Warum geht die Gesellschaft nach Abschlüssen und nicht nach Stärken und Schwächen?

9 Antworten

Je nach Beruf kann der Abschluss eine sehr unterschiedliche Rolle spielen - von keiner (z. B. Paketfahrer, Animateur, Politiker), über eine Grundvoraussetzung für die weitere Verwendung nach Persönlichkeit und Leistung (z. B. Pädagoge, Betriebswirt, Kunsthistoriker) bis hin zu einem weitgehend alleinigen Kriterium für die Stelle (z. B. Verwaltungsfachangestellter, Zerspanungstechniker, Altenpfleger). Je nach dem wie relevant das in der Ausbildung gelernte Fachwissen für die jeweilige Position ist.

Erst einmal sind ja alle Bewerber unbekannt. Nach irgendwelchen Kriterien MUSS man sich ja entscheiden. Würde man jeden Bewerber erst einmal ein halbes Jahr kostenlos beschäftigen können, wäre es natürlich einfacher.

Abschlüsse werden zur ersten Orientierung benötigt …

Wenn du 100 Bewerber hast musst du doch irgend wie anfangen

Stärken und Schwäche erkennst du erst nach und nach

Für viele ist ein Praktikum zu zeigen was in ihnen steckt

Tichuspieler  18.04.2023, 10:28
Für viele ist ein Praktikum zu zeigen was in ihnen steckt

Rein theoretisch stimme ich Dir zu, aber ...

Ich war viele Jahre lang ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und durfte während meiner Erwerbslosigkeit auch an Maßnahmen teilnehmen, die vom Jobcenter initiiert wurden.
Drei dieser Maßnahmen beinhalteten ein Praktikum.
Ein Praktikum hatte ich beim Fernsehen, eines bei einem privaten Radiosender hier in der Region.

Sowohl der Fernsehsender als auch der Radiosender wollten mich mit Kusshand nehmen, brauchten aber für mich finanzielle Unterstützung vom Jobcenter, da sie es ansonsten nicht mit dem Gehalt stemmen konnten.
Beides wurde abgelehnt.
Als Begründung für den Fernsehsender, die mich als Texter und Einsprecher haben wollten: "Das ist kein Ausbildungsberuf, wird also abgelehnt".
Beim Radiosender, der mich als Radiojournalist und Moderator haben wollte: "Dass man Ihnen gesagt hat, dass Sie gut und für den Job geeignet sind, erzählt man jedem. Das kann man nicht ernst nehmen. Immerhin haben Sie ja nur den erweiterten Realabschluss. Um beim Radio zu arbeiten, brauchen Sie mindestens ein Studium!" Und damit war für das JC das Thema gegessen.

Ich habe auch noch andere Sachen erlebt - nicht nur vom Jobcenter - die aufzeigen, dass es der Umwelt manchmal egal ist, was man kann, weil die Umwelt einen lieber in eine Ecke drängen will, von der sie meinen, dass man dafür wesentlich besser geeignet ist. Eigene Vorstellungen werden dabei vollkommen ignoriert.

Hinzu kommt: Selbst WENN man sich weiterbildet (in meinem Fall autodidaktisch), gilt dies nicht als Qualifizierung. Man hat zwar eine Bestätigung, dass man einen Kursus erfolgreich absolviert hat, aber da man ja ursprünglich etwas vollkommen anderes gelernt hat, ist der Wisch nur Klopapier

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Sabbi999  18.04.2023, 19:06

Wenn Texter mein Traumberuf ist, dann wäre ich dem Sender finanziell entgegen gekommen vielleicht durch Teilzeitstelle und hätte mir zusätzlich einen Nebenjob gesucht .
Zumindest eine gewisse Zeit, vielleicht hätte sich daraus etwas entwickelt…..

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Jeder kann sich nach seinem Abschluss weiterentwickeln - einen Abschluss nachholen, sich weiterbilden, einen Meister machen , später noch studieren.

Nach einer abgeschlossenen Ausbildung ist der Schulabschluss, den man mal gemacht hatte , relativ uninteressant für einen Arbeitgeber, dann zählen eher Qualifikation, Leistung und Erfahrung.

Weil Abschlüsse nun mal einfach ein höheres Gewicht haben. Mit einen Abschluss beweist man, dass man etwas kann anders ist es bei stärken und schwächen. Sollte normalerweise klar sein....

Woher ich das weiß:Berufserfahrung