Warum heißt "Where" Wo und "Who" Wer?

5 Antworten

Als "Zufall" würde ich es jetzt nicht direkt bezeichnen, aber das trifft es schon eher. Tatsächlich ist das ein wenn auch etwas merkwürdiges Ergebnis von 1400 Jahren unterschiedlicher Sprachentwicklung. Das Warum ist dabei nicht zu beantworten, man kann nur feststellen, dass es so ist/war.

"Wo" heißt im Altsächsischen hwā̌r, im Altenglischen (auch: Angelsächsischen)  hwǣr, hwā̌r, also praktisch dasselbe; zur weiteren Entwicklung im Deutschen heißt es bei DWDS (Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache):

"Auslautendes r fällt im Dt. bei einsilbigen Partikeln seit dem 11. Jh. ab, Verdumpfung von ā zu ō (beeinflußt durch vorangehendes w) ist (hd.) seit der 2. Hälfte des 13. Jhs. belegt. Der alte Lautstand ist erhalten in der Zusammensetzung warum (...)." Nicht zu vergessen, dass das anlautende "h" im Deutschen verschwunden ist und im Englischen den Platz mit dem "w" getauscht hat (linguistisch: Metathese; kommt häufig vor; Beispiel: Born Brunnen); während der Vokal im Deutschen verdunkelt wurde (a → o), wurde er im Englischen aufgehellt (a → e).

Altsächsisch ("Festlandsächsisch") ist die Sprache des germanischen Stammesverbands der Sachsen (hat nichts mit dem und den heutigen Sachsen zu tun - auch eine merkwürdige Entwicklung ...), die zusammen mit den Angeln die Angelsächsische Landnahme im damaligen Britannien betrieben haben. In England ("Angelland") ist daraus die englische Sprache geworden, in Deutschland das Niederdeutsche. Altenglisch ("Inselsächsisch") ist die anglo-sächsische Variante zur selben Zeit auf der Britischen Hauptinsel. Wobei es entsprechend den Schriftzeugnissen nicht um den Zeitraum der Landnahme ca. 450-600 geht, sondern eher ca. 800, die beiden Sprachen (damals wohl eher noch Dialekte derselben Sprache) also bereits dabei waren, sich auseinanderzuentwickeln.

"Wer" heißt im Altsächsischen hwē, im Altenglischen hwā̌ (hier also klanglich deutlich (?) anders); der helle Vokal ist laut DWDS eine originär deutsche (hochdeutsche?) Entwicklung, das Englische da also konservativer.*

DWDS: "Die für das Maskulinum und Femininum geltende Form ahd. (h)wer (8. Jh.), mhd. wer zeigt als nur dt. Neubildung* den aus dem Genitiv (h)wes (und wohl in Anlehnung an er, s. d.) stammenden Vokal e; bewahrt ist auslautendes -r (aus germ. -z). Daneben stehen asächs. hwē (diphthongiert hwie), mnd. wē, wī, wi(e), mnl. nl. wie, aengl. hwā̌, engl. who, got. ƕas ‘wer’ (...). Anlautendes h- fällt im Ahd. vom 9. Jh. an ab. In den westgerm. Sprachen (außer dem Hd.) schwindet das (aus s entstandene) auslautende -r des Maskulinums."

*So DWDS; im heutigen Schwedisch/Dänisch/Norwegisch heißt es aber (h)vem, im Isländischen hver.

Dt. = Deutsch, hd = hochdeutsch,, germ. = germanisch, westgerm. = westgermanisch (Englisch, Niederländisch/Flämisch, Luxemburgisch, Friesisch, Niederdeutsch, deutsche Dialekte), ahd. = althochdeutsch, mhd. = mittelhochdeutsch, mnd. = mittelniederdeutsch, asächs. = altsächsisch, aengl. = altenglisch, engl. = englisch (war wohl klar ... :D), mnl. = mittelniederländisch, nl. = niederländisch, got. = gotisch

Thelema  14.02.2016, 03:11

Wollte ich noch einfügen, hab ich aber im Chaos des Sortierens dann vergessen: Im Niederdeutschen (und Niederländischen) heißt es waar - wie meistens steht das irgendwo zwischen (Hoch-)Deutsch und Englisch ... in diesem Fall fast der ursprüngliche Lautstand, aus dem dann die gegenläufige Lautentwicklung im Englischen bzw. Hochdeutschen stattfand.

Hätten die nicht alle so genuschelt (und dann natürlich auch noch verschieden), wären das heute noch dieselben Wörter. O_o

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Das ist Zufall. Das englische "also" hat ja mit unserem "also" auch nix zu tun.

Das ist nur Zufall. :-))

"where?" hat nichts mit "wer?" zu tun und "who?" nichts mit "wo?"

Nein, da gab es keinen "Fehler", keine Verwechslung. Diese Wörter sind schon im Altenglischen angelegt.

Im Altenglischen (um 1000 n. Chr.) gab es das Wort hwa für "who" (Neudeutsch= wer) und hwaer für "where" (Neudeutsch = wo).