Warum ist es so wichtig rassistische Dinge noch zu "dürfen"?

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Warum fällt so vielen das so schwer?

Weil das Bewusstsein fehlt, dass ein bestimmtes Lied oder ein bestimmter Begriff verletzend und herabwürdigend auf andere wirkt. Das versteht der Sender nicht und meint, man wolle ihm den Mund verbieten.

Kommt vermutlich bei älteren Mitmenschen und bei bildungsfernen Bürgern häufiger vor (ist allerdings nur meine Mutmaßung).

Alex

Unsere Sprache ist untrennbar mit unserer Kultur verbunden und hat sich durch verschiedenenste Einflüsse wie andere Sprachen, geschichtliche Ereignisse, Literatur und Brauchtum gebildet. Sie ist das Ergebnis gesprochener und verschriftlicher Worte Millionen Menschen seit Jahrhunderten. Dies allein ist Grund genug, den eigenen Sprachschatz zu wertschätzen.

Wer aus Afrika herkommt, findet eine Kulturnation vor, die viel der Welt gegeben hat und eine reiche, volle Kultur und Vergangenheit hat. Dazu gehört auch die Sprache. Diese ist zu respektieren. Ein Teil dieses Respektes ist ein minimales Verständnis für die Sprache!

Wenn ihm unsere Sprache nicht passt, darf er abreisen. Denn weder ist das Wort rassistisch, noch so gemeint und war es auch nie! Es wird möglicherweise von einigen so empfunden. Das entspricht dann aber weder der Intention des Sprechers, noch dem Wort selbst.

Grundsätzlich ist es eine verkrampfte Debatte, das zarteste Wort zu finden um nur ja keine Gefühle zu verletzen. Das führt dann zu den wirklich üblen Krampfworten wie "maximalpigmentiert" (Schwarz soll man auch nicht mehr sagen) oder POC (farbig soll man auch nicht mehr sagen).

Was sollte irgendein Chinese dagegen haben, dass drei Chinesen in einem Lied auf dem Kontrabass sitzen? Werden sie in diesem Lied gelyncht oder auch nur schlecht gemacht? Nein. Dieses Kinderlied ist ebenfalls Teil unserer Kultur, kein besonderer, aber warum sollte sich jemand rechtfertigen müssen, wenn er unsere Lieder singt? Falls es ernsthaft einen Chinesen gibt, dem das missfällt, ist es ihm durchaus zuzumuten das Radio abzuschalten, nicht hinzuhören, es auszuhalten.

Das Konzept der kulturellen Aneignung ist im höchsten Maße: Rassismus. denkt man das durch, dann ist es jedem mit falscher Hautfarbe verboten Kulturgüter anderer Rassen oder Völker zu nutzen, tragen, singen. Dann dürfen Schwarze eben keine europäische Mode tragen, Weiße keine Rastalocken (dann werden Musiker ohnehin schon gecancelt) und weiße keine Kimonos. Aber so funktioniert es nicht, denn es schon immer Kulturaustausch gegeben. Das ist etwas wundervolles, nichts schlechtes. Was wäre die Musik der Welt ärmer, ohne die deutsche Klassik. Was wäre die Welt ärmer ohne sie Popmusik, die zu einem guten Teil auf den Blues der Sklaven in Amerika zurück geht?

Hinzu kommt ein weiteres Missverständnis! Denn gerade die Indianer genießen in Deutschland seit mindestens 150 Jahren allerhöchste Achtung und Anerkennung. Spätestens seit Karl May, aber auch durch Buffelo Bill mit seiner Wild-West-Show und Indianertruppe, bewunderten Generation von (hauptsächlich Jungs) die Indianer und dies durchaus auch in ihrem vergeblichen Kampf gegen ihre Vertreibung.

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 - (Psychologie, Gesellschaft, Soziales)

Eisenwind  22.05.2023, 18:19
Weil meine Antwort zu "lang" war:

Wenn sich Jungen als Indianer verkleiden wollen, dann weil sie gern ein wenig wie sie wären: stark und mutig, naturverbunden und stolz! Was sollte daran schlecht sein? Natürlich sind das auch teilweise Klischees. Aber das ist nichts schlimmes. Im Gegenteil, es erleichtert den Zugang und wieviele Menschen haben sich so begonnen, tiefer und ernsthaft mit den Indianern beschäftigt? All die deutschen Indianervereine (vor allem im Osten, wo Indianer auch für Freiheit standen) sind ernsthaft an der Kultur der nordamerikanischen Indianer interessiert. Oft kommt es darüber auch zum Austausch mit echten Indianern mit gegenseitigen Besuchen. Das ist keine Aneignung, das ist Kulturaustausch im besten Sinne. Das ist etwas gutes und völkerverbindendes, welches von den Rassismusschreiern und Intersektionisten in den Dreck gezogen wird. Denen ist es übrigens sicher nicht zu verdanken, dass die indianische Kultur hier überhaupt derart bekannt und geachtet ist! Denn es waren Weiße, welche die Kultur der Indianer bewunderten und nach Europa brachten.

