2021, 10:02

und warum ist Sex = GV?

Sex ist so viel mehr als nur Geschlechtsverkehr. und das ist eben für Partner zwischen <14 und >14 ebenfalls rechtlich verboten, in Österreich und Schweiz meines Wissens sogar bei 16.

es muss doch nicht gleich das erste Mal und vollständig sein mit 12. aber das ist offenbar die einzig mögliche Fantasie von Erwachsenen, wenn es um Sexualität geht. weil diese Sexualität automatisch mit GV gleichsetzen.

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