Warum hat sich die Körperbehaarung des Menschen nur am Kopf nicht zurückgebildet?

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Man muss zunächst einmal festhalten, dass Reduktion der menschlichen Körperhaarung eigentlich gar nicht darin zu sehen ist, dass wir weniger Haare hätten als unsere Vettern, die anderen Menschenaffen. In Wirklichkeit ist die Dichte unserer Körperbehaarung nämlich annähernd gleich wie bei einem Schimpansen. Der Unterschied liegt darin, dass unsere Körperhaare feiner und viel kürzer sind. Eine Ausnahme stellen unsere Kopfhaare dar, die nämlich sehr lang werden, zumindest im natürlichen Zustand, wenn wir nicht regelmäßig zum Friseur gehen würden.

Anthropologen gehen gegenwärtig davon aus, dass der Trend zur Haarlosigkeit beim Homo erectus einsetzte, frühere Menschenformen wie der Homo habilis dürften, für unser Verständnis, noch ein Fell wie alle anderen Affen besessen haben. Das fällt in etwa mit dem Zeitpunkt zusammen, als der Mensch begann, eine ausgeprägte Jagdkultur zu entwickeln.
Am plausibelsten scheint der Verlust der Körperbehaarung damit erklärt zu werden, dass Menschen dadurch das Schwitzen erleichtert wird. Das war in Afrika, wo es heiß ist, auch nötig. Über viele Kilometer hinweg mussten die ersten Jäger ihre Beute hetzen und verfolgen. Das erforderte ein gutes Kühlungssystem und genau dafür ist das Schwitzen gut.

Warum ging nun aber das Haupthaar nicht verloren? Eine Erklärung dafür ist, dass der Kopf durch den aufrechten Gang stark der Sonneneinstrahlung ausgesetzt wurde und Sonnenbrände drohten. Zum Schutz vor der Sonne hat sich deshalb das Haar auf unseren Köpfen erhalten.
Es ist mit Sicherheit aber auch so, dass die sexuelle Selektion dabei eine wesentliche Rolle gespielt hat. Wir betreiben einen sehr großen Aufwand, um mit ansprechenden Frisuren noch heute auf uns aufmerksam zu machen und dem anderen Geschlecht zu gefallen. Es verwundert daher wahrscheinlich nicht, dass in vielen Kulturen eine Glatze ein Zeichen des Zölibats ist. Im Buddhismus beispielsweise wurden Glatzen traditionell nur von den Mönchen getragen.

Übrigens haben sich auch an anderen Körperstellen Haare erhalten. Die Augenbrauen dienen als Schutz, damit kein Schweiß von der Stirn in die Augen laufen kann. Wimpern halten Fremdkörper fern. Und Scham- und Achselhaare sind ein wichtiger Reibungsschutz in den Hautfalten, außerdem könnten sie dazu beigetragen haben, die Ausströmung des natürlichen Körpergeruchs zu begünstigen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Knochendochen13 
Fragesteller
 21.12.2019, 16:27

Vielen Dank! Eine Frage hätte ich aber noch: Wenn der Grund für den Verlust der Körperbehaarung war, dass damit das Schwitzen bei der Jagd in heißen Regionen erleichtert werden sollte, warum haben dann Menschen in allen Klimazonen die Körperbehaarung verloren und nicht nur die Menschen, die in heißen Klimazonen lebten? In Sibirien war es doch sehr kalt und da wäre eine Körperbehaarung doch sicherlich auch beim Jagen nützlich gewesen, oder?

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Darwinist  21.12.2019, 19:59
@Knochendochen13

Ganz einfach: die Körperbehaarung ging schon beim Homo erectus verloren zu einer Zeit, wo Menschen noch in Afrika lebten und nicht in andere Teile der Welt ausgewandert sind. Als der Homo sapiens sich vor etwa 210 000 Jahren Europa erreichte, hatte er sein Fell schon verloren und da er bereits Kleidung aus Fellen herstellen konnte, war es für ihn auch nicht mehr nötig.

Übrigens: die Körperbehaarung ist bei den verschiedenen Völkern nicht überall gleich stark ausgeprägt. Es scheint also sehr wohl eine gewisse klimatische Anpassung zu geben: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/88/Weltkarte-K%C3%B6rperbehaarung.png

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Ähm, wenn du mich sehen würdest wüsstest du: Die Evolution hat die Behaarung am Kopf zurückgebildet.

Das sieht man bei mir, weil ich einerseits in der Evolution weiter bin. Ich bin zusätzlich aber auch furchtbar schlau, weshalb mein Hirn größere Wärme produziert und weniger Kälteschutz durch Haare benötigt, beziehungsweise sogar auf ständige Kühlung angewiesen ist. :o)

gruenefeder  21.12.2019, 01:52

... besser gar keine Haare, als 'ne Glatze !!! :o) :o)

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napoloni  21.12.2019, 08:38
@gruenefeder

Da ist was dran. Wenn die Haare oben fehlen, wachsen sie aus dem Rücken, an den Füßen und aus der Nase wieder raus :o)

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Darwinist  21.12.2019, 11:08
@napoloni

Also kein Haarausfall, sondern "nur" eine Haar-Wanderung? :)