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Es geht hier eben nicht um Rassismus, sondern um Freiheitsrechte. Und Freiheitsrechte sind Voraussetzung zur Entfaltung der Persönlichkeit.

Natürlich gibt es immer Freiheitsbeschränkungen, die von gesellschaftlichen Normen vorgegeben werden, das nennt man Moral. Aber solche Normen entstehen über Generationen weg und können nicht einfach so durch politische Befindlichkeiten erzwungen werden.

Weil es sich in den meisten Fällen nicht um rassistische Dinge handelt, sondern um die Pseudomoral nicht betroffener. Wer sein eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommt versucht seine moralische Überlegenheit durch z.B. das Verbieten der Bezeichnung "Zigeunersauce" darzustellen. Vermutlich mit der Begründung das leckere Gerichte keine kulturellen Bezüge haben dürfen. Warum beschwert sich denn niemand über das "Wiener Schnitzel", den "Berliner" oder über den "Amerikaner"?

Mal abgesehen von wenigen Ausnahmen geht es bei "Das darf mach doch wohl noch sagen" um das absolute Missverständnis aus welchem Grund etwas nicht negativ behaftetes plötzlich rassistisch ist und warum solche Dinge immer so selektiv sind.


EinAlexander  22.05.2023, 16:51
Warum beschwert sich denn niemand über das "Wiener Schnitzel", den "Berliner" oder über den "Amerikaner"?

Weil ein Bürger der österreichischen Hauptstadt die Bezeichnung "Wiener" nicht als Herabwürdigung empfindet. Weil ein Bürger der deutschen Hauptstadt die Bezeichnung "Berliner" nicht als Herabwürdigung empfindet. Und weil ein Bürger der USA die Bezeichnung "Amerikaner" nicht als Herabwürdigung empfindet.

Im Gegensatz zu Sinti und Roma, die den Begriff "Zigeuner" als Herabwürdigung empfinden (so war er ja auch stets gemeint).

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Asardec  22.05.2023, 16:53
@EinAlexander

Deswegen sagt man zu Sinti und Roma auch nicht Zigeuner. Das ist ja klar. Bisher haben mich aber alle Sinti und Roma ausgelacht wenn ich gefragt habe ob die das Zigeunerschnitzel beleidigend finden. Und darum geht es.

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EinAlexander  22.05.2023, 16:55
@Asardec

Aber viele empfinden das als Beleidigung. Also lässt man es einfach. Die Frage war ja, woher dieser Tourette kommt, partout solche Begriffe verwenden zu müssen.

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Das Problem sehe ich weniger in einem konkreten Ausdruck wie Zigeunersoße, sondern im Prinzip davon: Dass man dadurch eingeschränkt wird. Und das Problem liegt darin, dass sich oft nichtmal die "Betroffenen" selbst beschweren, sondern Weltverschlimmbessernde Moralprediger die meinen zu wissen, wie alles zu sein hat und wie sich bestimmte Leute fühlen, obwohl sie nicht dazu gehören.

Wenn sich aktiv jemand beschwert der sich selbst als betroffen sieht, sähe ich es da als sinnvoller das einfach zu aktzeptieren. Nur weil mich jemand eine deutsche Kartoffel oder einen Nazi nennt greift mich das auch nicht an. Ich denke man kann sich da recht gut drüber hinwegsetzen und sehe nicht den Grund eine riesiges Geschrei um Kleinlichkeiten zu machen.

Manchmal habe ich glatt den Eindruck den Leuten geht es zu gut, weswegen sie sich solche Probleme leisten können, aber das ist sicher nicht sehr fundiert (:


TKiller 
Fragesteller
 22.05.2023, 16:57

ich verstehe was du meinst, aber ich glaube hier gibt es noch einen Unterschied in der Häufigkeit, wo diese, man nennt sie ja "Mikroaggressionen", auftreten.

Wie Oft wurdest du schon Nazi genannt? Eins- zwei mal vielleicht? ich unterstelle das jetzt mal so.

Ich kenne schwarze Menschen die JEDEN Tag rassistische Bemerkungen hinnehmen müssen, sich einer N Wort Debatte aussetzen müssen, obwohl dieses Wort in eine sehr tiefe Kerbe bei Ihnen schlägt, Sie Menschen trotz der üblen Vergangenheit sehen, die sich ein Sauf Spaß aus Ihrer Kultur machen, indem diese sich wie sie verkleiden, und dass obwohl diese Kultur damals als Minderwertig vom Westen angesehen wurde etc, etc.

