Warum gibt es "es" in diesem Satz?
Ich bin ein Deutschlerner und heute sah einen Satz wie "Es hatte vorher auch noch niemand so klar darüber geschrieben, was das Leben an der Front mit der Seele einens Menschen machen kann."
Warum enthält dieser Satz das Wort "es"? Das Wort "schreiben" soll mit Akk. benützt werden, aber ich denke, man kann sagen, wie "Niemand hatte vorher auch noch so klar darüber geschrieben, was...kann."
5 Antworten
1. Stilistisches „es“ am Beginn des Satzes:
a. „es“ als Platzhalter für das Subjekt. Das Subjekt kann besonders hervorgehoben werden, wenn man es nach dem Prädikat stellt. Da das Prädikat aber an 2. Position im Satz stehen muss, setzt man an die 1. Position das Wort „es“:
Es lief ein großer Bär im Park herum. = „Ein großer Bär“ ist das Subjekt, das betont werden soll. Daher steht es nach dem Prädikat „lief“. Weil der Satz „Lief ein großer Bär im Park herum.“ aufgrund der Regeln der Satzstellung nicht korrekt sein kann, muss das „es“ an die 1. Position gesetzt werden.
Variante bei veränderter Satzstellung: Ein großer Bär lief im Park herum.
b. „es“ kann an 1. Position in subjektlosen Passivsätzen stehen:
Es wurde lange über den Diebstahl diskutiert. = In diesem Satz gibt es kein Subjekt, daher wird „es“ als Subjekt eingesetzt.
Variante bei veränderter Satzstellung: Über den Diebstahl wurde lange diskutiert.
Schönes Wetter beschreibt die Abwesenheit von Regen, Nebel, starkem Wind und geschlossener Wolkendecke. Ergo: gute Gelegenheiten für Unternehmungen im Freien und in der Natur.
- Schönes Wetter ist. = falsch (Dieser Satz ist nicht vollständig, es fehlt irgendeine Angabe nach dem Verb, z.B. "angenehm / die Voraussetzung für einen Spaziergang / für mich wichtig".)
- Ist schönes Wetter? = korrekt (Aber das ist eine Ja/Nein-Frage mit "schönes Wetter" als Subjekt)
- Heute ist schönes Wetter. = korrekt (Dieser Satz ist vollständig mit "schönes Wetter" als Subjekt und einer Zeitangabe)
- In München ist schönes Wetter. = korrekt (hier mit Ortsangabe)
Wenn wir aber keine Orts-/Zeit- oder andere Angaben haben, brauchen wir irgendeinen Satzanfang, damit es keine Frage ist wie in 2.). Wir brauchen dann ein Pro-Wort/Ersatzwort. Und dieses Ersatzwort ist "es".
- Es ist schönes Wetter.
Auch so:
- Wer hat meine Schokolade gegessen? - Das war Simon. / Simon war das.
- Wer steht vor der Tür? - Das sind wir, Hans und Gretel. / Wir sind das, H. und G.
- Was ist das? - Das ist nichts, es ist nur der Wind.
Manchmal steht es nicht für ein bestimmtes Nomen, sondern übernimmt formal die Funktion des Subjekts, ohne eine eigentliche Bedeutung zu haben.
Pronomen: es | Grammatik | DW Deutsch Lernen
Vielleicht gibt es noch andere Seiten, auf denen es (hi, hi!) besser erklärt wird.
Wenn das "es" nicht wäre, dann wäre der Satz eine Ja/Nein-Frage:
Hatte vorher auch noch niemand so klar darüber geschrieben, was das Leben an der Front mit der Seele eines Menschen machen kann? - Nein, vorher hatte noch niemand so klar darüber geschrieben. / Doch, vorher hatte schon 'mal jemand so klar darüber geschrieben.
Satzbauplan:
- Vorher hatte noch niemand so klar darüber geschrieben, was (...).
- Noch niemand hatte vorher so klar darüber geschrieben, was (...).
- So klar hatte vorher noch niemand darüber geschrieben, was (...).
- Es hatte vorher noch niemand so klar darüber geschrieben, was (...).
Wenn man weder das Subjekt (niemand) noch ein Zeitadverb etc. an den Anfang des Hauptsatzes stellen möchte, weil man z. B. keine dieser Informationen wichtiger als die anderen findet, dann bleibt einem als Platzhalter nur "es".
Genauso:
- Heute Abend findet ein Open-Air-Konzert statt.
- = Es findet heute Abend ein Open-Air-Konzert statt.
- Die Betten werden morgen frisch bezogen.
- = Morgen werden die Betten frisch bezogen.
- = Es werden morgen die Betten frisch bezogen.
Variante ohne es: Vorher hatte auch .....
Ich denke "Es hatte.." macht nur Sinn wenn vorher schon Sätze geschrieben wurden, auf die man sich mit "es..." dann bezieht.
???
Das kannst du genauso verwenden wie im Englischen das "It".
Du kannst auch sagen "...was es [das Leben an der Front] damit machen kann" Zumindest hört sich das richtig an.
Viele Jahre denke ich schon (als deutsch Geborener und dieser Sprache durchaus mächtig) über folgendes nach:
"Es ist schönes Wetter."
WAS - um Himmels Willen - ist schônes Wetter???
Grüßle, Minifried