Warum haben Molekülverbindungen niedrigere Siedetemperaturen als Ionenverbindungen?

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Also normalerweise bestehen Molekülverbindungen ja aus mehr oder weniger kleinen Molekülen, die aus kovalent verbundenen Atomen bestehen. Zwischen den Molekülen bestehen dann aber nur noch relativ schwache Wechselwirkungen, wie zB van der Waals Kräfte oder Dipol-Dipol Wechselwirkungen. Wenn das ganze jetzt siedet, dann müssen also nur diese schwachen Wechselwirkungen aufgehoben werden --> relativ leicht.

Bei Ionenverbindungen anderereseits bestehen Coulomb Wechselwirkungen in alle Raumrichtungen. Diese sind viel stärker als die schwachen Wechselwirkungen zwischen Molekülen. Und beim Sieden einer Ionenverbindungen gehen dann die einzelnen Ionen in die Gasphase, nicht größere Verbände wie zB bei Molekülen. Es müssen also alle Wechselwirkungen des Ions aufgehoben werden --> eher schwer, höhere Temperatur.

Dann gibt es noch den schon erwähnten Fall von Molekülgittern, in denen Atome durch kovalente Bindungen dreidimensional quasi unendlich verbunden sind. Darunter fällt zB Diamant. Hier muß man also alle kovalenten Bindungen lösen und den Kohlenstoff in die Gasphase zu bekommen. Das ist natürlich noch schwieriger als bei den Ionenverbindungen. Jetzt kommt aber der Unterschied: Wenn der Kohlenstoff dann wieder kondensiert wird er sich ja wahrscheinlich nicht wieder als Diamant anordnen sondern eher als amorpher Kohlenstoff. Es liegt vorher und nachher also nicht der gleiche Stoff vor. Ich würde das nicht als Sieden bezeichnen sondern als Zersetzung.

Ja, aber sind Ausnahmen welche vorallem bei Organischen Verbindungen vorkommen.

Das haben sie nicht. Den höchsten Siedepunkt hat Diamant (4200°), aber auch viele andere Stoffe mit Molekülbindung sieden erst bei sehr hohen Temperaturen (Korund 2250°).