Ist es dann immer noch eine "schlichte Hinnahme"? Ich finde das es einfach unnötig ist so manche Dinge weiter fortzuführen.

Aber ich verstehe natürlich, dass nicht jeder die selben Menschen kennt und deshalb von seinen eigenen Erfahrungen auf andere Schließt. Wenn es hier um 1, 2 Bemerkungen ginge, die man im laufe des Lebens mal bekommt, dann wäre ich voll bei dir.

Aber so ist es oft leider nicht, sonst würden wir diese Debatte glaube ich auch nicht führen...

Aber danke dir für deine Antwort

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HatKeinPlan580  22.05.2023, 17:17
@TKiller
  • wieso schlägt dieses Wort eine so "tiefe Kerbe"?
  • inwiefern sind obsolete "westliche Überzeugungen" relevant für Verkleidungen heute? Diese Leute sind nicht Europa/Der Westen heute
Ich finde das es einfach unnötig ist so manche Dinge weiter fortzuführen.

Ich finde es gefährlich, zu viel oder zu stark in Sprache und die natürliche Entwicklung einer Gesellschaft einzugreifen. Das ist schon viel zu oft schiefgegangen. Außerdem gießt sowas Öl in das wachsende Feuer Rechts außen. Und ich muss zugeben, auch wenn man das nicht hören mag und ich dem sicher nicht selbst zustimmen würde: Ich kann es nachvollziehen.

...die sich ein Sauf Spaß aus Ihrer Kultur machen...

Ehrlich gesagt sehe ich das unkritisch. Besucher des Oktoberfests sind da ein schönes Beispiel, kaufen sich Lederhosenartige Gummianzüge und imitieren das alles auf lächerliche Weise. Das stört mich zum Beispiel nicht (abgesehen vom Unverständnis wieso man sowas macht).
Wenn jetzt Leute sich als Indianer, Cowboys oder was auch immer verkleiden geht es denen nicht um Geschichte, nicht darum symbolisch etwas auszusagen, nicht um politische Korrektheit, sondern sie haben einfach nur Spaß. Und das sollte auch erlaubt sein wie ich finde. Grundlegende freiheitliche Prinzipien sollten nicht zugunsten von so etwas eingeschränkt werden. Und ja, nenn mich naiv, zu liberal, aber ich glaube nach wie vor dran dass das die beste Lösung ist.

Und Danke für deine Reaktion natürlich (: Ich bin gespannt auf deine Sicht dazu

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TKiller 
Fragesteller
 22.05.2023, 17:50
@HatKeinPlan580
  • wieso schlägt dieses Wort eine so "tiefe Kerbe"?

Nun wird es natürlich etwas schwierig, da ich Deutungshoheit über etwas übernehmen würde, um dies zu beantworten. Ich bin wie gesagt nicht selbst betroffen. Ich kann nur versuchen annähernd das wiederzugeben, was ich durch die lieben Menschen erklärt bekommen habe, die hiervon betroffen sind.

Natürlich liegt vieles um dieses Wort herum in unserer Geschichte sprich der Vergangenheit. Aber nur weil etwas vergangen ist, heißt es nicht, dass es keine Auswirkungen mehr auf heute hat. Teilweise geht es hier um Menschen, die ein Teil Ihres Identitätsbewusstseins nicht mehr aufarbeiten können, da ab einen gewissen Punkt der Geschichte ihre Vorfahren verschleppt, versklavt und getötet wurden. Dieses Wort beschrieb mir ein Betroffener mal wie ein buchstäblichen schlagt ins Gesicht, ein zusammenziehen des Körpers, und einfach das Gefühl von Minderwertigkeit. Dabei spielt es tatsächlich keine Rolle wie es der Absender meint. Es ist wie bei einer Person, die eine Vergewaltigung durchleben musste; allein das Aussprechen eines Wortes Triggert dieses innere Gefühl.

An diesem Wort hängt soviel Leid, soviel Schattenseite einer tief dunklen Geschichte, dass es wirklich das beste wäre, dies einfach zu streichen, oder diese allerhöchstens in geschichtlichen Texten aufrechtzuerhalten.

Mit den Verkleidungen ginge meine Erklärung in eine ähnliche Richtung, aber ich glaube, es ist im Groben klar was ich meine.

Ich finde es gefährlich, zu viel oder zu stark in Sprache und die natürliche Entwicklung einer Gesellschaft einzugreifen. Das ist schon viel zu oft schiefgegangen.

