Warum hat man dass früher mit ß geschrieben?

2 Antworten

Das "ß" ist eine Ligatur (zusammengeschriebene Zeichen) von "s" und "z" aus dem gotischen Alphabet, also ein zusammengeschriebenes "sz". Daher auch der Name "Eszett" des Buchstabens "ß".

Warum braucht man das Eszett auch heute noch?

Das Deutsche braucht einmal das stimmhafte, summende "s" wie in "sausen", zum anderen aber auch ein stimmloses, zischendes "s", wofür es aber keinen eigenen Buchstaben gibt. Als Krücke wurde im gotischen Alphabet dann das Buchstabenpaar "sz" genommen, und, damit man sah, dass es einen einzigen Laut darstellen sollte, hat man diese Buchstaben immer (also auch bei Druckschrift mit Einzelbuchstaben) zusammengeschrieben, also als Ligatur. So entstand ein neuer Buchstabe, das Eszett "ß", und dieses wurde auch ins lateinische Alphabet übernommen, als dieses das gotische Alphabet (in seiner Sütterlin-Form) ablöste. 

Nach einem langen Vokal konnte man nun sehen, ob der folgende S-Laut stimmhaft oder stimmlos gesprochen wurde, weil man zwei Buchstaben hatte:

Hose => Schreibung für das stimmhafte S einfach als "s"

Soße => Schreibung für das stimmlose S mit dem Eszett "ß".

Posse => Nach kurzem Vokal (hier "o") wird der folgende Konsonant (hier "s") verdoppelt; es ist nach kurzem Vokal immer das stimmlose s, also eigentlich "Poßße". Das Eszett zu verwenden, war aber unnötig, denn das stimmhafte s kommt nach kurzem Vokal nicht vor.

Leider gab es zu diesen Regeln sehr viele Ausnahmen, als Folge früherer Rechtschreibbeliebigkeit bis zum 19. Jahrhundert. So wurde nach kurzem Vokal das stimmlose S am Silbenende nicht "ss", sondern nur "ß" geschrieben ("muß", "Kuß", usw.) , das eigentlich ja nur hinter langen Vokalen stehen sollte. Diese Unstimmigkeit hat die neue Rechtschreibreform beseitigt:

Jetzt steht ein stimmloses S nach langem Vokal als "ß" und nach kurzem Vokal als "ss".

Folglich wurde aus der alten Schreibung "daß" ein "dass" (ebenso "muss", "Fass", "Fluss", aber "Fuß", "Gruß", usw.)

Eine kleinere Menge von Ausnahmen blieb aber immer noch bestehen, bei denen nämlich statt "ss" bzw. "ß" nur ein einzelnes "s" geschrieben wurde:So trotz kurzem Vokal "a" der Artikel "das" und nach langem Vokal "a" das Wort "Gras".

Mit der letzten Rechtschreibreform hätten auch diese Ausnahmen abgeschafft werden müssen, also Artikel "dass" genauso geschrieben wie Konjunktion "dass". Und auch "Graß" wie "Fraß". Hat man aber nicht gemacht, denn an die Rechtschreibung des Artikels wollte wohl keiner ran, und die jetztige Ausnahme "das" hat eben den Vorteil, dass sich der Artikel von der Konjunktion "dass" unterscheidet.

Kurze Frage, lange Antwort, die Welt ist kompliziert :-)

Um es von "das" zu unterscheiden. Man hat ja auch Kuß und Fluß mit ß geschrieben.

Inzwischen schreibt man ß nur noch nach langen oder zusammengesetzten Vokalen (Gruß, weiß, Größe) und verwendet nach kurzen Vokalen das Doppel-S.

Hintergedanke war, dass dadurch weniger Fehler emacht werden. Das hat sich aber nicht bewahrheitet: Heute verwechseln die Leute das und dass genauso wie sie früher das und daß verwechselt haben.