Warum hat Jesus nichts Schriftliches hinterlassen?

17 Antworten

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Weil er höchstwahrscheinlich weder schreiben noch lesen konnte und, v.a., weil er der Meinung war, dass das bis heute erträumte "Reich Gottes" noch zu seinen Lebzeiten kommen werde.

Wozu dann der Nachkommenschaft etwas Schriftliches hinterlassen!?


Nofear20 
Fragesteller
 27.01.2023, 08:23

So würde ich es auch sehen.

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Dafur  27.01.2023, 08:59
@Nofear20

Ja du vielleicht. Aber du kennst dich nicht aus. Sieht man ja.

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Tumbler53  27.01.2023, 09:12
@Dafur

Dafur, und was ist deiner Meinung nach "richtig"?

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Dafur  27.01.2023, 10:07
@Tumbler53
Dafur, und was ist deiner Meinung nach "richtig"?

Das hat erstmal nichts mit Meinungen zu tun.

Jesus hat die Schriftrollen im Tempel vorgelesen.

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Tumbler53  27.01.2023, 13:42
@Dafur

Das behauptest du! Die Schriftrollen wurden auch damals schon so oft verlesen, dass sie Jesus als angeblicher Rabbi durchaus auch auswendig vorgetragen haben könnte. Ganz doof war er ja nicht.

Und dass er was in den Sand geschrieben haben soll während der Story mit dem untreuen Eheweib, steht auch nur in der Bibel, wo auch nichts darüber zu finden ist, was er "geschrieben" haben soll, und ob das nicht nur ein verlegenes und sinnfreies Gekritzel war (um Naivlingen wie dir zu "beweisen", dass er "sogar" schreiben konnte).

Außer diesen zwei sehr zweifelhaften Beispielen aus dem großen Märchenbuch gibt es keinerlei Hinweise zu seinen Lese- und Schreibfähigkeiten.

Vermutlich wurden ja auch wohlweislich alle Evangelien über die Zeit seines Schulalters nicht in den Kanon aufgenommen.

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Tumbler53  05.03.2023, 14:32

danke für den Stern

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Hallo Nofear20,

hier einige sachliche Denk-Ansätze zu Deiner Frage.

Jesus war Analphabet

Das ist nicht anzunehmen. Nach meiner Kenntnis der Lebensberichte über ihn wird darin mit großer Regelmäßigkeit berichtet, dass er z.B. imstande war, bei seinen regelmäßigen Synagogen-Besuchen aus den Schriftrollen vorzulesen, z.B. Lk 4,16f:

So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: ...

Zum einen hat man damals nicht an jeder Ecke Stift und Papier bekommen, sondern "Schreiben" war ein enorm aufwändiger und zeitintensiver Vorgang. Zum anderen lag sein Haupt-Augenmerk auf seinem Wirken als Mensch und Persönlichkeit durch seine Verkündigung, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Sicher wird eine erhebliche Rolle spielen, dass Jesus selber zwar wohl schon lesen und schreiben konnte, aber viele seiner damaligen Adressaten nicht. Insofern mag Schreiben für ihn schlicht kein aussichtsreicher Weg gewesen sein, um sein Anliegen zu transportieren.

Darüber hinaus wusste er durchaus, dass die römische Besatzungsmacht seiner Zeit mit allen, die größere Menschenmengen um sich scharten, sicherheits- und abschreckungshalber immer rasch kurzen Prozess machen würde; und wahrscheinlich war ihm bewusst, dass auch ihm das unter Umständen bald drohen könnte, wie es sich dann ja letztlich auch ereignet hat: In der Nacht festgenommen, wenige Stunden später im Morgengrauen nach kurzem Prozess zum Tod verurteilt und zu Mitte des Vormittags bereits Hinrichtung abgeschlossen, wenngleich es gewollt noch mehrere Stunden bis zum Eintritt seines Todes dauerte.

Wenn man nicht weiß, wieviel Zeit letztlich für das persönliche Wirken bleibt, mag Schreiben nicht die Perspektive der Wahl sein, weil man da überhaupt nicht persönlich wirken würde und auch das Schriftwerk u.U. nicht vollenden könnte - zumal eben nur viel weniger Menschen sich mit seiner aufgeschriebenen Botschaft beschäftigt hätten als wenn sie ihn persönlich erleben und überdies eben viele des Lesens nicht gar mächtig gewesen sein dürften.

