Warum ging Bertolt Brecht in die DDR und nicht in die BRD?

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Warum hätte er in das Land gehen sollen, wo viele von denen, die ihn vertrieben haben wieder in Amt und Würden waren? Außerdem wurde Brecht, der seit 1942 in den USA als "feindlicher Ausländer" geführt wurde, von den westlichen Besatzungsbehörden die Einreise nach Westdeutschland untersagt.

Als Linker im Westen angefeindet fand er in der DDR Bedingungen, die ihm die Arbeit ermöglichten. So fasste er im Theaterbetrieb wieder Fuß und konnte mit Helene Weigel ein eigenes Theaterensemble gründen. Brecht sah in der DDR trotz ihrer Unzulänglichkeiten den Gegenentwurf zur restaurativen bürgerlichen Bundesrepublik.

Tristanian  06.10.2012, 19:07

Und hat damit die Diktatur dort zementiert und salonfähig gemacht, wie man an einigen Antworten hier sehen kann.

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Merzherian  06.10.2012, 19:29
@Tristanian

Diese Interpretation finde ich denn doch als ein wenig zu weit hergeholt. Die Diktatur kam nach Brecht im Lauf der Geschichte, nicht mit oder durch Brecht und salonfähig hat wohl kein Autor diese gemacht!

Gestatte aber denjenigen, die ein wenig Wissen sich angeeignet haben, dieses auch manchmal in humoriger Art und Weise entfleuchen zu lassen.

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derdorfbengel  06.10.2012, 23:21

Jou. Super Antwort. Da ich auch nur dasselbe gesagt hätte, kann ich da auf eine Antwort gut verzichten.

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Er war Sozialist/Kommunist und dachte, dass der in der SBZ (später DDR) aufgebaut werden würde.

NinaMartens 
Fragesteller
 06.10.2012, 13:45

Danke dir!

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Weil er in der DDR die größeren künsttlerischen Möglichkeiten hatte. Im Westen Deutschlands wurden seine Stücke in den ersten Nachkriegsjahren überhaupt nicht gespielt. Obwohl Kommunist, ist Brecht nie in der SED gewesen und stand dem DDR-Regime skeptisch gegenüber.

NinaMartens 
Fragesteller
 06.10.2012, 13:46

Vielen lieben Dank!

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Wo fand denn ein Marxist damals wohl seine Heimat... im kapitalistischen West-Deutschland? Lies dazu einmal seinen "Kaukasischen Kreidekreis". Es reicht das Vorspiel/Nachspiel: "Der Streit um das Tal"

NinaMartens 
Fragesteller
 06.10.2012, 13:45

Vielen Dank, werd ich mal tun.

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Zum einen, nach dem Ende des Krieges, war weder West- noch Ostdeutschland dies, was die meisten heute meinen als solches zu kennen. Nicht nur für Berthold Brecht, nein nach meiner AUffassung hätte es für jeden freiheitlich denkenden Menschen eine Menge gute Gründe gegeben, das Gebiet der DDR als Lebensort vorzuziehen.

Politisch war die Einstellung von Brecht bekannt. Der Westen, stark beeinflußt und kontrolliert von den Westmächten, mit der Altlast der Nazis dürfte in seinen Augen doch gewaltige Negativerscheinungen auf dem Konto gehabt haben. Die DDR schien den Neuanfang für ein VOlk, nach sozialistischem VOrbild zu eröffnen. In dem Sinne ist es logisch, dass für den Schriftsteller/Autor, der schon ein Gutteil Unterdrückung, Anfeindung wegen seiner weltpolitischen Ansichten, hier in der DDR wohl zur damaligen Zeit die bessere Grundlage einer freien Arbeit lag. Inwieweit sich dies denn in den folgenden Jahren als wahr oder falsch herausgestellt hat, dass hat die geschichtliche Entwicklung bis 1989 eindrucksvoll gezeigt. Aber bitte, Hüben wie Drüben.