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napoloni  21.12.2019, 12:16
@Darwinist

Möglich :o) Aber Menschen gehören ja auch zu den Neumündern, bei denen sich der Anus in den Mund umgewandelt hat. Bei uns ist also so einiges schon gewandert^^

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Darwinist  22.12.2019, 08:54
@napoloni

Hihi. Es ist aber umgekehrt: der Urmund wird zum Anus, der sekundäre Mund neu angelegt. ;)

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napoloni  22.12.2019, 09:22
@Darwinist

Oh, dann bin ich ja doch kein Arschgesicht oder Arsch mit Ohren :o)

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Es gab vermutlich zwei Gründe. Zum Einen war das Fell auf dem Kopf ein guter Sonnenschutz. Zum Anderen sorgte die sexuelle Selektion dafür, dass unsere Vorfahren nicht kahlköpfig herum liefen. Wer schöne Haare auf dem Kopf hatte, fand sehr viel leichter einen Sexualpartner als jemand der keine Haare hatte. Dass einigen Männern später die Haare ausfallen hat damit nichts zu tun. Denn zu diesem Zeitpunkt haben sie bereits eine Partnerin gefunden. Wer in jungen Jahren keine Haare hatte, wurde nicht von einem Partner gewählt und konnte seine Gene nicht weiter geben.

Das ist nur eine Laune der Natur - sonst gar nichts.

Es gab einmal diese Mutation in der Ahnenreihe der Menschheit, aber das brachte keinen genetischen Vorteil, im Gegenteil, in kalten Regionen bedeutete es mehr Verlust an Körperwärme durch die fehlende Körperbehaarung.

Wofür hat der Mensch noch eine Behaarung in der Genitalregion? Das ergibt doch auch keinen Sinn!

decordoba  20.12.2019, 16:25

Am Kopf schützen die Haare vor einem Sonnenstich - in tropischen Regionen.

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Fuchssprung  20.12.2019, 16:36

Die Haare in der Genitalregion hatte früher sehr wohl einen Grund. Unsere Vorfahren konnten vor zig Generationen noch sehr viel besser riechen als wir. Sie waren darauf angewiesen zu erschnuppern ob eine Frau fruchtbar war oder nicht. Haare vergrößern die Oberfläche unserer Haut um ein Vielfaches. Wenn der Urin darauf trocknete, konnten die Männer sehr genau feststellen ob es sich lohnte die Frau zu begatten oder nicht. Die Haare hatten also eine Funktion die einen Sinn ergab.

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Darwinist  21.12.2019, 11:19
@Fuchssprung

Ich denke, dass diese Rolle der Schambehaarung meist überschätzt wird, der Geruchssinn spielt schließlich bei allen Trockennasenprimaten eine eher untergeordnete Rolle. Wenn wir die Sexualität des Menschen erforschen, dann fällt ziemlich deutlich auf, dass die Frau ziemlich eindeutig (und erfolgreich) den Eisprung verbirgt. Selbst den meisten Frauen ist ohne Kalender oder Urintest oft gar nicht klar, in welcher Zyklus-Phase sie sich befinden. Gleichzeitig praktiziert der Mensch Sex in den allermeisten Fällen dann, wenn die Frau gar nicht fruchtbar ist. Wenn er überprüfen könnte, ob eine Frau gerade fruchtbar ist, warum sollte er sich dann die Mühe machen, wertvolle Energie zu vergeuden, wenn er auch weiß, dass eine Frau gar nicht schwanger werden kann, indem er sich trotzdem mit ihr paart? Daher halte ich es für wahrscheinlicher, dass anhand des Körpergeruchs nicht die Fruchtbarkeit überprüft wurde (noch ein Argument: weshalb sollte sich die Schambehaarung dann beim Mann erhalten haben, der immer fruchtbar ist?), sondern damit eher geprüft wurde, ob jemand generell als Partner passt. Studien haben ja gezeigt, dass Frauen z. B. denjenigen Körpergeruch attraktiver finden, dessen Träger ein zu ihr möglichst komplementäres MHC-Muster besitzt. Wir wählen also (un)bewusst anhand des Körpergeruchs denjenigen aus, dessen Gene dem Nachwuchs die größtmögliche Variabilität/Heterozygotie garantieren können.

Und dann gibt es auch noch einen rein mechanischen Nutzen. Genau wie die Achselhaare wachsen Schamhaare in Hautfalten, dort wo ansonsten nackte Haut auf Haut reiben würde, was unangenehme Rötungen nach sich ziehen kann. Die Behaarung mindert an diesen Stellen die Reibung und beugt Hautreizungen damit vor.

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Elimcdelly  20.12.2019, 16:37

Haare in der Genitalregion ergeben durchaus Sinn: Sie schützen deine Haut vor Reibung und Keime.

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Eine Theorie, die dazu mal gehört habe, lautet, dass die Haare auf dem Kopf das Gehirn vor sonnenbedingten Schäden (Hitzschlag) besser schützen und dass der Wegfall der Körperhaare der besseren Wärmeregulierung bei den langen Wegen der Frühmenschen diente (einfacheres Schwitzen - was viele befellte Tiere gar nicht können).