Daher ja auch meine ursprüngliche Frage: Warum geht es um das "darf". Alle reden von Verboten aber ich glaube das auch andre Nicht-Betroffene so wie ich letzten Endes gar keine Lust mehr verspüren würden diese Dinge zu tun, also es aus freien Stücken bleiben lassen würden, wenn Sie die gleichen Gespräche wie ich mit Betroffenen führen würden. Wenn man eine Empathische Ader hat, und das traue ich sehr wohl einen Großteil zu, dann glaube ich würden diese von den Geschichten dieser Menschen berührt sein und denken "oh Gott, das ist ja wirklich furchtbar. Nun verstehe ich..:"

Dann sieht man das nicht mehr als eine "Lappalie" sondern als wirkliches Problem, was diese Menschen schon lange mit sich tragen

LG

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HatKeinPlan580  22.05.2023, 17:55
@TKiller

Ich denke mal um auf die "Aufarbeitung des Identitätsbewusstseins" einzugehen bin ich nicht Psychologe genug. Wenn mein Urgroßvater jetzt in den Krieg eingezogen wurde, von einem menschenverachtenden Regime, und gestorben ist, inwiefern hindert mich das dann an irgendwas? Ich kannte diese Leute schließlich nie die vor 100 Jahren schreckliches erlebt haben. Wieso ist diese Verbindung bei anderen scheinbar so viel stärker?

Viele Grüße

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TKiller 
Fragesteller
 22.05.2023, 18:05
@HatKeinPlan580

weil das Ereignis deines Großvaters klar von deiner eigenen Situation getrennt werden kann und in der Gesellschaft dies auch keiner weiter Thematisiert.

Rassismus ist aber komplex und zieht sich bis in die heutige Zeit durch. Von aggressiven Ausschreitungen bis zu ganz subtilen "na komm, jetzt stell dich aber mal nicht so an", was die Rassismus-Erfahrung Betroffener relativieren soll, schlägt dies alles in das selbe Fettnäpfchen mit der Überschrift "Rassismus".

Alice Hasters beschreibt dies in Ihrem Buch als "viele kleine Mückenstiche". Einer ist halb so wild und tut nicht weh. Wenn aber mehrere auf einmal und das täglich kommen sieht dies anders aus.

Das alles sage ich natürlich auch wieder nur in eigenen Worten so, wie ich es von Betroffenen erfahren habe.

Und ich dachte mir auch erst immer "naja ist das nun echt alles so schlimm" aber mittlerweile wo ich das alles gehört habe, und das auch noch von verschiedenen Menschen, denke ich mir wirklich "wozu das alles noch? Einfach für den eigenen Spaß (das Verkleiden) und damit ich aus Prinzip das sagen darf was ich will (auf die Worte bezogen).

Und selbst wenn es bei dem einen oder anderen nicht so schlimm verankert ist: Allein weil es so sein KÖNTNE dass dein Gegenüber sich unwohl fühl lohnt es sich doch diese für uns Kleinigkeiten einfach bleiben zu lassen. Also so sehe ich das

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HatKeinPlan580  22.05.2023, 18:10
@TKiller
und in der Gesellschaft dies auch keiner weiter Thematisiert.

Die NS-Zeit wird ständig thematisiert.

klar von deiner eigenen Situation getrennt werden kann

Inwiefern kann man das heutige Leben von z.B. Schwarzen nicht von Sklaverei im 19. Jahrhundert trennen? Zeig mir bitte (ernst gemeint) wo da der Zusammenhang liegt.

Ich stimme dir aber in der Haltung zu, dass man sich einfach von sich aus bewusster verhalten kann.

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TKiller 
Fragesteller
 22.05.2023, 18:28
@HatKeinPlan580

Das würde von der rein faktischen Erklärung hier die glaube ich die Wort Anzahl und auch meinen zeitlichen Rahmen sprengen.

Ich breche es nur auf das wesentliche herunter. Damals wurde das Modell, die Menschen in Rassen einzuteilen von weißen Europäern eingeführt, um schwarze Menschen minderwertig behandeln, aber dennoch Nachts gut schlafen zu können. Es gibt also ein klares Ungleichgewicht.

Dieses Ungleichgewicht gibt es heutzutage in dieser Form natürlich nicht mehr. Es gibt aber Bräuche, Verhaltensweisen, Begrifflichkeiten etc. die heutzutage weiterhin bestehen bleiben und somit dieses Ungleichgewicht rezipieren.

Wenn du das ganz genau erfahren möchtest und dich das wirklich interessiert empfehle ich dir wirklich das Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten" von Alice Hasters.

Gibt es auch bei Spotify als Hörbuch von ihr gelesen. Da erklärt Sie dies wirklich detailliert und verständlich.

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HatKeinPlan580  22.05.2023, 20:51
@TKiller

Mir fehlt nach wie vor der Bezug zur heutigen Generation etwas ):

Aber danke für die Buchempfehlung

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