So gesehen scheint sein Vorgehen für mich sehr nachvollziehbar zu sein.

Liebe Grüße 🙂

Jesus war kein Mann des Schreibens, sondern ein Mann der Tat. Abgesehen davon denke ich mal wird er den Beruf von Josef erlernt haben.

"Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Mt 13,54–55

Diese Frage kam von den normalen Leuten aus Nazareth, die sich wunderten, warum Jesus so weise daher reden konnte. Denn als ein Zimmermann ist es nicht üblich das man weise daher reden kann, noch das man schreiben kann. Es war wichtig das man sich mit dem Bau auskannte und vielleicht etwas rechnen konnte vor allen Dingen aber, dass die Handgriffe saßen. Geht man in unserem eigenen mitteleuropäischen Kulturraum nur wenige Generationen zurück, so ist es gar nicht selbstverständlich, dass ein einfacher Handwerker lesen und schreiben konnte.

Jetzt kommt das ABER..... Jesus konnte schreiben, was aus Johannes 8 hervor geht.

2 Frühmorgens aber kam Jesus wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. 3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, auf dass sie etwas hätten, ihn zu verklagen. Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7 Als sie ihn nun beharrlich so fragten, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie das hörten, gingen sie hinaus, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. 10 Da richtete Jesus sich auf und sprach zu ihr: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.

Er konnte also schreiben.

Dennoch bleibt die Frage offen, die da ist, warum hat er nichts schriftliches hinterlassen. Ich sehe das ein wenig so wie in meinem Beruf. Ich bin Erzieherin. Ich schreibe zwar sehr viel an Dokumentation, aber diese richtet sich nicht an die Kinder. Die Kinder ahmen mich nach. Sie übernehmend das was ich vormache und versuchen sich darin. Ich kann den Kindern zwar überall Bilder hinhängen die aufzeigen was richtig und was falsch ist. Allerdings bringt das nichts. Ich habe es selber ausgetestet. Ich habe ein Bild hingehangen wo ein Kind ein anderes beißt. Das Bild war durchgestrichen. Also wusste das Kind "Nicht beißen". Ähnliche Bilder waren auch vorhanden mit nicht hauen, treten, spucken.... Wir haben auch die Regelbilder besprochen aber gehalten hat sich niemand daran. Die Bilder hingen gut sichtbar für alle auf Sichthöhe der Kids. Und dennoch standen Kinder davon und gingen sich sprichwörtlich an die Kehle. Die Bilder habe ich dann abgemacht und die Kinder mit einbezogen ins Geschehen, von Gefühlen berichtet und auch vorgemacht wie man sich richtig verhält wenn man geärgert wird. Innerhalb ein paar Wochen hat sich das Verhalten der Kinder zu besseren gewandt. Die Bilder brachten nichts

Jesus wollte das die Menschen aufhören mit sündigen und in seine Fußstapfen treten. Also redete er und machte vor wie man sich sich richtig verhält als gläubiger Mensch. Er lud die Menschen ein ihm nachzueifern. Und wenn man heute die Bibel sieht und wie die Menschen damit umgehen und mit ihrer Umgebung umgehen, so kann man sagen, die Schrift nutzt bei einigen Leuten gar nicht. Viele wissen das die Schriften vorhanden sind. Viele haben in etwa eine Ahnung was drin steht, viele könnten sich die Schriften auch ansehen, machen sie aber nicht. Aber es ist wie mit meinen Bildern. Wenns nicht vorgemacht oder vorgelebt wird, dann interessiert es keinen. Und ich denke mal, Jesus schien das gewusst zu haben.

Jesus lebte geben, gönnen, helfen. Er war Vorbild. Und er erreichte die Erleuchtung. Weil das Universum/Gott uns mehrfach das zurück gibt, wie wir ihm geben.

Aufschreiben ist gut und schön, aber geben, gönnen, helfen ist besser.

Jesus wusste nichts davon, dass sie später aus seinen Lebensgeschichten das Christentum als Religion machen wollten.

