Warum ist es eine Gratwanderung , wenn der Staat Kinder vor ihren Eltern schützt??

2 Antworten

Parthenoz hat es schon richtig geschrieben, ich möchte nur meinen Senf bzw. Erfahrung daraus kurz mitgeben. Ich arbeite in der Familienhilfe und speziell bei Familien mit Kindern, in denen es um Trauerbewältigung geht. Ich möchte dir einen Grat zeigen (ein Beispiel, was so immer wieder passiert):

Eine dreiköpfige Familie verliert ein Elternteil, der verbliebene Teil kommt mit dem Verlust nicht klar, das Kind wird nun vernachlässigt, weil einfach die Kraft fehlt, es schmerzt eben so sehr, dass man alles um sich herum vergisst und in der Trauer versinkt.
Das Kind trauert auch, hat aber keinen bei dem es sich ausladen kann, weil der übrige Elternteil mit sich selbst beschäftigt ist.

Nimmt man nun das Kind weg?
In der Regel nicht, es wird erst versucht, die Familie wieder aufzurichten. Das bedeutet unglaublich viel Arbeit, aber die lohnt sich enorm, gerade für das Kind. Es sind ja nicht nur sozial schwache Familien denen so etwas passiert, das kann auch "super tolle" Familien treffen, die nie vorher Probleme hatten. Manchmal wirft das Menschen so stark aus der Bahn, dass sie sich selbst nicht mehr helfen können und aus diesem Loch nicht mehr raus kommen.

Ich habe übrigens bislang nur ein einziges Mal erlebt, dass das Kind weg musste, weil in diesem Fall der Vater nicht mehr klar kommt, überhaupt nicht mehr, er kann nichtmal mehr arbeiten oder Kontakt zur eigenen Familie halten, geschweige denn, sich um sein Kind kümmern.
Trotzdem wird weiterhin versucht die beiden zusammen zu halten, wir machen alles, damit das Kind seinen Vater nicht auch noch verliert.

Das ist nur ein einziges Beispiel einer Gratwanderung für das Jugendamt. Das Ziel ist immer, die Familie intakt zu halten und entsprechend so zu unterstützen, dass sie ein geregeltes Leben führen können, am besten mit den Kindern.

Für Kinder, sind die Eltern die Bezugspersonen, auch wenn diese vielleicht nicht alles richtig machen, aber man kann den richtigen Weg zeigen.

Natürlich ist es das.

Entzieht der Staat den Eltern ihr Kind, so birgt dies ebenso ein hohes Trauma-Potenzial für das Kind.

Das heißt, dass - egal wie man handelt - so oder so eine Gefahr für das Kind gegeben ist. Bleibt das Kind bei den {z.B.} drogensüchtigen/gewalttätigen Eltern, ist es in Gefahr. Entzieht man aber dem Kind seine einzigen Bezugspersonen, ist es ebenso eine Gefahr für die Entwicklung des Kindes.

Solch eine Entscheidung ist eine Gratwanderung und muss genauestens abgewogen werden.