Jesus war ein Mensch wie jeder andere auch. Aber durch sein vieles Geben, gönnen, helfen wuchs er zu hoher Bewusstheit, was Bewusstsein und bewusstes Sein ist. Und das ist die höchste Energie im ganzen Kosmos. Denn Gott ist das Sein, das 1Bewusstsein. Gott ist kein alter Mann.


Nofear20 
Fragesteller
 27.01.2023, 08:38
Jesus wusste nichts davon, dass sie später aus seinen Lebensgeschichten das Christentum als Religion machen wollten.

So ist es. Er hätte als gläubiger Jude seine Vergottung wohl entschieden als Gotteslästerung abgelehnt.

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Dazu fallen mir gleich mehrere Möglichkeiten ein:

Erstens war man vielleicht vor 2000 Jahren nicht gerade als Zimmermann bzw. Sohn eines Zimmermanns nicht unbedingt in der hinreichend gebildeten Gesellschaftsgruppe, in welcher man auch lesen und schreiben konnte. Nur weil er sich mit der Schrift der Juden auskannte und sowohl Aramäisch als auch Hebräisch, vielleicht auch Altgriechisch und Latein sprechen konnte, heißt das deshalb noch nicht, dass er es auch lesen und schreiben konnte. Die vier erwähnten Sprachen waren eben einfach Teil seines alltäglich-gesellschaftlichen Umgangs.

Zweitens werden Schriftrollen und Schreibmaterial damals vermutlich nicht unbedingt billig gewesen sein. Selbst die ersten Neutestamentarischen Schriften, also die Briefe des Neuen Testaments (die Evangelien wurden erst später niedergeschrieben und sind vermutlich nur wegen des zeitlichen Kontextes der Ereignisse oder zumindest Geschichten im Neuen Testament vorher enthalten), entstanden erst Jahre nach seiner Himmelfahrt.

Drittens, auch wenn ein anderer Eindruck entstehen mag war in den drei Jahren, in welchen Jesus auf seiner Wanderpredigertour unterwegs war, während welcher ihm seine treuesten Jünger folgten, wird vermutlich recht wenig Zeit gewesen sein, zwischendurch so etwas wie eine Art Tagebuch zu führen. Und abgesehen davon hatten doch auch die Jünger während der Zeit offenbar nichts geschrieben, denn selbst die ersten im Neuen Testament enthaltenen Evangelien entstanden frühestens ein paar Jahrzehnte nach der Himmelfahrt Jesu - auch da wird zumindest wieder der zweite Absatz als Begründung relevant sein und mit mindestens 70 Jahren wird man damals vermutlich auch kaum noch in der Lage gewesen sein, selbst zu schreiben. Heute mag das weniger ein Problem sein, aber das ist hauptsächlich der besseren Lebensqualität, schon allein der besseren medizinischen Versorgung wegen verdankt.


Nofear20 
Fragesteller
 27.01.2023, 12:47
Erstens war man vielleicht vor 2000 Jahren nicht gerade als Zimmermann bzw. Sohn eines Zimmermanns nicht unbedingt in der hinreichend gebildeten Gesellschaftsgruppe, in welcher man auch lesen und schreiben konnte. Nur weil er sich mit der Schrift der Juden auskannte und sowohl Aramäisch als auch Hebräisch, vielleicht auch Altgriechisch und Latein sprechen konnte, heißt das deshalb noch nicht, dass er es auch lesen und schreiben konnte.

Ganz genau, so sieht es die Forschung auch.

Und abgesehen davon hatten doch auch die Jünger während der Zeit offenbar nichts geschrieben, denn selbst die ersten im Neuen Testament enthaltenen Evangelien entstanden frühestens ein paar Jahrzehnte nach der Himmelfahrt Jesu

Auch das ist richtig. Man muss wohl davon ausgehen, dass die jungen Begleiter, die aus einfachen Fischern und Bauern bestanden, erst recht Analphabeten waren.

Alle Schreiber der Evangelien waren wohl Angehörige einer gebildeten Oberschicht, die Jesus nicht gekannt haben. Bei allen Evangelien handelt es sich um sog. Pseudepigrafien.

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